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Test - Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper : Der Ripper im Kurztest der X360-Version

  • X360
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Im fünften Sherlock Holmes jagt der Meisterdetektiv Jack the Ripper. Neun Monate nach der PC-Veröffentlichung ist nun auch die Xbox-360-Variante erschienen. Wie der Ripper auf der Konsole abschneidet, lest Ihr im Test.

Das Spiel startet in Holmes' Wohnung. Während sich dieser für den Ausflug nach Whitechapel bereit macht, gilt es, in die Rolle Dr. Watsons zu schlüpfen und eine Karte von London zu suchen. Das funktioniert mit dem Controller recht gut. Hotspots werden mit einer Lupe angezeigt, da geht man dann einfach hin und hört und liest, was den Entwicklern beispielsweise zur Geige des Detektivs eingefallen ist. Bewegt wird der Charakter - später wechselt das Spiel zwischen Holmes und Watson hin und her - mit dem linken Stick, die Kamera wird wie gewohnt mit dem rechten justiert, wie in einem Shooter.

Leere Straßen, leere Gesichter

Allerdings ist hier Adventure-bedingt natürlich wesentlich weniger los. Was ja eigentlich nichts ausmacht. Nur sind auf den Straßen von Whitechapel eben wenige Leute unterwegs. Will man jemanden einfach so mal ansprechen, wird gleich mit „Ich wüsste nicht, was ich fragen sollte." abgewinkt. Lediglich die Dirnen sind zu einem kleinen Plausch bereit. Obwohl die Phrase „Wenn du das nötige Kleingeld hast, brauchst du dich nicht hinten anstellen. Obwohl es von hinten auch nicht schlecht ist, hahaha!" nach dem dritten Mal auch langweilig wird. Ist übrigens vor einem Gespräch die Ego-Perspektive aktiviert - ansonsten läuft das Spiel in der Third-Person-Ansicht -, lässt sich auch noch erkennen, dass die Charaktere beim Reden oder Lachen keine Miene verziehen. Das wurde in anderen Spielen schon besser umgesetzt.

Häuser und Straßen sehen in der Xbox-360-Version aus wie in einem PC-Spiel der 90er-Jahre. Zwar lässt sich die triste Stimmung des heruntergekommenen Viertels erahnen, die Gebäude sind auch schön mit verwaschenen, dunkelroten Backsteinen gestaltet, aber alles wirkt irgendwie altbacken. Auch die Bewegungen der Charaktere hat man schon flüssiger und weniger steif gesehen. Und die vielen Zeitungsartikel, Dokumente und Gesprächsblasen, die gelesen werden wollen, sind auf die Entfernung, sofern kein 46-Zoll-Fernseher im Wohnzimmer steht, schwierig zu entziffern. Aber wenn man sich schon als Detektiv dieses Falles annimmt, muss man eben auch die Schriftstücke enträtseln.

Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper - Whitechapel Trailer
Auf der Jagd nach Jack the Ripper verschlägt es euch als Sherlock Holmes in London u.a. zur Whitechapel.

Der Meisterdetektiv ermittelt

Apropos Rätsel: Die sind, durch die Lupe betrachtet, viel zu einfach. Oft gilt es nur, lästige Quests zu erfüllen, wie etwa Medikamente besorgen oder Zahlenschlösser knacken, die einen jedoch keinen Millimeter an den brutalen Serienmörder heranbringen. Allerdings hat genau hier das Spiel seine Höhepunkte: Wenn etwa Sherlock Holmes ansetzt, aus den gefundenen Hinweisen eines Tatorts eine Indizienkette zu flechten, oder wenn er nachweist, wie eine Tatwaffe ausgesehen haben muss. Im Gegenzug lähmt Holmes' feine britische Art aber gleich wieder die Präsentation, weil alles viel zu nüchtern veranschaulicht wird. Einen Spannungsaufbau gibt es nicht.

Nicht einmal bei den Morden, die aus der Sicht des Rippers zu sehen sind, stellt sich so etwas wie Gruselgefühl ein. Allerdings schwenkt die Kamera, wenn der Mörder zum Schlitzen anfängt, stur nach oben. Lediglich ein blutbeschmiertes Messer ist im Dunkel der Straße erkennbar. Blutspritzerchen? Fehlanzeige. Auch wenn Holmes oder Watson nächtens durch schmale Gässchen wandern müssen, gibt's keine Gänsehaut, keine Schockeffekte, kein Grauen. Von der USK hat das Spiel die Freigabe ab zwölf Jahren erhalten. Die PEGI knallt ein „Ab 16" drauf. Da fragt man sich wirklich, ob die dafür Verantwortlichen das Spiel überhaupt aus der Packung genommen haben.

Fazit

Hans Schneeweiss - Portraitvon Hans Schneeweiss
Schade um Sherlock Holmes. Da habe ich mehr erwartet. Sieht man einmal von der mittelprächtigen Xbox-360-Präsentation, den leblosen Straßen, den altbackenen Fassaden, den mimiklosen Charakteren und den immer gleichen einfallslosen Sprüchen ab, bleiben noch die unsinnigen Quests, die ständig auftauchen und einen keinen Millimeter in der Geschichte weiterbringen. Weiterhin fehlen dem Spiel Schockmomente, die man sich gerade bei dem Thema Jack the Ripper erwarten könnte. Was dieses Spiel vor dem Absturz bewahrt, sind die Tatsachen, dass es sich erstaunlich genau an den wahren Fall hält und die detektivischen Methoden von Sherlock Holmes sehr gut widerspiegelt.

Überblick

Pro

  • einer der interessantesten Serienmordfälle der Kriminalgeschichte
  • Ego- und Third-Person-Perspektive
  • Methoden eines Detektivs

Contra

  • oft zu einfach
  • Schockeffekte fehlen
  • Präsentation wirkt oft zu nüchtern

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