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Test - Doom Eternal: The Ancient Gods 2 : Ein krönender Abschluss?

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Vier Level voller Höllengesocks. Plus drei aus dem ersten DLC. Ergibt insgesamt zwanzig Kapitel voller adrenalinschwangerer Action. Wenn es euch ums reine Ballern geht, ist Doom Eternal ein Quell sprudelnden Spielspaßes. Erwartet nur keinen epischen Story-Abschluss mit weltbewegenden Erkenntnissen, denn den kann The Ancient Gods Part 2 leider nicht auffahren. Man verlässt das Schlachtfeld mit gemischten Gefühlen.

Mein Lexikon muss veraltet sein. Ich finde unter dem Stichwort „Ballerspektakel“ kein Bild von Doom Eternal, obwohl es zweifellos dorthin gehört. Man kann darüber diskutieren, wie viel Einfluss Id-Softs Serie auf das Genre der Ego-Shooter hatte, wo es bergauf ging und wo bergab, aber an der Qualität des 2020er Ablegers besteht kein Zweifel. „Fulminant“ ist das einzige Attribut, das auch nur in die Nähe einer passenden Beschreibung kommt.

Ich weiß, dass manche Leute an der Hektik des Spielablaufs verzweifeln. Dass er visuell wie auch bei den Reflexen überfordern kann. Aber das ist Teil des Spiels. Wer bei Doom Eternal nicht alle fünf Minuten den Faden verliert, nicht diese Momente auskostet, in denen Chaos und mangelnde Koordination instinktives Handeln erzwingen, der spielt es nicht richtig. Irgendwo im undurchschaubaren Netz aus Lasersalven und Plasmastrahlen, die das Fleisch mutierter Dämonen-Muskelberge mit infernalen Explosionen zu Grillkohle verarbeiten, liegt das glucksende Lachen eines kindlich vergnügten Gamers, der selbst beim virtuellen Ableben noch „boah, wie geil“ grunzt. Die berauschende Fesselung im Buffer-Overflow menschlicher Wahrnehmung ist Teil des Konzepts, und ich liebe es.

Nachdem das gesagt ist, muss ich aber anmerken, dass der erste DLC die Balance zwischen Chaos und Spielbarkeit beinahe verloren hätte. Wenn selbst in den unteren Schwierigkeitsgraden nur noch Frust aufkommt, weil Monsterhorden sich gegenseitig decken wie klammernde Schachfiguren, dann ist an der Ein-Mann-gegen-den-Rest-der-Welt-Formel was faul.

Kritik, die wohl gehört wurde, denn The Ancient Gods Teil 2 wirkt viel besser ausbalanciert. Vom Zuckerschlecken noch immer weit entfernt, aber durchschaubar, weniger vom Glück des Moments abhängig. Ja, ich würde sogar sagen strategisch wertvoller, auch wenn das bei Doom ein wenig weit hergeholt wirkt.

Worin äußert sich das? Nun, fangen wir mal damit an, dass einem im ersten Kapitel nicht gleich mit dem Baseballschläger auf die Kauleiste gedonnert wird. So ungefähr fühlte sich nämlich das erste Kapitel von Ancient Gods Teil 1 an. Prädikat schön, stark und mutig. Schön gegen die Wand gelaufen, stark abgeprallt und mutig neu Anlauf genommen. Ancient Gods Teil 2 lässt beim Einstieg Gnade walten. Man darf zuerst alle liebgewonnenen hässlichen Dämonen neu kennenlernen, sozusagen das Gedächtnis auffrischen, bevor sie einem das Hirn aus dem Schädel blasen. Idealerweise läuft es natürlich umgekehrt, sobald das Muskelgedächtnis wieder einsetzt, und damit das nicht allzu lange dauert, bleiben die ersten Gegnerhorden sowohl zahm als auch überschaubar.

Man darf sich Schritt für Schritt in neue Gebiete vorwagen und bekommt in jedem größeren Abschnitt einen weiteren Unhold mit besonderen Eigenschaften vorgesetzt. Mal einen Unhold mit schwerem Panzer, der nur mit der Plasmakanone geknackt werden kann, ein andermal einen kleinen Feigling, der den Doom Slayer mit einem Fluch besetzt, der ihm langsam die Lebenskraft absaugt, bis man dem Verursacher per Nahkampf-Attacke die Schädeldecke pulverisiert hat. Der kleine Drecksack versteckt sich immer wieder und teleportiert sich auch gerne in Sicherheit, wenn er Gefahr wittert. Coole Sache, wenn man sie noch einzeln zu Gesicht bekommt. Im zweiten der vier Level ist dann aber Schluss mit Welpenschutz. Baller-Schach kehrt zurück und damit die Frage, welchem Monster man mit welcher Waffe zuerst die Leviten liest.

