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Preview - Angels Fall First : Der Preis der Unabhängigkeit

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Wenn ihr Fans von Sci-Fi-Action-Spielen seid, die euch in die unendlichen Weiten des Weltalls schicken, dürftet ihr zurzeit glücklich sein. Star Citizen ist auf dem Weg, Elite Dangerous macht bereits die Runde und Star Wars: Battlefront wird hoffentlich nicht nur „Star-Wars“-Fans erfreuen. Die Auswahl ist groß und spricht unterschiedliche Spielertypen an. Doch es gibt da noch einen Titel, der seit einiger Zeit unter dem Radar fliegt.

Wer schon vor Jahren von Angels Fall First gehört hat, der weiß, dass es sich um eine Mod für Homeworld 2 handelt. Wer sagt, dass das nicht stimmt, hat vermutlich die Mod für Unreal Tournament 3 gespielt. Die Modder haben ihr Projekt nämlich umgewandelt: Aus dem Strategiespiel wurde ein paar Jahre später ein Shooter.

Aber die Reise war für das Team aus Profi-Moddern, nun unter dem Namen Strangely Interactive Ltd bekannt, noch lange nicht zu Ende. Sie entschieden sich, ihre über die Jahre angesammelte Erfahrung zu nutzen, das Shooter- und Strategie-Genre miteinander zu verschmelzen und ein vollständiges Spiel auf den Markt zu bringen. Im Moment befindet sich Angels Fall First noch im Early-Access-Programm und dürfte dort noch bis 2016 bleiben.

Liest sich super

Doch was für Gaben wollen die Entwickler an den reich gedeckten Tisch der Weltraumspiele bringen? Schlachten für bis zu 64 Spieler, online, offline oder im Koop. Allerhand Fahrzeuge, für Boden- und Luftkämpfe. Ein ausgefeiltes Upgrade-System mit dutzenden freischaltbaren Upgrades. Einen Commander-Modus, der Elemente aus Strategiespielen beherbergt, und Weltraumschlachten mit Großkampfschiffen. Eine Geschichte, die erklären soll, warum die beiden Fraktionen des Spiels aufeinander schießen, darf auch nicht fehlen.

Kann das Team aus erfahrenen Moddern diese Pläne stemmen? Wir haben einige Stunden mit dem Spiel verbracht und ein gewisses Potenzial erkannt, sind allerdings skeptisch, ob und wie sich all diese Spielelemente in das Endprodukt einfügen werden. Angels Fall First fehlt es momentan an fast jeder Ecke an Feinschliff. Seien es die flachen Sound-Effekte, die sich bestenfalls nach Platzhaltern anhören, sei es die Performance des Spiels, die für das Gebotene viel zu instabil ist. Die Konkurrenzspiele, die oftmals genau dasselbe bieten wie Angels Fall First, nur ausgereifter, sprechen gegen einen Erfolg des Titels. Trotzdem wäre es viel zu früh, dieses Projekt abzuschreiben.

Auf in den Kampf, Kameraden!

Die Entwickler sind sehr offen für Kritik und sich der Probleme bewusst. Sie lesen täglich in den Steam-Foren, um Feedback der Spieler aufzunehmen. Klar, das ist nicht unbedingt ein Grund, 18 Euro zu investieren, doch es ist immerhin erwähnenswert. Leider ist der Multiplayer-Modus im Moment ein Brachland, was das Testen für uns und die Entwickler schwierig macht. Gut, dass die künstliche Intelligenz klug genug agiert, um teils epische Momente hervorzubringen. Sie hört auf Befehle, bildet Fronten, nutzt Fahrzeuge und verhält sich, bis auf ein paar Aussetzer, manchmal wie ein menschlicher Spieler.

Wir haben uns in einem Gefecht mit Bots an die Seite des Schlachtfelds gestellt und das Vorgehen der KI-Soldaten beobachtet. Auch wenn das Spiel kein Hingucker ist, sah es beeindruckend aus. Danach entschieden wir uns, als Commander in die Schlacht zu ziehen, um zu sehen, ob die KI auch dann unsere Befehle befolgt. Auf einer unübersichtlichen Karte, die wie eine vergrößerte Minimap aussieht, konnten wir unsere KI-Truppen sehen, ihnen Befehle geben oder sie in ein gewisses Gebiet schicken. Wir als Commander waren aber trotz dieser Kartenansicht noch auf dem Schlachtfeld und konnten eliminiert werden.

Allerdings ist der Commander-Modus zurzeit ein Heidendurcheinander und benötigt noch einiges an Schliff. Die Karte, die der Commander sieht, ist zu unübersichtlich und alles andere als intuitiv. Das gilt für fast alle Menüs des Spiels. Zu viele Icons, zu viele Farben, zu verschachtelt. Dazu kommt die kleine Schrift, die auch dann noch schlecht lesbar ist, wenn man das HUD vergrößert.

Zu viel des Guten

Die Entwickler sollten sich auch das Upgrade-System durch den Kopf gehen lassen. Angels Fall First ist zu überladen mit Verbesserungen für eure Fahrzeuge oder Soldaten. Pro Kategorie gibt es zwar nur eine Handvoll Upgrades, dafür aber viele Kategorien. Der Vorgang des Freischaltens dieser Verbesserungen ist allerdings gelungen.

Ihr bekommt Punkte für Verteidigung, Angriff und das Befolgen von Befehlen. Möchtet ihr zum Beispiel ein Upgrade für die Sekundärwaffe des Jeeps einbauen, das Verteidigungs- und Befehlspunkte kostet, habt aber nicht genug Befehlspunkte, müsst ihr euch ins Gefecht werfen und ein paar Befehle des Commanders befolgen. Dieses System rechtfertigt auch das Dasein des Commanders.

Doch was ist mit den erwähnten Weltraumschlachten? Die haben wir gespielt, können zum jetzigen Zeitpunkt aber kaum etwas Gutes über sie sagen. Natürlich ist es interessant, ein Großkampfschiff während einer Schlacht zu erkunden und aus dem Fenster die Gefechte zu beobachten oder im Mutterschiff des Gegners zu landen und den Commander auszuschalten.

Aber den Kämpfen fehlt es an Geschwindigkeit und Spannung. Das Design der Schiffe ist zwar ansprechend, sie fliegen aber, sogar mit dem Boost, viel zu langsam und steuern sich alles andere als angenehm. Das Gefühl, im Weltall zu kämpfen, kommt nicht auf. Das liegt auch an den uninteressanten Umgebungen dieser Karten.

Fazit

Marek Orzechowski - Portraitvon Marek Orzechowski
Ambitioniertes Weltraumspiel mit Ecken und Kanten

Angels Fall First ist ein perfektes Beispiel für die mittelmäßige Umsetzung von Ideen, die auf Papier wunderbar klingen. Aber auf der anderen Seite dringt hier und da Licht durch das Asteroidenfeld aus Performance-Problemen, vielen Design-Schwächen und fehlendem Feinschliff. Da sich das Spiel am Anfang seiner Early-Access-Phase befindet, ist noch nichts verloren. Wenn die Entwickler weiterhin auf die Spieler hören, könnte Angels Fall First eine gute Alternative zu den Sci-Fi-Action-Shootern dieser Welt werden.

Allerdings sieht man Angels Fall First an, dass mit begrenzten finanziellen Mittel gearbeitet wird. Die Entwickler versuchen trotzdem, durch das Sammeln von Feedback und Selbstkritik diese Einschränkung zu mindern. Was in Zukunft aus dem Spiel werden wird, ist schwer zu sagen. Potenzial hat es allemal.

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