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Special - Kommentar: Öfter mal was Neues : Schönheits-OP für Lara Croft?

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So, so, da verkauft sich also Tomb Raider: Underworld mehr schlecht als recht und was macht Eidos? Gibt der Frau die Schuld - ist doch klar. Die Alte muss dringend mal einer Schönheits-OP unterzogen werden, heißt es vonseiten des Publishers. Ob die inzwischen gefeuerten 30 Mitarbeiter bei Entwickler Crystal Dynamics darüber lachen können, ist die Frage. Wobei, ganz dumm ist die Idee, der freizügigen Archäologin einen neuen Look zu verpassen, sicher nicht. Denn wenn wir uns in der Welt der Videospiele umsehen, finden wir zahlreiche Beispiele für eine erfolgreiche Charakterentwicklung.

Äh, wie war das noch mal mit Batman?

Kommen wir kurz zurück auf das, was Robert Brent, Chef der Finanzabteilung bei Eidos, tatsächlich gesagt hat: „Seht Euch an, wie Batman erfolgreich verändert wurde, von einem eher traurigen Charakter in der Michael-Keaton-Ära zum dunklen Style von The Dark Knight."

Halt! Meiner Meinung nach vergleicht der gute Mann da Äpfel mit Birnen. Zunächst einmal sprechen wir im Fall von Batman ja von einer Comic-Figur, die damals mit Michael Keaton als Darsteller erstmals ins Medium Film transportiert wurde. Nichts gegen Tim Burton, aber was der Regisseur in seinen Spitzohr-Filmen gemacht hat, hatte rein gar nichts mit der Comic-Vorlage zu tun. Während in den Comics ein athletischer Rächer über Gotham City wacht, war Keaton nichts als ein ausdrucksloser, wortkarger Typ, der sich in seinem ganz und gar nicht elastischen Anzug wie ein Roboter mit Stock im Popo bewegte. Der dynamische Akrobat, den wir nun aus den Filmen mit Christian Bale kennen, ist also nicht das Resultat einer superklugen Charakterentwicklung, sondern nur die Rückbesinnung auf das Original (auch wenn ich als bekennender Fan immer noch nicht damit klarkomme, dass Batman plötzlich eine Ninja-Ausbildung genossen haben soll).

Insofern hinkt der Vergleich zu Lara Croft schon mal ganz ordentlich, denn die war noch nie etwas anderes als eine leicht bekleidete Protagonistin mit großen Tüten, die weder für besondere Charaktermerkmale noch eine tiefgründige Lebensgeschichte bekannt ist. Dass eine solch platt gezeichnete Figur auf Dauer etwas langweilig wirkt, sollte niemanden verwundern.

Ein Held ist ein Held ist ein Held

Nun gut, werfen wir mal einen Blick nach links und rechts und schauen uns nach Charakteren erfolgreicher Videospielserien um, bei denen die für Eidos frische Idee schon länger praktiziert wird. Und meinetwegen bleiben wir direkt im Genre Adventure.

Da, ich hab einen: Link, der beliebte Zipfelmützenmann aus The Legend of Zelda. Schon allein aus technischer Hinsicht hat diese Figur einige Metamorphosen hinter sich, denn vom pixeligen NES-Winzling bis zum heutigen Wii-Helden hat sich einiges getan. Doch dem spitzohrigen Heroen ein paar mehr Polygone zu schenken, hätte allein sicher nicht gereicht, um den langfristigen Erfolg der Zelda-Reihe zu garantieren.

Stattdessen hat Nintendo auch durchaus mal Experimente gewagt und zum Beispiel im GameCube-Titel The Wind Waker mit einem Link im niedlichen Cartoon-Look überrascht. Nicht ungefährlich, denn die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas übel in die grüne Strumpfhose geht, ist ja gerade bei ausgeprägten Fan-Gemeinden recht hoch. Doch die Idee hat funktioniert und wurde sogar im aktuellen DS-Spiel Phantom Hourglass wiederholt, während Link im letzten Wii-Titel Twilight Princess so erwachsen wirkt wie nie zuvor. Und das, obwohl der Typ noch nicht einmal vernünftig sprechen kann!

Auch ein anderer Adventure-Held, nämlich der Prince of Persia, wurde jüngst einer Komplettüberarbeitung unterzogen, und auch hier gibt der Erfolg dem Wagemut der Entwickler Recht. Cel-Shading ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber in diesem Fall sind Charakterdesign und Spielwelt derart stimmig und schön gestaltet, dass die „alte" Trilogie aus Sands of Time, Warrior Within und The Two Thrones schon fast angestaubt wirkt.

Eine Zäsur zu setzen und zu sagen „Wir machen jetzt etwas ganz Neues, anstatt immer nur das Gleiche ein bisschen besser", ist eigentlich eher logisch als ungewöhnlich. Dass unsere heutige Welt schnelllebig ist und Kunden schon über Nachfolgetitel spekulieren, während sie das aktuelle Game noch kaum durchgezockt haben, bringt Entwickler in Zugzwang, ihre Spiele ständig neu zu erfinden.

Vielleicht ist auch das einer der Gründe, warum Rockstar Games den Grand-Theft-Auto-Spielen bei jedem neuen Titel auch einen neuen Protagonisten verpasst. Claude, Tommy, CJ, Niko und Huang Lee sind dermaßen unterschiedlich, dass garantiert keine Langeweile aufkommt. Ganz schön clever!

Was tun mit Lara?

Doch Eidos' Problem löst dieser Ansatz sicherlich nicht: Tomb Raider mit einem neuen Charakter zu besetzen, würde auf keinen Fall funktionieren - dann könnte man die Serie auch direkt auf dem virtuellen Friedhof begraben und aus die Maus. Schon eher könnte man einen neuen Kompagnon andenken, so wie Ubisoft dem persischen Prinzen die recht gegensätzliche Elika zur Seite gestellt hat. Und da Eidos ja die Tomb-Raider-Serie „frauen-freundlicher" gestalten möchte, müsste die neue Figur logischerweise entweder ein geiler Stecher, pardon, ein hübscher Typ oder ein knuffiges Haustier wie in Fable 2 sein. Lara Croft selbst zu überarbeiten, ist zwar eine nette Idee, doch mal im Ernst: Was zur Hölle sollte sich an der denn ändern, damit Frauen sie gut finden? Eine andere Nagellackfarbe? Mehr Stoff, weniger Haut? Wohl kaum.

Ich glaube zwar nicht, dass Eidos meinen gut gemeinten Rat registrieren wird, doch ein Make-over von Frau Croft allein reicht meiner Meinung nach ganz sicher nicht aus, um die Verkaufszahlen wieder in die Höhe zu treiben. Mein Tipp: Ein neues Spieldesign, mehr Humor in der Story, innovative Features und, verdammt noch mal, endlich eine ordentliche Kameraführung - dann klingelt's auch wieder in der Kasse.

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