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Test - Sea of Thieves : PS5-Test: Beim Klabautermann, ein Xbox-Exklusivspiel auf der Playstation!

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Da ist er also, der erste große Xbox-Exklusivtitel, der seinen Weg auf die Playstation findet. Wer es genau nimmt, könnte diese Ehre auch Hi-Fi-Rush, Grounded oder auch Pentiment zuschreiben, aber ganz ehrlich: Sea of Thieves ist ein um Längen bekannteres, vielfältigeres und ausdauernderes Vergnügen. Über Jahre hinweg galt das Spiel als Magnet für den Game Pass. Jetzt stellt sich die Frage, ob es auch zum leicht reduzierten Vollpreis noch Fans findet. Wer sticht auf der PS5 in die Xbox-See?

Manche Dinge muss man erst mit eigenen Sinnen erleben, bevor man sie begreift. So wie damals, als das erste Sonic-Spiel auf einer Nintendo-Konsole erschien. Der 16-Bit- Konsolenkrieg Sega vs. Nintendo wirkt jedoch rückblickend wie Kinderkram, wenn man mal rekapituliert, wie viele Schlachtfelder in den letzten 22 Jahren von Sony und Microsoft zerbombt wurden.

Hardware-Fuchsereien, Exklusivdeals mit Drittherstellern, Preiskämpfe an der Ladenkasse, die buchstäbliche Annexion von Ausstellungsfläche im nächstbesten Media Markt und wer weiß was noch hinter den Kulissen stattfand. Ist das alles nun vorbei? Hat Microsoft aufgegeben? Oder ist die Umsetzung von vier älteren Spielen nur ein weiterer Schachzug im erbitterten Konsolenkrieg?

Wir werden es bestimmt noch erfahren, doch bis sich der Nebel des Kriegs lüftet, streiten sich die Gelehrten darüber, wie viel Microsoft tatsächlich investiert. Sind Spiele wie Hi-Fi-Rush und Sea of Thieves echte Bereicherungen für das Playstation-Publikum oder bloß gönnerhafte Almosen?

Nun, eines ist jedenfalls klar: weder Tango Gameworks noch Rare ließen sich bei der Umsetzung auf die PS5 lumpen. Grafische Knausereien? Mangelhafte Feature-Implementierung? Lückenhafte Soundkulisse? Nein, nichts davon ließen sich die Entwickler bei Hi-Fi-Rush oder Sea of Thieves ankreiden.

Im Gegenteil, dank Dual-Sense-Unterstützung und der erheblich flinkeren Dolby-Atmos-Soundkulisse, die auf Sonys System beinahe verzögerungsfrei ausgespuckt wird, kann man die jeweiligen Xbox-Fassungen fast schon in die Tonne treten. Da ist noch nicht mal mit eingerechnet, dass die PS5 Schatten bei Unreal-Engine-Titeln schärfer darstellt als die Xbox Series X. Es grenzt förmlich an Selbstkasteiung, was Microsoft betreibt.

Besser als das Original – außer die Server-Anbindung

Auch Sea of Thieves basiert auf der Unreal Engine, und so tritt das Undenkbare ein: Auf der PS5 zeigt das Spiel nicht nur schärfere Schatten, sondern auch detailreichere Level-of-Detail-Kaskaden - und sieht somit ein wenig besser aus als auf der Xbox Series X. Lediglich in einer Hinsicht hatte die Microsoft-Konsole in unseren Testsitzungen noch die Nase vorn: Die Server der PS5-Beta-Phase schienen uns etwas instabiler, sodass es öfter mal unverhofft zu Verbindungsabbrüchen kam.

Wir gehen nicht von einem Dauerzustand aus, schließlich ist das Spiel cross-kompatibel, sodass PC-, PS5- und Xbox-Gamer am Ende auf denselben Servern landen und sogar Spielstände plattformunabhängig genutzt werden können, dank Cloud-Speicher, wenn denn gewollt. Dazu braucht es allerdings einen Microsoft-Account, den ihr dauerhaft mit eurem Playstation-Konto verknüpfen müsst.

Bevor allerdings an dieser Stelle im Lager der Playstation-Fanboys die Häme ausbricht: Glaubt nicht, dass sich der grafische Unterschied ohne einen direkten Vergleich überhaupt ausmachen lässt. So oder so liefert der comichafte Grafikstil von Rares Piratenspiel gar nicht genug feines Bildmaterial, um Haare zu spalten. Liebe Leute, es erschien ursprünglich auf der Xbox One. Was erwartet ihr?

