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Test - ICO & Shadow of the Colossus Collection : Kolossale Ikonen

  • PS3
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Wenn der liebliche Gesang der ICO-Titelmusik ertönt, ist man bereits gefangen. Gefesselt von der verträumten Stimmung, die dieser Titel verbreitet. Zehn Jahre ist die Erstveröffentlichung her, aber die Faszination ist ungebrochen. Dasselbe gilt für Shadow of the Colossus, das im Paket zusammen mit ICO in einer HD-Neuauflage erscheint.

Trotz hervorragender Kritiken war den beiden Action-Adventures ein nur mäßiger kommerzieller Erfolg beschert. Das verwundert eigentlich nicht, denn einfach machen es einem beide Titel nicht. ICO wirft euch beispielsweise nach einer langen, vollkommen wortlosen Introsequenz ins Geschehen – ohne jede Erklärung, wer und wo ihr seid und was euer Ziel ist. So tappst ihr mit einem kleinen Jungen durch ein bedrohlich düsteres Gewölbe und trefft bald auf ein Mädchen in einem Käfig. Sobald ihr es daraus befreit, werdet ihr von mysteriösen Schattenwesen angegriffen, vor denen ihr fortan nicht nur euch selbst, sondern vor allem eure weibliche Begleiterin schützen müsst.

Schritt für Schritt entdeckt ihr durch diesen gemächlichen Einstieg ganz von selbst, was das Spiel von euch will. Im Klartext heißt das, ihr nehmt das Mädchen bei der Hand und versucht, mit ihr in Sicherheit zu fliehen. Auf dem Weg zum Finale, wo ein brillant ausgetüftelter Endboss auf euch wartet, müsst ihr nicht nur Gegner  besiegen, sondern auch Rätsel lösen. Das mag so aufgezählt recht unspektakulär klingen, doch gilt sowohl für ICO als auch Shadow of the Colossus: Man muss es selbst gespielt haben, um zu verstehen, weshalb diese beiden Titel auf so viel Gegenliebe stoßen.

Auf großem Fuße

Wobei Shadow of the Colossus schon allein durch die Tatsache reizt, dass ihr es mit gigantischen Wesen zu tun bekommt, die jedes für sich ein ganzes Level im Spiel darstellen. Dazwischen reitet ihr durch eine weitläufige Landschaft und kehrt immer wieder zurück in einen Tempel, auf dessen Altar eure verstorbene Liebste ruht. Sie zurück ins Land der Lebenden zu holen, ist euer Spielziel. Und dafür seid ihr sogar bereit zu töten. Jetzt wäre das in einem Videospiel normalerweise kein größeres Problem. Jedoch vermittelt euch das Spiel auf unterschiedliche subtile Weisen, dass euer Handeln moralisch nicht so ganz astrein ist. Nicht zuletzt ist es auch das eigentlich nicht bedrohliche Aussehen der lose an Tiere angelehnten Giganten, das dafür sorgt, dass eure Siege einen bitteren Beigeschmack erhalten.

ICO - Staaart! Die ersten 10 Minuten der PS3 Version
Die ersten zehn Minuten aus ICO in HD. Ungeschnitten und ungekürzt.

Dieser hochinteressante Aspekt wie auch die epischen Ausmaße der Landschaft, die ihr hoch zu Roß erkundet, ziehen euch schneller ins Geschehen, als es noch in ICO der Fall war. Beiden gemein ist nun aber das hübsche HD-Gewand, das sie Bluepoint Games zu verdanken haben. Das Entwicklerstudio zeigte schon mit der God of War Collection ein gutes Händchen und auch hier demonstrieren sie ihr Können: Die Texturen beider Titel wurden ordentlich aufgemöbelt, dezente Licht- und Partikeleffekte hauchen vor allem Shadow of the Colossus ordentlich Leben ein und auch die neue 3-D-Unterstützung darf positiv vermerkt werden. Bei ICO gab es zudem das Problem, dass das Originalspiel noch in 4:3 veröffentlicht wurde und deshalb nun für das Widescreen-Format angepasst werden musste, was den Entwicklern so gut gelungen ist, dass es einem erst auffällt, wenn man sich die Fakten durchliest.

Das Letzte

Woran sie nichts ändern konnten, ist natürlich das leicht altmodische Spiel-Design – was man einem Remake aber bis auf wenige Ausnahmen normalerweise nicht ankreiden muss. Etwas störender fällt da schon die hakelige und unpräzise Steuerung auf. Das Klettern in Shadow of the Colossus und sogar bereits das simple Besteigen eures Rosses erweist sich als unnötig umständlich. Hinzu kommt eine zwar sehr geringe, aber doch spürbar störende Eingabeverzögerung, die euch das eine oder andere Mal im Spiel zurückwirft, indem ihr dadurch beispielsweise an eigentlich einfachen Stellen stürzt und Felsen oder Kolosse von Neuem erklimmen müsst.

Motiviert bleibt ihr dennoch. Dafür sorgen diesmal auch die neuen Trophäen, die sich gut in die Spiele einfügen. Vom Schwierigkeitsgrad her wird bei den Trophäen das volle Spektrum geboten. Unter anderem könnt ihr euch schon mal darauf einstellen, ICO in unter zwei Stunden durchzuspielen, um die entsprechende Auszeichnung dafür einzusacken. An Bonusinhalten wird euch neben dynamischen PS3-Themes noch jede Menge Videomaterial zu beiden Spielen geboten – und sogar zum kommenden The Last Guardian. Gezeigt werden zuvor noch nicht gesehene Szenen. Hochinteressant ist aber auch der Blick in die Vergangenheit, wo beispielsweise ein Konzept zu einem Spiel namens NICO auf euch wartet. Dieser Titel wurde nie realisiert, diente letztendlich jedoch als Vorlage für Shadow of the Colossus.

Fazit

Michael Zeis - Portraitvon Michael Zeis
Es gibt kaum ein HD-Remake, auf das ich mich mehr gefreut habe als auf dieses, und zweifellos geht es vielen Lesern genauso. Freut euch: Die Neuauflage ist wundervoll gelungen und die Spiele wissen auch nach all den Jahren noch zu begeistern. Allerdings gilt nach wie vor: Wer eher zur ungeduldigen Sorte von Spielern gehört, die beispielsweise langen Ritten durch weitläufige, menschenleere Landschaften nichts abgewinnt, der ist bei dieser Collection definitiv falsch. Alle anderen genießen die dichte Atmosphäre und die märchenhaften Fantasiewelten, in die sie von ICO und Shadow of the Colossus entführt werden.

Überblick

Pro

  • schönes HD-Gewand
  • zwei faszinierende Spiele
  • mitreißende Geschichten
  • bezaubernde Musikuntermalung
  • Trophäen
  • 3-D-Unterstützung
  • interessante Bonusinhalte

Contra

  • hakelige Steuerung
  • teils unausgewogene Beleuchtung
  • leichte Eingabeverzögerung
  • keine Spiele für Ungeduldige

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