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Test - Hellboy: The Science of Evil : Zur Hölle mit diesem Lizenzspiel

  • PS3
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Mike Mignola erschuf einst einen Comic-Helden, der so ganz anders ist als die übliche Riege der Sprechblasenheroen: Er ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Teufel, hat aber keine Hörner mehr, dafür stets furchtbar schlechte Laune. Tief in ihm drin steckt aber ein guter Kern. Kein Wunder also, dass die grummelige Rothaut von der U.S.-Regierung immer dann eingesetzt wird, wenn die Tore der Hölle mal wieder geschlossen oder sonstige paranormale Gefahren mit viel Brachialgewalt gebannt werden müssen. Nach dem großen Erfolg der Comics und dem erfolgreichen Kinostreifen von Regisseur Guillermo del Toro (Pan's Labyrinth) war es nur eine Frage der Zeit, bis der felsenfest zuschlagende (Anti-)Held die Videospielgemeinde besuchen würde. Praktischerweise erscheint Hellboy: The Science of Evil gleichzeitig mit dem zweiten Kinofilm. Allerdings besitzt das Game zwar die Hellboy-Lizenz, basiert aber nicht auf der Hollywood-Produktion. Trotzdem waren sowohl Mignola als auch del Toro an der Konzeption des Actionspiels beteiligt.

Leveldesign im Fegefeuer

Diese Unterstützung merkt man denn auch gleich bei Charakterdesign und Story, die in den In-Game-Zwischensequenzen vorangetrieben wird. Sie ist zwar mager, aber immer noch das Beste am Spiel und versprüht ganz passabel den Geist der Comics. Leider werdet ihr insgesamt aber mit zu wenig Story und zu viel Spiel abgespeist. Das verlangt nach einer Erklärung, wird doch oft in Videospiel-Reviews das Gegenteil beklagt: Während die Geschichte und die Charaktere des Actiontitels eine ordentliche Figur machen, sind das Leveldesign und die Spielmechanik enorm öde ausgefallen. Das Leveldesign stammt zwar nicht aus der Hölle (wirklich katastrophale Mängel gibt es nicht), aber es fühlt sich wie das Fegefeuer an. Ewig marschiert ihr als Hellboy durch die viel zu langen Stages, verprügelt Unmengen der wenigen unterschiedlichen Gegner und ärgert euch über die miese Perspektivenführung.

Nicht selten kommt es vor, dass sich ein Tor nicht öffnet, weil ihr noch nicht alle Feinde besiegt habt. Also müsst ihr das ganze Gelände absuchen, da irgendwo eines der strunzdoofen Monster aufgrund von Kollisionsproblemen an einem Leveldetail festhängt. Logisch, dass das keinen Spaß macht. Das gilt ebenfalls für die fast schon peinlich unoriginellen Rätsel und die öden Minispiele. Nachdem ihr zum (gefühlten) tausendsten Mal gleich im ersten Level per Tastengehämmer eine Mauer, eine Katakombentür oder eine sonstige Sperre zerdeppert habt, sind euch bestimmt schon das Gesicht und die Hände eingeschlafen.

Die Steuerung ist durchschnittlich, immerhin gehen die Schlagmanöver von Hellboy ganz gut von der Hand. Weniger gelungen sind dagegen der müde Einsatz von Spezialattacken und das fummelige Ballern auf Feinde oder das nervige Werfen von Gegenständen oder Gegnern. Eine nette Idee ist die Tatsache, dass viele Elemente der Umgebung zerstört und Teile davon als Waffen genutzt werden können. Dumm nur, dass es auch hier an der Ausführung hapert. Zum Glück haben die Entwickler weitgehend darauf verzichtet, Sprungpassagen einzubauen, denn die wenigen vorhandenen sind nicht zuletzt wegen der schwachen Kollisionsabfrage ein Graus.

Keine Besserung in Sicht

Das Problem ist vor allem, dass das Spiel viel zu anspruchslos ist. Wo vergleichbare Titel zumindest eine variantenreiche Kampfstrategie und den gezielten Einsatz von Angriffen verlangen, reicht es in Hellboy meist aus, den X-Button zu malträtieren. Nicht einmal die Boss-Fights sind anspruchsvoll. Somit kommen zum langweiligen Leveldesign auch noch öde Kämpfe. Wollt ihr die Langeweile nicht alleine ertragen, könnt ihr offline oder online mit einem Kumpel kooperativ loslegen. Ein Spieler steuert Hellboy, der andere User nutzt eine andere Figur aus den Comics. Überraschenderweise macht das Spiel zu zweit noch am meisten Spaß, nicht zuletzt da man sich so gemeinsam mit einer Portion Galgenhumor über die Schwächen des Titels lustig machen kann.

Ist Hellboy: The Science of Evil also ein Totalausfall? Eigentlich nicht, aber es ist halt in allen Bereichen so langweilig und überall derart durchschnittlich, dass es schwierig wird, eine Existenzberechtigung für das Spiel zu finden. Wie sieht es denn technisch aus? Kann Hellboy wenigstens da punkten? Nur bedingt. Die Charaktere inklusive Hellboy und den Feinden sehen ganz ordentlich aus und sind ein guter Mix aus dem Filmdesign und den Comics. Abstriche muss man eher wegen der mäßigen Animationen machen. Die Levels sind halbwegs detailliert und bieten einige stimmige Lichteffekte, allerdings sind sie streckenweise viel zu dunkel. Auch die Texturen fallen unterdurchschnittlich aus.

Der Sound ist noch das Beste am Spiel. Das liegt allerdings nicht an der an die Filme angelehnten Musik, die einfach ohne Anpassung ans Geschehen vor sich hindudelt, sondern vielmehr an den Effekten. Die Surround-Abmischung ist sehr ordentlich, sodass ihr Feindpositionen genau orten könnt. Außerdem sorgen Wolfsgeheul, Zombie-Geknarze und Ähnliches für eine ordentliche Gruselstimmung. Ein Highlight ist die englische Sprachausgabe mit der Originalstimme von Ron Pearlman als Hellboy. In den Sprüchen des teuflischen Helden steckt dann auch der typische sarkastische Humor, der viel zum Reiz der Comics beiträgt.

Fazit

von David Stöckli
Höllisch langweilig – anders lässt sich Hellboy: The Science of Evil nicht beschreiben. Was haben sich die Entwickler dabei gedacht, die Sache dermaßen ideenlos anzugehen? Schade um das Potenzial, denn zumindest ein passabler Lizenzprügler wäre locker möglich gewesen. So bleibt ein im Grunde in allen Belangen unnötiges Actionspiel, das in seinen besten Momenten kaum den Durchschnitt erreicht. Somit hat der kultige Höllenheld auf den Konsolen leider noch keine Daseinsberechtigung. Comicfans freuen sich auf den Kinofilm und auf bessere Hellboy-Games-Zeiten.

Überblick

Pro

  • ordentliche (aber zu kurze) Story
  • amüsanter Humor
  • passabler Zweispielermodus
  • gelungener Sound

Contra

  • schnarchiges Leveldesign
  • keine Abwechslung
  • zu lange Levels
  • zu anspruchslos
  • unsaubere Kollisionsabfrage
  • mäßige Grafik
  • miese Perspektivenführung

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