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Test - Silent Hunter 5 : Feindfahrt mit Problemen

  • PC
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U-Boot-Simulation trifft Ego-Shooter: Erstmals in diesem Genre darf man frei durch seinen Kahn laufen. Leider hilft das nicht viel, wenn das Spiel an anderen Stellen vermurkst ist.

In unserem Preview sah Silent Hunter 5 noch sehr vielversprechend aus: Edle Grafik und spannende Unterwassermissionen, kombiniert mit einem völlig neuen Feature, ließen uns auf packende Schleichfahrten hoffen. Denn in Ubisofts neuer U-Boot-Simulation darf sich der Spieler per Tastatur-und-Maus-Steuerung völlig frei in seinem U-Boot bewegen - ein willkommener Abschied von den statischen Einzelbildschirmen bisheriger U-Boot-Simulationen. Dass unsere Preview-Beta nicht sonderlich stabil lief, dass die KI noch Macken hatte, dass die Bedienung oft hakte - all das haben wir im Preview nicht kritisiert. Denn das sind übliche Fehlerchen einer Vorabversion, die im Regelfall bis zur Endversion ausgebügelt werden.

Im Regelfall. Silent Hunter 5 ist leider kein solcher Regelfall. Doch fangen wir mit dem Positiven an: Die Idee, dass ihr euer U-Boot frei begehen könnt, ist prinzipiell eine gute. Das bringt Atmosphäre ins Spiel; ihr fühlt euch wirklich mittendrin im Geschehen und erlebt den Seekrieg in der Nordsee, der Ostsee und im Nordatlantik aus der Perspektive eines deutschen U-Boot-Kommandanten. Die exzellente Grafik von Silent Hunter 5 verstärkt dieses Gefühl: Wellen schwappen über das Vorderschiff, Wassertropfen spritzen auf die Spielkamera, Seetang wabert im Auf und Ab der Wellen. Steht ihr auf der Brücke, so leisten euch KI-Kameraden Gesellschaft und zeigen mit ausgestrecktem Arm auf den Horizont, wo offenbar ein feindlicher Zerstörer gesichtet wurde.

Außen hui, innen pfui

Das sieht schick aus! Ist aber leider nur eine hohle Fassade. Denn am Horizont, da wo der Kollege hinzeigt, befindet sich gar kein Schiff. Die KI-Kameraden machen einen beschäftigten Eindruck, tun aber wenig Sinnvolles. Schlimmer noch: Gibt man den Tauchbefehl, so machen die Jungs von der Deckbesatzung keine Anstalten, das Innere des U-Boots aufzusuchen. So könnt ihr bestaunen, wie euer Boot perfekt animiert und mit tollen Licht-, Wellen- und Brechungseffekten abtaucht - aber mit voller Deckbesatzung. Erst beim Umschalten auf Elektroantrieb sind die Kameraden, die soeben abgesoffen wären, urplötzlich im Innern des Bootes.

Silemt Hunter 5 - Launch Trailer
Alle Freunde gepflegter U-Boot-Action dürfen ab dieser Woche in Silent Hunter 5 wieder am PC durchstarten; wir haben hier den Launch-Trailer für euch.

Matrose Cool und Obermaat Lässig

Apropos Innenraum: So schön das Innere des U-Boots gestaltet ist, so blutleer wirkt es. Eure Kameraden stehen größtenteils unbeweglich auf ihren Plätzen - das bisschen Hin- und Herschauen kann man eigentlich nicht als Bewegung zählen. Wo sind die U-Boot-Matrosen, die hastig aus ihren Kojen springen? Wo ist die Furcht in den Augen der Besatzung, wenn die Wasserbomben explodieren? In diesem Spiel sind sie nicht zu finden. Die müde, emotionslose Sprachausgabe trägt zur Valium-Stimmung bei. Das konnte schon Genre-Urvater Aces of the Deep anno 1994 besser. Da brüllte der wachhabende Offizier noch: „Alaaarm! Alle Mann nach vorne, schnell, schnell, schnell!" Bei Silent Hunter 5 hingegen entspricht die emotionale Tonlage einem Kaffeekränzchen im Seniorenheim.

Die realistische Atmosphäre, die die tolle Grafik-Engine so gekonnt aufbaut, sie wird zerstört durch solche Ungereimtheiten. Bei einem schnellen 3D-Shooter wäre das nicht so schlimm, da sind kleine Logikfehler vergessen, sobald das nächste Magazin nachgeladen ist. Aber bei einer realistischen Simulation, bei der „suspension of disbelief" seit Jahrzehnten ein Entwickler-Mantra ist, bei der die Spielergemeinde Wert auf historische Akkuratesse legt, da ist so etwas einfach tabu.

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