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Test - Always Sometimes Monsters : Lebenssimulation im Kleinformat

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Herzlich willkommen in der Welt der Indie-Spiele! Die neueste Episode im Spielekosmos der unabhängigen Kleinentwickler: Always Sometimes Monsters. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um ein Spiel im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr um eine Nachbildung der Realität. Im Pixelabenteuer stehen eure Entscheidungen und der Umgang mit den Charakteren im Mittelpunkt. Also mal kein Highscore, den es zu knacken gilt. Dieses Kleinod möchte mit geballter Erzählkunst überzeugen. Wir verraten euch im Test, ob das Rezept aus vielen Dialogzeilen und nachhaltigen Konsequenzen aufgeht.

Ohne große Einweisung oder Vorwarnung werdet ihr auf die Welt losgelassen. Auf einer Party sprecht ihr als Gastgeber die im RPG-Maker erstellten Figuren an und unterhaltet euch mit ihnen. Welche Aufgaben, geschweige denn welche Ziele uns gestellt werden, ist zunächst unklar. Der steuerbare Protagonist hat eine neue Arbeitsstelle und feiert das mit Freunden in seiner Wohnung. Das Spiel gibt vor, man solle mit einem dieser Charaktere nun anstoßen.

Dabei ist die Gästeliste vom äußeren Erscheinungsbild her bunt gemischt. Vom schwulen Rocker über die drogenabhängige Punkerin bis zum Mädchen aus der Nachbarschaft ist alles vertreten. Warum der Toast so wichtig ist, versteht ihr erst, wenn ihr euch bereits entschieden habt, mit wem ihr anstoßt. Statt mit langweiligem Geplänkel in irgendeinem Editor zum Erstellen eures Alter Egos sucht ihr euren Spielcharakter genau mit dieser Aktion aus. Das ist witzig und einfallsreich. Das Fundament der Geschichte bleibt allerdings bei jeder Figur gleich.

„You’re a god damned rockstar!“

Die Szene blendet in euer Appartement über. Eine schicke kleine Bude, in der man es prima aushalten kann. Wir steuern unsere Hauptdarstellerin mit den Pfeiltasten und sprechen NPCs mit der Enter-Taste an. Mehr bietet und verlangt die Steuerung nicht. Kaum ist die Tür der Wohnung zugeschlagen, schon steht der Vermieter auf der Matte und will Geld sehen. Satte 500 Dollar möchte der Herr älteren Jahrgangs von unserer Jungautorin haben.

Die ist mittellos und weint immer noch ihrer Beziehung nach. Die bittere Kirsche auf der Sahne ist eine Einladung zur Hochzeit ihres Expartners. Die Feier soll in San Verdano steigen – vielleicht können wir das verhindern und die alte Liebe neu entflammen? Ein bisschen weit hergeholt, wie wir finden, aber die Hauptgeschichte wird mit diversen netten kleinen Nebenereignissen ergänzt und stört somit nicht.

“Which way is right, which way is wrong?”

Der Vermieter ist nur zu beschwichtigen, wenn bis zum Ablauf des Tages die geforderte Miete herbeigeschafft ist. An dieser Stelle trumpft Always Sometimes Monsters auf. Der Titel verrät bereits den Inhalt: "Immer manchmal Monster", wenn man es wortwörtlich übersetzt. Beim Spielen merkt ihr ziemlich gut, welche menschlichen Abgründe sich bei den Entscheidungen auftun. Wie es bereits bei den Prinzen so schön hieß: "Du musst ein Schwein sein in dieser Welt". So werdet ihr euch dabei ertappen, dass ihr manchmal Sachen macht, die ihr sonst nicht tun würdet. Ihr werdet vor Entscheidungen gestellt, die unmittelbaren Einfluss auf eure Umgebung haben. Es ist die Frage, wie ihr vorgeht, um an die nötige Kohle zu kommen.

Einen entlaufenen Hund für gutes Geld an einen zwielichtigen Typen verscherbeln, Drogenbote für eine Drogensüchtige spielen und sie dabei noch hintergehen oder doch Freunden beim Aufbau der Musikanlage helfen? Euer Geld. Eure Entscheidungen. Sie sind nicht immer einfach zu treffen, zumal der ehrliche und tugendhafte Weg meistens beschwerlicher ist. Es ist nicht immer einfach, das Richtige zu tun.

Und wo ist das Spiel?

Die Bewertung eines solchen Werkes ist schwierig, zumal kein Maßstab oder Vergleich zu anderen Spielen herangezogen werden kann. Die Spieler unter euch, die die Grafik und die teils schlechte Geräuschkulisse ausblenden können, werden jede Menge Freude am„Spielen“ haben. Zwar sind auch einige Minispiele in Form von Arcade-Stationen eingebaut, die sind aber kaum der Rede wert.

In Always Sometimes Monster geht ihr euren eigenen Weg, um euer Ziel zu erreichen. Es ist kein klassisches Spiel, sondern eher eine Simulation, eine Umgebung, um zu testen, wie ihr euch in der Haut einer anderen Person entscheiden würdet. Besonders im Hinblick darauf, dass man sich am Existenzminimum befindet.

Fazit

Marcus Rätzke - Portraitvon Marcus Rätzke
Dialoglastiges Pixelabenteuer

Wenn ich ganz ehrlich bin, zucke ich zusammen, wenn "Spiel" und "RPG-Maker" in einem Satz fallen. Ich bin zwar ein Kind der 90er-Jahre und mit Pixelgrafik groß geworden, doch kann ich den meisten Werken aus dem RPG-Maker nicht viel abgewinnen. Allerdings muss ich mich nun als eines Besseren belehrt ansehen. Während die Grafik keinen Blumentopf gewinnt, wird erzählerisch groß aufgetrumpft. Mit ein bisschen Geduld ertappt man sich selbst dabei, wie bei einer Seifenoper wissen zu wollen, wie es weiter- und schlussendlich ausgeht. Die Konversationen und die Moral unseres Charakters stehen im Vordergrund. Es ist ein Experiment, das nicht jedem zusagt. Es sei aber jedem von euch empfohlen, der sich gern ein bisschen selbst erforschen möchte. Das mag hochgestochen klingen, aber das Spiel bekommt das ganz gut eingefangen.

Überblick

Pro

  • Einstieg sehr witzig
  • gut geschriebene Dialoge
  • interessante Hintergrundgeschichte
  • motiviert zum erneuten Durchspielen
  • diverse Entscheidungsmöglichkeiten

Contra

  • spielerisch anspruchslos
  • nur in englischer Sprache
  • Musik teils unstimmig und wiederholt sich zu oft

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