Weiterhin sind alle Waffen des Hauptspiels frei zugänglich, es bleibt also eine Frage der taktischen Munitionseinteilung und der verfügbaren Lebenskraft samt Rüstung. Macht euch keine Illusionen, beides wird schnell knapp, was abermals zum Monstermelken zwingt. Wenn auch mit einer weiteren Variation. Neben Flammenwerfer, Eiskanone und Kettensäge steht nun auch ein großer Hammer zur Verfügung, der sowohl mächtig Angriffsschaden leistet als auch die Melk-Ausbeute erhöht, wenn man ihn mit einer der anderen Sekundärwaffen kombiniert. Brennende oder eingefrorene Fleischberge geben genug Heilung und Munition ab, um völlig leer geschossene Ressourcen wieder bis zum Anschlag zu füllen. Je höher der Schwierigkeitsgrad desto nötiger diese Maßnahme. Und umso wertvoller die Upgrades für den Hammer, welche durch das Abschließen von Spezial-Herausforderungen zu verdienen sind.

The Ancient Gods Teil 2 fackelt nicht lange. Es dauert keine zwei Minuten, bevor neue Feinheiten das Spiel ausbauen, sodass Profis nicht gleich in Routine verfallen. Erkundung spielt zudem gleich von Beginn an eine größere Rolle. Mithilfe des Fleischerhakens (ein Enterhaken, den man aus der Standard-Schrotflinte ballert) überquert der wagemutige Slayer große Schluchten anhand mehrerer Greif-Checkpoints – und zwar so oft, dass man sich fix an die enorme Präzision gewöhnt, die man benötigt, wenn mehrere Sprünge um die Ecke angesagt sind. Eine sinnvolle Maßnahme, welche die oft ungenauen Boost-Sprung-Herausforderungen der Vergangenheit ad acta legt.

Umso mehr ist nun Orientierung über die Automap vonnöten. Kleine Rüstungs-Pick-ups weisen zwar in Brotkrumen-Manier immer wieder den richtigen Weg, aber das entbehrt nicht einem halbwegs brauchbaren Orientierungssinn und einem guten Auge. An einer Stelle im zweiten Level wanderte ich eine Viertelstunde im Kreis, weil ich übersah, dass in einer Ruine ein Fenster offenstand. Peinlich, peinlich – für mich natürlich, nicht für Id und deren Grafiker, die der Engine mal wieder wunderschöne Grafiken entlocken.

Das Design ist über alle Zweifel erhaben, egal ob verschneite Felder, eine zerbombte Metropole (die der Slayer per Ritt auf einem coolen Drachen besucht) oder das Grau-in-Grau der Höllenhauptstadt. Zugegeben, an das Spektakel einiger vorheriger Schauplätze kommt hier nichts heran, aber das wäre auch schlecht möglich, ohne Wiederholungen im Design zu provozieren. Im Ausgleich dafür kommen ein paar schöne Kamerafahrten und Gesamtinszenierungen zum Tragen, die der Story eine feine Kulisse bieten sollen.

DOOM Eternal - The Ancient Gods, Part Two Trailer

Der neue DLC "The Ancient Gods, Part Two" wird bereits ab dem morgigen 18. März 2021 für DOOM Eternal erhältlich sein.

Was mich zum letzten Punkt bringt: der Handlung und dem lang erwarteten Abschluss. Da ich Spoiler vermeiden möchte, kann ich nicht ins Detail gehen, aber eines ist klar: Vom Finale hatte ich mehr erwartet. Eigentlich seltsam, ging mir die Handlung doch die meiste Zeit über am Allerwertesten vorbei. Tia, und doch war ich letztendlich ein wenig enttäuscht. Nicht falsch verstehen, der finale Showdown ist spektakulär und das Ende hat auch einen Aha-Moment, aber es erfüllte mich weder mit Freude noch mit Trauer oder einem anderen nennenswerten Gefühl. „Interessant“, stammelte ich halb verwundert. Aber ganz im Ernst: Wer spielt Doom Eternal denn wegen der Handlung?

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