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Special - Skandaljournalismus - Kommentar : Videospiele sind der Teufel!

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Freunde von Video- und Computer-Spielen sind schnell alarmiert, wenn ihr eigenes Hobby in den Medien – augenscheinlich – falsch dargestellt wird. Wenn Massenmedien wie BILD oder ZDF über Spiele berichten, wird jedes Wort akribisch auseinandergenommen und analysiert. Warum? Weil es innerhalb dieser klassischen Medien eine lange Tradition zu geben scheint, zuerst Video- und Computer-Spiele, harte Musik oder Erwachsenenfilme für jedwede reale Gewalttat verantwortlich zu machen. Da ist man als Spieler sensibilisiert - als Spieler, nicht als Massenmedium. Und das ist traurig.

Seit fünf Minuten sitze ich vor dem Rechner und überlege, ob ich dieses höchst explosive Fass aufmache. Welches Fass? Eine Reaktion auf diesen N24-Artikel mit der populistischen Überschrift „Spielsüchtiger Schüler rastet völlig aus“.

Öffnet man das Fass, dann redet man plötzlich über elterliche Verantwortung, staatliche Hilfe für Familien, Amokläufe und Co. - deshalb versuche ich dieses Thema wirklich nur auf diesen einen konkreten Fall zu begrenzen. Man möge mir verzeihen. Schauen wir uns die Google-History mit den Stichworten „Eschbach + Internet“ an, finden wir einige Suchergebnisse, die allesamt über das Thema berichten. Alle im gleichen Ton, alle mit nahezu identischer Überschrift.

Getroffene Hunde bellen?

Wieso hinterfragt niemand, warum ein 14 Jahre alter Junge überhaupt unbegrenzten Zugang zum Internet hat? Wieso hinterfragt keiner der Artikel, weshalb ein 14 Jahre alter Junge bis zu 18 Stunden am Stück Video- und Computer-Spiele spielen kann? Keiner der Artikel hinterfragt, weshalb Eltern offenkundig ihre Aufsichtspflicht verletzen. Als ich den Link zum Artikel auf meinem Twitter-Account gepostet habe, waren die Reaktionen allesamt ähnlich: Es herrscht Verwunderung darüber, dass keine Seite genau diese Fragen gestellt hat.

Davon, dass Counter-Strike seit dem Jahr 2000 als Symbol für jede Negativmeldung zu Video- und Computerspielen herhalten muss, darüber müssen wir wohl nicht mehr großartig reden. Die Welt der Videospiele ist für viele eben im Jahr 2000 stehengeblieben.

Ich glaube nicht nur, dass wir Medienbildung und -kompetenz an unseren Schulen unterrichten müssen. Ich glaube auch, dass man das Thema Videospielsucht und mögliche Verbindungen zwischen „zu viel spielen“, „Flucht aus der Realität“ und möglicher „Gewaltsteigerung“ anders angehen kann, denn die Sucht und das Verlangen nach Video- und Computer-Spielen ist kein Spaß, den man „flott beiseite kehren kann“. Dafür sind die Beispiele zu erschreckend, wie ich in meinem Special „Spielesucht und Schicksale“ hoffentlich deutlich machen konnte.

Die Kernaussage sollte sein: hinterfragen, gemeinsam reden und nicht zwingend Verbote erteilen und vorschnell einen Schuldigen suchen – nur weil er „eben da ist“. Vor vielen Jahren schrieb der Musiker Kaas ein großartiges, dystopisch-aggressives Lied über genau das Thema – damals leider ebenfalls missverstanden. Aber vielleicht bringt der Inhalt jemanden zum Nachdenken.

(Anmerkung der Redaktion: Beachtet bitte die Hinweise zu Beginn des Videos – auch den Hinweis, dass harte Bilder gezeigt werden, die für Minderjährige und empfindliche Menschen nicht geeignet sind.)

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