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Special - Ein Anflug von Größenwahn : Wien als Minecraft-Stadt

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GW: Ihr habt mit dem ersten Bezirk angefangen.

BT: Das ist das Stadtzentrum. Wenn ich jemandem einen Punkt für eine Tour nennen würde, dann wäre es der Stephansplatz. Es ist ja auch das Interessanteste. Der 14. ist sicher auch nett und der 13., aber hat nicht den Wiedererkennungswert.

GW: Bezirke außerhalb des Gürtels sind nicht geplant?

BT: Das Problem mit den äußeren Bezirken ist, dass es nur Wohnblöcke sind, keine einzigartigen Gebäude. Solange wir mit unserem kleinen Team beschäftigt sind, würde das auch keinen Sinn machen. Wenn natürlich hundert Leute mitbauen und jeder sagt: Es interessiert mich, dass mein Grätzel entsteht ... Wer weiß, vielleicht erweitern wir dann das Projekt.

SR: Man kann sich ja auch bewerben. Leute, die gerne Minecraft spielen, können sich auf der Seite www.mcvienna.at oder auf facebook.com/mcvienna bewerben. Sie müssen eben ein bisschen Erfahrung mitbringen.

BT: Aber nur Mut zur Bewerbung! Denn ich habe mir auch am Anfang gedacht: Das ist ja Wahnsinn, was die da machen. Und habe nicht gedacht, dass ich da mithalten kann. Aber in Wahrheit ist es keine Hexerei. Stefan hat sogar ein Tutorial eingefügt, wie man Dächer baut. Man muss nur motiviert und mutig sein, um sich zu bewerben.

GW: Und ein bisschen Zeit mitbringen.

PW: Wir bauen auch nicht jeden Tag, sondern wenn es sich ausgeht. Wenn ich Zeit und Lust habe, dann baue ich ein Haus oder einen Häuserblock. Und wenn es sich gerade nicht ausgeht, weil man viel zu tun hat, dann halt nicht. Wir haben ja kein Zeitlimit. Das muss nicht zu einem bestimmten Stichtag fertig sein. Wenn es fertig ist, dann ist es fertig. Für uns ist es noch ein reines Hobby.

GW: Wenn man die Stadt nachbaut, findet man dabei auch etwas, das man verbessern könnte?

R: Es gibt genug Gebäude, die man verbessern könnte. Zum Beispiel die alten Plattenbauten, die schon längst weggehörten, oder das Freihaus (Anm. d. Red.: Unigebäude TU Wien), das ist eines der hässlichsten Gebäude der Stadt. Oder Wien Mitte (Anm. d. Red.: Gebäudekomplex oberhalb des Bahnhofs Wien Mitte). Das war vor zehn Jahren als offenes Bahnhofsgelände mit hohen Türmen geplant. Das Konzept ist dann gekippt worden und jetzt haben sie diese Riesenkiste hingebaut. Davon kann man halten, was man will.

BT: Aber sonst sind wir darauf gekommen, dass Wien sehr schön aufgeteilt ist. Wenn man dann auch noch einen Einblick beispielsweise in die Kanalisation bekommt, den man davor gar nicht hatte – schon sehr komplex und ganz gut gelungen.

PW: Ich glaube, gerade in Wien überwiegt die Anzahl der schönen Plätze, die man nachbauen kann, deutlich gegenüber Gebäuden, die man abreißen könnte. Da gibt es wesentlich mehr Städte in anderen Ländern, die als Negativbeispiel vorangehen. Mit Wien sind wir ganz gut bedient.

GW: Ihr baut ja auch im Untergrund. Ist die neue U5 schon fertig?

SR: In der geplanten Führung läuft sie bei uns schon von Michelbeuern bis zum Karlsplatz. Damit haben wir die Wiener Linien schon um acht Jahre geschlagen, bevor die überhaupt angefangen haben. Und die Südverlängerung bis St. Marx schaffen wir auch noch schneller als die Tunnelgräber.

GW: Und das Kanalnetz?

SR: Von Anfang an geplant war es nicht. Für mich allein hätte es sowieso den Rahmen gesprengt und in unserer kleinen Gruppe hätten wir uns das auch nicht überlegt. Das Bewusstsein hat uns gefehlt, dass das Kanalnetz ein ebenso wichtiger Infrastrukturteil für die Stadt ist wie die schönen Häuser der Kärnterstraße.

Josef Gottschall: Es wäre in Minecraft fad, wenn man nicht auch in den Kanal hineingehen könnte. Bei uns kann man ja wirklich durch die Kanalisation spazieren.

GW: Mit Wien Kanal unterstützt die Stadt den virtuellen Neuaufbau Wiens.

JG: Es ist ein schöner Ansatz. Wenn Leute eine Stadt planen, dann denken sie eigentlich nur an die Architektur an der Oberfläche. Vielleicht noch an einen künstlichen Teich oder an eine Brücke oder einen Aussichtsturm, aber dass man eine Infrastruktur benötigt, damit man die Stadt versorgen und Unrat entsorgen kann, daran denken sie nicht.

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