Preview - Sunrise : Spruchgewaltiges Abenteuer

Das nimmt dem Spiel zwar etwas den Spaß der üblichen Kombinationsaufgaben, auf der anderen Seite ist euer Grips aber auch schon ordentlich damit gefragt, in den jeweiligen Situationen die richtige Lösung zu finden. Oder vielmehr die richtigen Lösungen, denn die Entwickler legen viel Wert darauf, dass die Aufgaben auf unterschiedlichen Wegen lösbar sind. So könnt ihr beispielsweise die durchweichte junge Dame entweder mit einem selbst gebastelten Heizlüfter oder aber einem heißen Scheinwerfer aufwärmen. Und auch für Rätsel benötigte Objekte sind nicht selten an verschiedenen Stellen zu finden. Das bietet natürlich einen gewissen Wiederspielbarkeitsfaktor, denn neugierige Spieler können versuchen, die Rätsel bei einem zweiten Anlauf auf neue Arten zu lösen und gegebenenfalls sogar neue Handlungsstränge zu entdecken.

Sprücheklopfer vom Dienst

Neben den Rätseln bilden die Dialoge einen wichtigen Aspekt der rund 20 bis 25 Stunden Spielzeit. Überhaupt wird viel Wert darauf gelegt, dass der Spieler seine Umgebung aufmerksam beobachtet und den Dialogen auch wirklich zuhört. Aber genau da wird das Spiel etwas zweischneidig. Die TML Studios haben sich offenbar das Ziel gesetzt, möglichst humorige Dialoge zu erstellen, quasi ein bisschen im Stile eines 'Beverly Hills Cop'. Das funktioniert im Grunde auch ganz gut, sieht man mal von einigen Plattitüden ab. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass oft Masse statt Klasse angesagt ist und das eigentliche Spiel sowie die wichtigen Gespräche durch die ausufernden Kalauer quasi erschlagen werden. Immerhin kann man die Dialoge per Mausklick abkürzen, allerdings kann einem da auch schon mal der eine oder andere Hinweis entgehen.

Praktisch ist das Hilfesystem des Spiels. Neben dem Tutorial und einer „Schnullerhilfe“, in welcher euch das Spiel beim ersten Rätsel etwas zur Hand geht, gibt es einige Optionen. So könnt ihr per Leertaste interaktive Objekte als Fragezeichen einblenden, sodass ihr nicht jeden Bildschirm pixelgenau absuchen müsst. Außerdem könnt ihr euch in eurem PDA die aktuelle Aufgabe anzeigen lassen sowie schrittweise Lösungshilfen zuschalten, wenn ihr mal feststeckt. Der dort angegebene Lösungsweg muss dann aber nicht unbedingt der beste und schnellste sein.

Hübsche Bilder, gute Sprecher

Was die Kulisse von New York angeht, wurde einiges an Aufwand ins Spiel gesteckt. So wurden unzählige Fotos erstellt und als Basis für die Straßenzüge der Stadt genutzt. Dementsprechend sieht die Kulisse des Spiels erfreulich authentisch und detailliert aus. Auch die Charaktere wurden liebevoll umgesetzt, was die Gesichter angeht, allerdings wirken die Animationen zum Teil schon arg unbeholfen. Insgesamt hinterlässt das Spiel in Sachen Optik aber einen recht ordentlichen Eindruck – vor allem die Straßen von New York wissen zu gefallen und die Zwischensequenzen sind ebenfalls gut inszeniert.

Im Hinblick auf die Soundkulisse haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen. Neben gut gemachter Hintergrundmusik und brauchbaren Umgebungsgeräuschen können vor allem die deutschen Sprecher überzeugen. Kein Wunder, handelt es sich doch um fast ausnahmslos bekannte Namen wie Andreas Fröhlich (John Cusack, Edward Norton), Torsten Michaelis (Wesley Snipes, Martin Lawrence) und Ulrike Stürzbecher (Jennifer Aniston, Kate Winslet) sowie den Doku-Sprecher Dirk Müller.

Fazit

von Andreas Philipp

'Sunrise' hinterlässt eigentlich einen sehr ordentlichen Eindruck. Der Verzicht auf das Inventar schmerzt wenig, da die Rätsel im Grunde sehr logisch sind. Was mich noch etwas stört, ist, dass der Spieler doch recht oft hin und her rennen muss, um die Rätsel zu lösen. Außerdem müssen die Entwickler aufpassen, dass sie es mit den flapsigen Dialogen nicht übertreiben und das eigentliche Spiel in den nicht selten aufgesetzt wirkenden Kalauern der Charaktere untergeht.