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Test - Divinity: Original Sin 2 : Viel zu gut um wahr zu sein?

  • PC
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Auch wenn das Erzähltempo abermals etwas zu langsam für unseren Geschmack ausgefallen ist, fügen sich in Divinity: Original Sin 2 die Einzelteile viel besser ineinander. Die Nebenmissionen dienen nicht nur dem Selbstzweck, sondern haben erzählerische Relevanz. So erfahrt ihr etwa von neuen Fluchtwegen oder erhaltet andere Hinweise für die Hauptstory. Oftmals ist eine klare Trennung von Haupt- und Nebenquests gar nicht möglich, was für eine sehr lebendige Welt sorgt. Die gute englische Vertonung tut dazu ihr Übriges.

Auf Biegen und Brechen

Wie eingangs erwähnt, liegt die Besonderheit von Divinity: Original Sin 2 in der spielerischen Freiheit, die es euch überlässt. Allein für die Flucht aus der Festung haben wir fünf mögliche Wege gefunden (die sich aber oft nur in Nuancen unterscheiden), und da waren die besonders kreativen vermutlich noch nicht einmal dabei. Denn abseits der klar vorgegebenen Möglichkeiten ist noch ein riesiger Graubereich für Tüftler. Fast scheint es so, als würden euch die Entwickler eine Liste mit legalen Cheats in die Hand drücken und sagen: „Hier, versuch dein Glück. Du kannst unser Spiel biegen soweit du willst, aber brechen wirst du es nicht.“

Tötet wen immer ihr wollt, stehlt so viel ihr wollt, versucht euch aus Situationen herauszureden, teleportiert euch an sonst unzugängliche Stellen, hackt blockierende Türen einfach klein, bewegt große Objekte, die den Weg versperren, mit Telekinese, sprecht mit Tieren, wechselt den Charakter für neue Dialogoptionen, entdeckt versteckte Passagen – kurz: Seid einfach kreativ. Wenn ihr eine missionsrelevante Person umbringt, lässt sich die Quest vielleicht niemals abschließen; womöglich erfahrt ihr erst gar nicht von einer Mission. Doch irgendwie geht es immer weiter.

Divinity: Original Sin 2 bricht tatsächlich nicht. Aber es strauchelt dafür an unerwarteten Stellen, etwa wenn das Questtagebuch uns explizit anweist, zu einem bestimmten NPC zu gehen, ein Gespräch mit ihm aber weder die Mission voranbringt, noch abschließt. Das ist besonders unangenehm, weil das Spiel darauf aufbaut, euch nicht immer an der Hand zu nehmen. Manche Missionen lassen sich erst viel später oder nur durch viel Herumprobieren oder glückliche Entdeckungen lösen. Als bewusste Designentscheidung ist das völlig in Ordnung, macht aber Bugs, die zu zusätzlicher Unsicherheit führen, ob es nun die eigene Schuld oder die des Spiels ist, umso schwerwiegender.

Ein tragischer Schwank

Dennoch ist all dies schnell vergessen, wenn die dynamische Welt ihre Stärken auspackt. Gleich zu Beginn des Spiels haben wir unabsichtlich einen emotionalen Moment erzeugt, der uns stark in Erinnerung geblieben ist. Im Lager der Festung treffen wir auf eine freundliche Mitgefangene namens Butter. Wir flirten ein wenig mit ihr und sind selbst von unserem Erfolg damit überrascht. Wir versprechen ihr, sie mitzunehmen sobald wir einen Fluchtweg gefunden haben. Sie scheint es eher als Scherz zu verstehen, doch die Hoffnung keimt wohl in ihr. Bei einem zweiten Gespräch lässt sie uns wissen, dass sie es kaum erwarten kann.

Wenig später kommt es in ihrer unmittelbaren Nähe zu einem Kampf zwischen uns und einem Koch und seiner Bande, die andere Lagerbewohner drangsaliert. Eigentlich gehört Butter ebenfalls dieser Bande an, doch verkündet sie lautstark, dass sie nicht tatenlos zusehen kann und schreitet als unsere Verbündete in den Kampf ein. Soweit läuft alles nach Script. Als wir nach dem Kampf einen Elfen aus einem Käfig befreien, verwickelt uns der in ein Gespräch. Im Hintergrund bemerken wir, dass wir wohl ein Bandenmitglied übersehen haben. Dieses attackiert unsere Butter.

Divinity: Original Sin 2 - Gameplay Overview Trailer
Der Gameplay-Overview-Trailer zu Divinity: Original Sin 2 soll euch einen generellen Spielüberblick über das PC-Rollenspiel verschaffen.

Hektisch versuchen wir, uns durch den Dialog zu kämpfen, denken aber, dass Butter schon durchhalten wird, bis wir ihr zu Hilfe eilen. Doch das Bandenmitglied war offenbar stärker als gedacht, und Butter ist tot. Nachdem wir sie gerächt haben, finden wir bei ihrer Leiche einen Tagebucheintrag. Darin erwähnt sie uns und die leise Hoffnung, in dieser rauen Welt doch noch jemanden gefunden zu haben, mit dem sie ein neues Leben beginnen kann. Natürlich hätten wir neu laden können um diesen Fehler zu verhindern und ganz kurz haben wir darüber nachgedacht. Doch manche Geschichten, wie tragisch sie auch sein mögen, müssen einfach geschrieben werden.

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