Preview - The Last Guardian : Eine beschwerliche Reise
- PS4
Sony hat vor Kurzem nach London geladen, um der versammelten Fachpresse noch einmal zu beweisen, dass The Last Guardian zum einen wirklich echt ist und zum anderen im Dezember nach nur neun Jahren Entwicklungszeit tatsächlich erscheint, was vermutlich das größere Wunder ist. Drei Abschnitte durften angespielt werden. Sie machen Hoffnung, dass The Last Guardian ein schönes virtuelles Märchen wird.
Als man mich fragte, mit welchem der drei Abschnitte ich beginnen möchte, entschied ich mich, erneut mit dem Anfang von The Last Guardian zu starten. Zwar hatte ich schon während der E3 die Möglichkeit, genau diese Stelle zu spielen, aber wer weiß: Vielleicht hat sich seit Juni ja was getan? Es war die ideale Möglichkeit, die vorherigen Eindrücke abzugleichen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit der Bedienung bereits vertraut war oder wusste, was das Spiel von mir wollte, aber ich hatte den Eindruck, dass die Steuerung trotz der zum Teil umständlichen Belegung etwas einfacher von der Hand ging.
Erkundungsdrang
Auch technisch scheint The Last Guardian etwas runder zu laufen. Hatte es im Juni an einigen Stellen noch Einbrüche bei der Bildrate gegeben, lief nun alles erfreulich reibungslos. Die größte Erkenntnis aus den drei spielbaren Abschnitten ist aber, dass mich The Last Guardian nur selten an die Hand nimmt und mir stattdessen die Zeit lässt, die Umgebung zu erkunden.
In einer Szene finde ich mich in einem offenen Areal wieder, das aus vielen Türmen besteht, die ich auf dem Rücken Tricos überwinden soll. Doch das Monster scheint Angst vor gigantischen Glas-Mandalas zu haben, die in der Umgebung baumeln. Sie dienen wohl als eine Art Abschreckung. Nach ein paar Minuten wird mir klar, was zu tun ist: Ich muss diese bunten Konstrukte aus dem Weg räumen, um meine Reise fortzuführen. In solchen Momenten ist The Last Guardian ein ruhiges, atmosphärisch überaus dichtes Märchen. Wie dieses Rätsel zu lösen ist, scheint klar, doch der Weg dahin entpuppt sich als große Herausforderung.
Andere Spiele locken mit Hinweisen oder verdeutlichen den Weg, den man gehen soll. The Last Guardian ist subtiler und lässt euch mit den imposanten Schauplätzen allein. Das führt dazu, dass man auch mal innehält und die Aussicht genießt oder jeden letzten Winkel erkundet, während Trico das Treiben mit großen Knopfaugen verfolgt. Hier bleibt das Spiel seinen beiden spirituellen Vorgängern treu: Dadurch, dass man nur spärlich mit Informationen versorgt wird, schaltet der Forscherdrang in den Turbomodus. Weniger ist mehr. Ein Prinzip, das auch die Welten der Soulsborne-Titel von From Software so faszinierend macht.
Einen eigenen Kopf
Was die Spannung betrifft, ist The Last Guardian ein stetiges Auf und Ab. Ruhige Passagen wechseln sich mit nervenaufreibenden Sektionen ab. Dabei ist es immer ein großes Vergnügen, den eigentlichen Star des Spiels, das Monster Trico, zu beobachten. Besonders interessant ist, dass der Gefährte im Laufe des Spiels mehr Vertrauen zum Hauptcharakter aufbaut. So darf man ihm Kommandos geben, damit er bestimmte Wege einschlägt.
Am Anfang hört Trico nur widerwillig auf die Ansagen, mit der Zeit entwickelt sich aber eine vertrauensvolle Beziehung, was dazu führt, dass euer gefiederter Begleiter schneller reagiert. Trotzdem: Wie bei einem echten Haustier müsst ihr Geduld mitbringen. Manchmal kommt Trico nur schwer aus dem Quark. Auch beim erneuten Ausflug in die fantasievolle Welt von The Last Guardian ist das Verhalten von Trico bemerkenswert lebensecht. Das Wesen schaut dem Jungen neugierig hinterher, wenn er durch die Gegend kraxelt, legt sich bei Gelegenheit schlafen oder hadert etwas ängstlich, wenn größere Abgründe überwunden werden müssen. Hier haben die Entwickler etwas Großartiges erschaffen.
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