Das Einzige, was in all den Jahren seit der Premiere im Jahr 2018 noch immer für feuchte Augen sorgt, ist der wahnsinnig schöne Wellengang auf hoher See, der nicht nur mit glaubwürdiger Geometrie protzt, sondern auch mit einem Farbspiel, das euch unterbewusst zum nächsten Reisebüro dirigiert. Je nach Sonnenstand glitzert das kühle Nass mal in Türkis, mal in tiefem Blau und auch mal in Grün, schäumt, kräuselt, platscht und spritzt. Unglaublich! Nach all den Jahren geht es noch immer um die schönste Wellensimulation weit und breit. Bei so einem schönen Anblick habt ihr keine Lust zum Pixelzählen.

Toll. Selbst nach Stunden sieht man sich nicht daran satt, ungelogen. Da fängt man an zu träumen und zu fordern. Hey Nintendo, macht auf eurer nächsten Konsole mal sowas mit Wave Race. Wellengang, brummende Motoren, ein überschwänglicher Ansager ... Waaave Racee!

Wie, was? Achso, stimmt ja, Sea of Thieves … Wir unterbinden das verträumte Ausschweifen von nun an und versichern euch: uns ist bewusst, dass euch die Wassersimulation allein nicht das Geld für die Anschaffung aus den Rippen leiert. Wir wollten sie nur gebührend hervorheben, denn völlig gleich aus welchem Grund ihr euch für Sea of Thieves entscheiden solltet oder wie lange ihr es spielt, das Wasser wird immer ein Highlight sein.

Mehr Sandbox als ein Wüstenplanet

Was ist also nach sieben Jahren dran an Rares Freibeuter-Sandbox? Puh, hart einzugrenzen, denn wenn es euch um verwertbares Material, zählbare Erfolge oder so etwas wie einen handfesten Handlungsbogen geht, dann lautet die Antwort: „fast nichts“. Auch nach zwölf Seasons mit nachgeschaufeltem Content nimmt euch der Spielinhalt nicht an der Hand. Er ist derart Sandbox, dass der Wüstenplanet Dune vor Neid grün anläuft.

Nicht falsch verstehen: Es gibt genug zu tun. Nicht nur, wenn ihr euch einen Beutepass für Ingame-Währung oder Echtgeld leistet. Ihr könnt euch im Rang von drei Gilden hocharbeiten, entsprechende Schatzsucher oder Kampfquests annehmen, dabei fiese Geisterpiraten beziehungsweise Skeletthalunken erledigen und euch von Insel zu Insel vorarbeiten. Harpuniert Seeungeheuer wie den Monsterhai Megalodon, erstarrt vor Ehrfurcht beim Anblick eines monströsen Seekraken oder wartet auf regelmäßig auftauchende Events, die unverhofft eure Wege kreuzen. An Form und Größe der Beschäftigungen mangelt es nicht. Verfolgt handfeste Raids oder kleckert euch von Mini-Quest zu Mini-Quest. Langweilig ist was anderes.

Das Problem ist nur, dass ihr abseits von monetärem Loot, Ruhm und kosmetischen Belohnungen so gut wie nichts davon habt. Ihr gewinnt weder bessere Ausrüstung noch signifikant stärkere Waffen. Eine spürbare Progression findet also nicht statt. Der Weg ist das Ziel, daher solltet ihr euch mit dem Gedanken anfreunden können, dass es nicht darum geht, einer virtuellen Karotte hinterherzulaufen, sondern darum, mit bis zu vier Freunden in einer Crew auf hoher See Spaß zu haben.

Je nachdem, mit wie vielen Leuten ihr eine Crew bildet, mietet oder kauft ihr euch ein Schiff entsprechender Größe, verteilt Aufgaben und segelt einfach drauflos. Wer setzt Segel und dreht sie in den Wind? Wer steuert? Wer steht im Krähennest und hält nach rivalisierenden Piraten Ausschau? Der Schiffbetrieb allein baut schon so sehr auf Teamarbeit, dass ihr buchstäblich zu einer Mannschaft zusammenwachst und ein Band bildet, dessen Stabilität spätestens dann auf die Probe gestellt wird, wenn euer Schiff aufgrund von Schäden zu zerfallen droht. Einlaufendes Wasser mit Eimern abtragen, Feuer löschen, Lecks mit Brettern abdichten und mehr sorgt für Hektik, aber auch für ein wahnsinnig schönes Gemeinschaftsgefühl.

Gleichförmig und ohne echte Progression. Na und?

Abseits dieses Kernsegments ergeben sich weder Pflichttätigkeiten noch überlebenswichtige Versorgungsnöte. Theoretisch könntet ihr 24-7 einfach nur der Nase nach losschippern, was – ohne Übertreibung – bereits einige Tage füllen kann, wenn man denn Spaß daran hat.

