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Test - Jack Keane und das Auge des Schicksals : Humorvolles Adventure mit Schwächen

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Angesichts der verkorksten Bedienung passt es ins Bild, dass ihr euch nicht wie im Genre üblich per Tastendruck alle Interaktionsmöglichkeiten, sondern ausschließlich jene Objekte einblenden lassen könnt, die ihr auch wirklich aufheben könnt. So signalisiert ein Blinken etwa ein Brett. Dass ihr damit den offenen Türschlitz einer Gefängniszelle verbarrikadieren könnt, verrät euch aber niemand, zumal man aufgrund der fehlenden Hotspot-Funktion gar nicht wahrnimmt, dass es jenen Türschlitz überhaupt gibt. Ferner nagen am undurchsichtigen Rätsel-Design zuweilen Logikfehler. Warum etwa in der klirrkalten Grotte des Kilimandscharos binnen Sekunden eine Hütte gefriert und mächtige Eiszapfen an der Decke baumeln, die mitgeführten Eisschollen aber nach wenigen Schritten schmelzen, ist uns schleierhaft.

Trotz fehlender Hinweise und einiger fragwürdiger Rätsel verweilen die grauen Zellen in Jack Keane und das Auge des Schicksals im Dämmerschlaf. Dafür sind die Knobelaufgaben zu kurz und zu simpel gestrickt - echte Kopfnüsse fehlen. In euren Taschen sammelt sich stets nur eine Handvoll Gegenstände an, die meist offensichtlich miteinander kombiniert werden müssen. Auch die zahlreichen Kämpfe, in denen man die richtigen Kampftechniken auswählen muss, hätten wir am liebsten übersprungen.

Rätselveteranen und Genre-Fans dürften sich also unterfordert fühlen, obschon sich im Handlungsverlauf das eine oder andere Puzzle geradezu anbietet. Das Abenteuer opfert den spielerischen Anspruch aber zugunsten schneller Ortswechsel und seiner unterhaltsam erzählten Geschichte - ohne jedoch die unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten zwischen den Herzensdamen Amanda und Eve konsequent zu Ende zu denken. So unterscheiden sich einige Lösungswege sowie die Endsequenzen nur in Nuancen. Verschenktes Potenzial.

Der gelungene Humor reißt es raus

Womit Jack Keane und das Auge des Schicksals richtig auftrumpfen kann, ist das Herzstück des Spiels: der Humor. Die häufigen Sprüche und urkomischen Situationen lockern das Geschehen wunderbar auf und lassen euch jeden Ärger vergessen, zumal die Witze noch pointierter gelingen als im schon amüsanten Vorgänger. Bereits zu Spielbeginn, als ihr verzweifelt versucht, mit einem Spiegel euren britischen Akzent zu morsen, sickert die Komik durch. Später trefft ihr auf einen lispelnden Insassen, dessen Informationen ihr ob des Sprachfehlers mühsam dekodieren müsst. Amanda verscheucht derweil nackte Chinesen aus der Dusche und liefert sich ein ulkiges Wettsaufen mit einem Nitroglyzerin schluckenden Captain. Selbst ein kurioser Donkey-Kong-Verschnitt feiert sein Auftreten, Bananenschale und rollende Kisten inklusive. Herrlich.

Bei all den originellen Ideen ist es fast schon schade, dass sich der heitere Soundtrack kaum traut hervorzutreten. Dabei hat uns vor allem im Pausenmenü immer wieder der Rhythmus gepackt und zum Mitschwingen angeregt. Hinsichtlich der Grafik haben wir nur an den teils steifen Animationen etwas auszusetzen. Die hölzernen Gesichter wirken nicht mehr zeitgemäß, werden durch die hübschen Kulissen aber wettgemacht. Überhaupt entschädigen das Flair und der Humor für die vielen Mankos. Daher freuen wir uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Jack Keane. Nächstes Mal hoffentlich mit mehr Feinschliff.

Fazit

Mirco Kämpfer - Portraitvon Mirco Kämpfer
Verkehrte Welt bei Deck 13: Da zauberten sie uns 2007 ein fantastisches Point-&-Click-Adventure und jetzt das. Wer zum Teufel hat sich diese katastrophale Bedienung ausgedacht? Wo ist die Hotspot-Funktion geblieben? Und warum treffe ich während der Geschichte kaum Nebencharaktere, mit denen ich plauschen kann? Zumindest bei der mühseligen Steuerung haben die Entwickler mittlerweile eingelenkt - ein Patch ist bereits in Arbeit. Das Notpflaster flickt jedoch nicht alle Spaßlöcher. Knobelfreunde ärgern sich über die anspruchslosen Rätsel, Einsteiger vermissen Hinweise. Woran es indes nicht mangelt, ist der Humor. Klar, bei einigen Sprüchen kann man nur mit den Augen rollen. Doch der Humor verleiht dem Spiel seinen Charme, ohne den es nur ein solides Adventure wäre. Für einen etwaigen Nachfolger ist aber mehr Feinschliff vonnöten, sonst hat Jack Keane seinen bedeutenden Namen bald verspielt.

Überblick

Pro

  • professionelle Vertonung
  • pointierter Humor
  • abwechslungsreiche Schauplätze
  • motivierende, flott erzählte Geschichte
  • schöner Soundtrack
  • annehmbare Spieldauer

Contra

  • fummelige Bedienung
  • überwiegend anspruchslose Rätsel
  • Ton- und Logikfehler
  • altbackene 3-D-Grafik
  • untypisch oberflächliche Dialoge
  • mäßige Inszenierung

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