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Test - No More Heroes : Kunstvoll skurrile Antihelden-Saga

  • Wii
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Das ist die Crux des Spiels: Rein nach den Fakten beurteilt müsste es schlechte Wertungen und hämische Verrisse hageln. Selbst die atmosphärisch sehr schicken Kämpfe spielen sich eigentlich immer gleich, Abwechslung wird mehr in Form "blöder" Gags oder noch simplerer Spielkonzepte, wie die beschriebene Baseball-Geschichte, geboten. Aber genau dieses infantile Gehabe macht einen Mordsspaß, wenn ihr euch darauf einlassen könnt. Das ist fast schon vergleichbar mit Quentin Tarantinos 'Pulp Fiction': Ein Film, der ebenfalls, rein faktisch betrachtet, einige "schlechte" Elemente besitzt, diese jedoch mit so viel Stil und Liebe präsentiert, dass dabei etwas absolut Kultiges entsteht.

Die an Pop-Art, abstrakte Comics und moderne Kunst erinnernde Präsentation wird dem Ambiente gerecht, obwohl es, technisch gesehen, einige arge Probleme gibt. Trotz der limitierten 'Grand Theft Auto'-Kulisse ist die 3D-Grafik alles andere als ruckelfrei, glücklicherweise wirken sich die Zuckler nie auf die Spielbarkeit aus. Dafür ist das Charakter-Design auch in optischer Hinsicht gelungen. Die netten Effekte und die stellenweise sehr bizarr wirkende Kulisse tun ihr Übriges.

Der Ton als Kunstform

Das absolute Highlight von 'No More Heroes' ist definitiv der Sound, womit ausnahmsweise mal kein hypergenialer Soundtrack gemeint ist. Die Musik ist zwar ebenfalls sehr gut, jedoch wird sie von den prächtigen Sound-Effekten regelrecht erdrückt. Hier regiert eine Mischung aus krachenden Tönen und an Arcade-Automaten aus den 80er-Jahren erinnerndes Gepiepse, wobei speziell Letzteres absolut perfekt zum Einsatz kommt. Ebenso enttäuscht die Sprachausgabe nicht einen Millimeter und festigt das sowieso schon gelungene Charakter-Design noch stärker.

Selbst der Lautsprecher der Wiimote hat eine essentielle Bedeutung, zumindest atmosphärisch betrachtet. Nicht nur, dass ihr aus diesem einige Geräusche eures Katanas vernehmt, zwischendurch ruft euch immer mal wieder Sylvia Christel an. Ihre Monologe ertönen ebenso aus der Wiimote, weshalb ihr sie in der Tat wie ein Handy in den Händen halten solltet, um Sylvias Gebrabbel zu verstehen.

Abschließend gibt es noch einen kleinen Rüffel für die Steuerung: Während diese beim Laufen und Kämpfen einen neuen Atmosphärestandard in Sachen Wii-Benutzerführung markiert, ist die Fahrerei mit dem Motorrad schlichtweg mies. Zwar könnt ihr euch beliebig viele Unfälle erlauben, trotzdem hätte eine weniger bockige Lenkung der so oder so unnütz wirkenden Stadt wenigstens etwas an Fahrspaß sowie Atmosphäre gegeben.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Was für ein unglaublich bizarres und geniales Spiel! ’No More Heroes’ ist ganz klar nicht für jedermann geeignet und schon gar nicht für Leute, die in Sachen Design oder sinnvolle Spielelemente stur sinnvolle Fakten erwarten. Abseits der sehr atmosphärischen Kämpferei erhaltet ihr eine extra abgefahrene Story und absichtlich langweilig designte Minispiele, welche, ich betone es noch mal, gerade deshalb auf ihre bizarre Art spaßig wirken. Schon ’Killer 7’ gehörte zu meinen liebsten Sleeper-Hits und ’No More Heroes’ setzt da noch einen drauf. Travis Touchdown ist ab jetzt mein Lieblingsantiheld, die Soundeffekte gehören vergoldet und das Ende ist definitiv eines, welches man als Liebhaber von Kuriositäten erlebt haben sollte. Für mich ist ’No More Heroes’ ein Kunstwerk der ganz eigenen Art, sowohl in Sachen Präsentation und Story als auch Spieldesign.

Überblick

Pro

  • irrwitzige Soundeffekte
  • abartig brillante Story
  • geniales Charakterdesign
  • hervorragende Kampfsteuerung
  • abwechslungsreiche Endgegner
  • ein lohnenswertes Finale
  • “langweilige“ Minispiele, die skurrilerweise nicht langweilig sind

Contra

  • technisch schwach
  • leere, öde Stadt
  • Konzept und Design sind, nüchtern betrachtet, nicht wirklich gut
  • schlechte Motorradsteuerung

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