Die Frage ist nur, was ihr machen wollt, sobald die Begeisterung am reinen Segeln nachlässt. Nett verwobene Handlungsfäden, wie etwa in sich geschlossene Verknüpfung mit der Monkey-Island-Reihe sowie den Pirates-of-the-Caribbean-Filmen unterhalten prima und bringen ein paar durchgeknallte Spielfiguren mit - unter anderem Jack Sparrow und Guybrush Threepwood, aber auch einige Antagonisten und Nebenfiguren aus den jeweiligen Geschichten. Gerade diese thematisch genial passenden Questreihen geben euch Anstöße für Tätigkeiten und entfalten ein paar unterhaltsame Zusammenhänge.

Das Problem ist nur: Selbst diese Questreihen halten nicht besonders lange vor und können Sea of Thieves kein echtes Lore-Fundament verleihen. Davon lebt Sea of Thieves auch nicht. Es lebt von eurem Teamgeist. Dementsprechend braucht ihr auf lange Sicht gesehen gar nicht erst antreten, wenn ihr vorhabt, ausschließlich solo unterwegs zu sein oder ohne eine Sprachchat-Anbindung zu spielen. Theoretisch kann man das machen, praktisch könntet ihr stattdessen auch Gras beim Wachsen zuschauen.

Um den Spaß am Piratenleben auszukosten, solltet ihr Lust auf gemeinsames Schätzeausgraben, Forschen und Segeln haben. Und im Idealfall auch an PvP-Schlachten, bei denen ihr gegnerische Schiffe entert, laut johlend Kanonen abfeuert und euch in geradezu kindisch glucksender Fröhlichkeit einem Piratenklischee nach dem anderen hingebt. Und zwar ohne echte Substanz zu erwarten, denn es gibt weder Handfestes zu gewinnen noch zu verlieren, außer aktuellen Loot, und der ist unterm Strich nur Schall und Rauch. Keine Zahlenschieberei, keine dauerhaften Ränge oder E-Sports-artigen Matchbewertungen geben Erfolgen und Verlusten eine dauerhafte Dynamik.

Sollte euch selbst die Gefahr, eure kosmetische Beute auf hoher See zu verlieren, zu hoch sein, könnt ihr alternativ auf private Sessions ausweichen, bei denen ihr ausschließlich mit Freunden spielt. Das schränkt allerdings die mögliche Ausbeute ein wenig ein, da Rare euch dazu motivieren will, Teil des MMO-Geschehens zu werden.

Bitte mehr Community-Events

Der einzige Haken an Rares Ambitionen ist, dass Sea of Thieves beim Socializing viele Begehrlichkeiten weckt. Festivitäten, Orte, ja schlicht Gründe, mal den Säbel an den Nagel zu hängen und sich einfach nur in einer Taverne zum Saufen zu verabreden. Ansätze mögen vorhanden sein, aber sie wurden mangelhaft ausgefleischt, siehe etwa das Musizieren. Jeder Pirat kann auf gewisse Instrumente zurückgreifen, was einer Crew ermöglicht gemeinsam zu musizieren. Schöne Idee, aber die Auswahl an Songs ist arg begrenzt und so schrumpft der Unterhaltungsfaktor rapide.

Sea of Thieves - PS5 Launch Trailer

Ab heute ist Sea of Thieves nun auch für Sonys PlayStation 5 erhältlich.

Wie man es richtig macht, zeigt das MMO-RPG-Urgestein Herr der Ringe Online, denn es erlaubt einerseits freihändiges Spielen beliebiger Melodien per Tastenkommando und andererseits das Abspielen jeder beliebigen Komposition per User-Mod. Im virtuellen Mittelerde gibt es ganze Sippen, die überhaupt nicht mehr raiden, sondern nur noch Konzerte geben, bekannte Songs von AC/DC, Taylor Swift oder Eminem auf Mittelalter umarrangieren und mit passenden Texten versehen, sodass Community-Tätigkeiten zu abendfüllenden Events werden. Selbst ein Woodstock-artiges Festival namens Weatherstock findet jedes Jahr auf der Wetterspitze statt.

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Solche Dinge fehlen Sea of Thieves, sind angesichts der Serverstrukturen auch nicht so leicht zu verwirklichen, weil die virtuelle Karibik anstelle einer großen Welt mit mehreren Nutzer-Schichten auf viele kleine Einzelsitzungen mit fließenden Übergängen zueinander vertraut. Schlicht um eine Überbevölkerung der Gewässer zu vermeiden.

Genau deswegen wäre es sehr sinnvoll, wenn Rare eine Art Hauptstadt etablieren würde, in der man sich in großen Zahlen zu Community-Events trifft. Reduzierte Charakterdetails, ein Layer-System und viele andere Modifikationen wären dazu nötig. Diese Maßnahmen würden jedoch weit mehr dauerhaften Zulauf garantieren als die nächstbeste Plünderpass-Questreihe mit kosmetischem Loot.

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