Test - Beyond Good & Evil : Beyond Good & Evil

Viele Spiele in einem
Die vier wesentlichen Elemente - Erkunden, Rätseln, Kämpfen und Schleichen - verbinden sich zu einem Gesamt-Kunstwerk, das bislang ohne Konkurrenz ist. Die einzelnen Abschnitte gehen flüssig ineinander über und wirken nie gestellt oder gezwungen. Großen Anteil an der erfolgreichen Verknüpfung dieser Bestandteile hat die Steuerung: Mit der X-Taste schlagt ihr zu, drückt Knöpfe, sprecht Charaktere an oder feuert die Kanonen eures Hovercrafts ab, mit dem ihr weite Strecken überbrückt - die Bedienung passt sich der Situation an, nicht ihr euch der Situation. Sprünge führt das Programm an Abgründen automatisch aus und spart sich somit eine weitgehend überflüssige Taste auf. Nur für die Kontrolle der Kamera sowie Einsatz-Befehle eurer Mitstreiter veranschlagt das Spiel zwei zusätzliche Knöpfe.

Doch was 'Beyond Good & Evil' so einzigartig macht, sind noch nicht einmal die hervorragend verwobenen Komponenten des Gameplay, sondern vielmehr die Dinge, welche neben dem eigentlichen Spiel liegen. Beinahe vollkommen frei könnt ihr euch in der Welt von Hyllis bewegen, die Gegend erforschen und an verschiedensten Mini-Games teilnehmen: In einer Bar fordert euch ein Bekannter zu einem Spiel mit Luftkissen-Scheiben auf, eine Kanal-Abzweigung führt euch zu einer Hovercraft-Meisterschaft, in der ihr eure Fähigkeiten als Rennfahrer unter Beweis stellen dürft. Als Belohnung winken Perlen, die als Zahlungsmittel auf dem Schwarzmarkt gelten und mit denen Jade und Pey'J beispielsweise ihr Hovercraft aufmotzen können.

Zugunsten der Freiheit haben die Entwickler von 'Beyond Good & Evil' einen kleinen Preis auf Kosten eines kalkulierbaren Schwierigkeitsgrades gezahlt: Erledigt Jade viele der kleinen Neben-Quests, werden die Kämpfe dank umfangreicher Energie-Reserven schnell zu einem Kinderspiel, umgekehrt steigt die Herausforderung gewaltig an, wenn ihr euch strikt an den roten Storyfaden klammert.

Besser als im Kino
Kugelrunde Pluspunkte sammelt 'Beyond Good & Evil' letztlich auch für seine knisternde und lebendige Atmosphäre. Obwohl die Story nicht über langweiliges Mittelmaß hinaus kommt, ist die Spannung durchweg zu spüren - und wenn Pey'J in einer bedrohlichen Feindes-Basis sagt: 'Ich wäre jetzt lieber zu Hause im Leuchtturm', dann wünscht man es sich gleich mit ihm. Überhaupt, das Spiel versprüht ein solches Flair, dass es schon fast erschreckend ist: Vielerortens wuseln Menschen, Tiere und Fahrzeuge umher, während blinkende Leucht-Reklamen nach Aufmerksamkeit schreien. Aber auch stillere Plätze existieren, in denen sich Natur und Panorama genießen lassen.

Untermalt wird das Geschehen von einem brillanten Instrumental-Soundtrack, der sich jeder Situation anpasst; in den Kämpfen laut und wild, beim Erkunden der Küste ruhig und besinnlich. Ebenso ist die deutsche Sprachausgabe außerordentlich gut gelungen - sei es der italienische Akzent eures Computers, das wohlige Grollen von Pey'J oder die sanfte Stimme Jades.

Einzig und allein die Grafik kann nicht vollends überzeugen: Zugunsten einer lebhaften Welt haben die Entwickler auf das ein oder andere Polygon an Charakteren und der Umgebung verzichtet, dennoch treten an wenigen Stellen Framerate-Einbrüche auf. Geschmackssache dürften die dicken schwarzen Balken am oberen und unteren Bildrand sein, bei denen es sich nicht um PAL-Balken handelt. Sie sollen wohl das Movie-Feeling unterstreichen. Dem sehr guten Gesamt-Eindruck tut dies jedoch alles keinen Abbruch: Wer einmal über die spiegelnd glitzernden Wasser-Straßen der Hauptstadt gefahren ist, mag sich keine Verbesserungen mehr wünschen.