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Preview - Anno 1701 : Strategie-Hit im Taschenformat

  • DS(i)
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Stummes Wuseln

Optisch versucht das mobile Pendant den Look des großen Vorbilds zu kopieren. Und schafft es gewissermaßen: Hier und da mangelt es aufgrund der schwachbrüstigen Plattform zwar an Details, mit den liebevollen Bauwerken und Landschaften machen das die Entwickler vom Frankfurter Studio Keen Games aber locker wieder wett. Mit der Zeit wuselt es herrlich über den Touchscreen des Spielers: Hier fahren Händler die eingesammelten Waren zum Kontor, dort flanieren die Kaufleute über die neue Pflasterstraße, schwarzer Rauch schwebt über den Fabriken der Juweliere, während die Fischer mit ihren schäbigen Kuttern auf hohe See schippern – definitiv ein wunderschöner Anblick. Schade nur, dass von den Gebäudetypen nur zwei pro Stufe übrig bleiben. Vor allem im späteren Verlauf des Spiels fällt zunehmend auf, dass sich diese beiden Typen optisch kaum voneinander unterscheiden. Darüber hinaus gibt es zwei Zoomstufen, die allerdings noch gut eine dritte verkraftet hätten, mit der die komplette Insel im Blickfeld ist. Den Großteil der Zeit wird der Spieler aber ohnehin in der nahen Perspektive verbringen. Auch die Performance kann sich sehen lassen: Erst in einem sehr hohen Grad der Bebauung kommt es zu leichten Rucklern, bis dahin läuft 'Anno 1701' auf dem DS aber auch bei jedem Vulkanausbruch vollkommen flüssig. Vorbildlich! Akustisch hat die DS-Portierung allerdings wenig zu bieten: Vom typischen 'Anno'-Soundtrack mal abgesehen, findet sich keinerlei melodische Untermalung, etwa durch die einzelnen Fabriken oder Plantagen, beim Überfliegen der Insel. Auch Sprecherrollen wurden, zumindest bislang, nicht verteilt.

'Anno 1701' kommt mit zwei Modi daher: Zum einen wäre da die Kampagne. Dort besegelt, besiedelt und saniert ihr als Victor LeRoi in 15 Missionen die neue Inselwelt auf Geheiß der Königin. Die fordert nach und nach diverse Güter und lässt euch auch durch computergesteuerte Mitstreiter unter die Arme greifen – vollkommen ohne Gegenleistung, versteht sich. Der Plot selbst wird durch gezeichnete Szenen im Comic-Stil erzählt. Bis ihr die Kampagne durchgespielt habt, vergeht reichlich Zeit. Je nach dem, wie eilig ihr es habt, können da schon locker 20 Stunden draufgehen. Profi-Strategen werden sicherlich schneller ans Ziel kommen, Neueinsteiger dürften für das Erledigen der Aufträge eher länger brauchen. Das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis rundet das Endlosspiel ab, das sowohl allein gegen den Computer oder via WLAN im Mehrspieler-Modus gestartet werden kann. Dort dürft ihr jeweils die Start- und Siegbedingungen festlegen und unterwegs oder zu Hause mit Freunden diverse Inselwelten erkunden. Spaßig!

Kleine Ungereimtheiten

Die Preview-Version hat bei uns einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, der allerdings durch einige kleine Mängel etwas getrübt wird. Unverständlich bleibt, warum aus Stoffen keine Kleider hergestellt werden können – es fehlt einfach die dafür nötige Weberei. Wer seinem Volk also etwas auf den nackten Leib schneidern will, ist auf Baumwolle und Schneidereien angewiesen. Ebenfalls noch optimierungsbedürftig: die Tastenbelegung. Per se nutzt 'Anno 1701' für DS ausschließlich den Stylus. Wer will, kann im Optionsmenü einige Shortcuts anlegen. Blöd nur, dass dabei automatisch das Steuerkreuz mit den einzelnen Buttons belegt wird. Im Klartext: Wer den Kontor auf den den X-Button legt, kann diesen auch mit der Hoch-Taste erreichen. Selbiges Problem herrscht bei den Schultertasten, die rechts wie links automatisch gleich belegt werden. Letztlich muss man sich so immer auf die notwendigsten Abkürzungen beschränken, wirklich sinnvoll ist das aber nicht – 'Die Siedler DS' macht das an dieser Stelle wesentlich besser. Abseits der Steuerungsproblematik sorgen auch die faulen Polizisten für Ärger, nämlich immer dann, wenn sie nicht ausrücken, obwohl die stadtbekannten Diebe ihr Unwesen treiben. Bei aller Liebe zur Polizeisatire, das nervt.

Fazit

Sören Lohse - Portraitvon Sören Lohse
'Anno 1701' ist auch auf dem DS ein absoluter Pflichtkauf, das steht fest. Mir gefällt das entschlackte Konzept, abgesehen von einigen Ungereimtheiten, sehr gut – stundenlang könnte man das flinke Wuseln der Inselbewohner beobachten und deren Wirtschaft optimieren. Hobby-Strategen werden mit Sicherheit viel Spaß mit dem Titel haben. Wenn die Entwickler noch an den kleinen Mängeln schrauben, wird das Aufbau-Strategiespiel bestimmt ohne Hürden unseren Award abgreifen. Kein Wunder, bei dem Vorbild.

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