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Test - Star Ocean: Integrity and Faithlessness : Trüber Sternenozean

  • PS4
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Nach etwa 12 Spielstunden rückt das größte Manko des Titels in den Fokus: die extrem schlechte Spielbalance. Kämpft ihr euch innerhalb der genannten Spielzeit noch problemlos durch alle Gegner, zieht der Schwierigkeitsgrad danach massiv an. Immer wieder erlebt ihr Kämpfe, in denen eure gesamte Gruppe in Sekundenbruchteilen ausradiert wird, ohne dass ihr etwas dagegen unternehmen könnt. Das hängt in erster Linie davon ab, wie eure Charaktere in den Kampf laufen und wo die Feinde zu diesem Zeitpunkt stehen. Versucht ihr euch erneut an der gleichen Gegnergruppe, kann es sein, dass ihr den Kampf ohne Probleme übersteht.

Schlecht gesetzte Speicherpunkte

Gerade wenn es sich um storyrelevante Gefechte handelt, vor denen ihr eine längere Zwischensequenz genießen durftet, wird es frustrierend. Gespräche und Zwischensequenzen könnt ihr nämlich nicht abbrechen oder überspringen. Scheitert ihr, müsst ihr euch die komplette Sequenz immer und immer wieder anschauen, bis ihr den Kampf schließlich für euch entschieden habt. Schlecht ist auch, dass ihr nur maximal 20 Heil- und Wiederbelebungsgegenstände mitnehmen dürft. In Gebieten mit sehr vielen Gegnern kann es daher vorkommen, dass ihr komplett ohne solche Gegenstände beim jeweiligen Boss ankommt, der dann kaum zu schaffen ist.

Euren Spielstand sichert ihr ausschließlich an Speicherpunkten. Die sind in manchen Abschnitten mehr als unglücklich gesetzt oder deaktiviert, wenn ihr euch mitten in einem Abschnitt der Geschichte befindet, der nicht unterbrochen werden soll. Nicht selten kann es dadurch passieren, dass ihr 30 Minuten oder mehr Zeit verliert, da ihr kurz vor Erreichen des nächsten Speicherpunkts in einen Kampf verwickelt werdet, in dem eure Team-Mitglieder mal wieder schlafen und ihr zum Dank den „Game-over“-Bildschirm präsentiert bekommt. Dann könnt ihr nur neu laden und euch erneut durch den Abschnitt kämpfen.

Die reine Geschichte des Spiels bietet etwa 20 Stunden Spielspaß. Da ihr jedoch schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nicht um das sogenannte Grinden herumkommt, um eure Truppe aufzuleveln, werdet ihr erst nach etwa 30 bis 35 Spielstunden den Abspann sehen. Der taucht zu einem Zeitpunkt auf, an dem die Geschichte gerade so richtig Fahrt aufgenommen hat und ihr euch denkt, dass ihr maximal die Hälfte des Spiels gesehen habt. Zack, steht ihr vorm Endgegner und habt den Titel durchgespielt. An dieser Stelle hat man den Eindruck, dass das Spiel unter zu großem Zeitdruck fertiggestellt werden musste.

Zumindest optisch gibt es bis auf die Kamera nichts zu meckern. Die Umgebungen können sich sehen lassen und insbesondere die Städte wurden sehr liebevoll gestaltet. Alles in allem wirkt Star Ocean: Integrity and Faithlessness optisch wie eine Mischung aus Final Fantasy XIV und Xenoblade Chronicles X. Auch die Texturen in den Gebieten geben keinen Grund zum Meckern. Die Zwischensequenzen sind das Tüpfelchen auf dem i und wirken wie aus einem Animationsfilm. Effekte könnt ihr besonders in den Kämpfen bewundern. Dann raucht, knistert und funkelt es an jeder Ecke. Dazu passen auch die Gegner, deren Design sehr viel Abwechslung bietet.

Passend dazu präsentiert sich der Soundtrack, der jede Menge stimmungsvolle Musikstücke bereithält. Die Spielgeräusche runden das Geschehen gekonnt ab und auch die englischen oder wahlweise japanischen Sprecher machen ihre Arbeit mehr als ordentlich. Eine deutsche Übersetzung sucht ihr übrigens vergeblich. Das gilt nicht nur für die gesprochenen Dialoge, sondern auch für die Bildschirmtexte, denn auch die liegen nur in englischer oder französischer Sprache vor. Um der Geschichte richtig folgen zu können, solltet ihr eine der beiden Sprachen mehr als durchschnittlich beherrschen – reines Schulenglisch reicht nicht.

Fazit

Sven Wagener - Portraitvon Sven Wagener
Macht Spaß, bringt Frust

So gerne ich Star Ocean: Integrity and Faithlessness auch eine bessere Wertung spendieren würde, es geht einfach nicht. Die Story ist interessant und optisch gibt es kaum etwas auszusetzen, sieht man von der schlimmen Kameraführung ab. Die Gegner sind abwechslungsreich und auch der Soundtrack braucht sich nicht zu verstecken. Doch leider reichen diese positiven Aspekte nicht.

Insbesondere die unausgegorene Spielbalance sorgte dafür, dass sich bei mir immer wieder Frust breitmachte. Solange ich nachvollziehen kann, wieso ich einen Kampf nicht gewinne, ist alles schön und gut. Wenn es jedoch nur am Zufall liegt und daran, ob meine KI-Begleiter gerade schlafen oder aufmerksam sind und wie sie in den Kampfbereich hineinlaufen, vergeht mir die Lust. Auch nervt es, dass ich immer wieder die Rollen neu zuteilen muss, wenn einer oder mehrere Charaktere die Gruppe verlassen und nach einiger Zeit wiederkommen.

Das Spiel an sich macht Spaß, keine Frage. Besonders für Freunde von japanischen Rollenspielen ist es ein optischer Hochgenuss. Warum dann aber die Geschichte endet, wenn sie gerade erst richtig in Fahrt kommt, warum das Erledigen der Nebenaufgaben quasi Pflicht ist, diese dann jedoch eher langweilig gestaltet wurden, und warum viele andere Kleinigkeiten so sind, wie sie sind, erschließt sich mir nicht. So bleibt unterm Strich ein Spiel, das zwar Spaß macht, jedoch durch zu viele Schwachpunkte und Frustmomente immer wieder enttäuscht.

Überblick

Pro

  • ansprechende Charaktere
  • sehr schön gestaltete Städte
  • abwechslungsreiches Skill-System
  • viele Nebenaufgaben
  • unterhaltsame Geschichte

Contra

  • grausame Kamera
  • schlechte Spielbalance, nach etwa 12 Spielstunden zieht der Schwierigkeitsgrad massiv an
  • schlauchartige Spielabschnitte
  • schlecht gesetzte Speicherpunkte
  • schwaches Kampfsystem, das sehr schnell in Buttonmashing ausartet

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