Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Special - Der Lootboxen-Skandal : Jahr eins nach dem Shitstorm

  • PC
  • PS4
  • One
Von  |  |  | Kommentieren

Star Wars: Battlefront 2 war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ein Reigen wüster Beschimpfungen und hämischen Spottes ergoss sich über ein Spiel, dessen Inhalt spektakulär war. Der darauf folgende trotzige Boykott vieler potenzieller Käufer ließ SWBF2 wie Blei in den Regalen liegen. Schon wenige Wochen später verkauften Media Markt, Amazon und Co. EAs teuer entwickelten Lizenzshooter zum Schleuderpreis. Zu Recht?

Ich bin ganz bestimmt kein Verfechter von Loot-Kisten oder ähnlichen Belohnungsmodellen. Aber ich habe gelernt, sie als Stilmittel für Progression innerhalb eines Spiels zu akzeptieren. Sie sind in diversen abgewandelten Formen überall präsent, ob in Fortnite, Overwatch, FIFA , PUBG … Die Liste ist endlos, ebenso wie die Diskussion, ob sie als Glücksspiel eingestuft werden sollen oder nicht.   

Die Diskussion wäre nicht halb so hochgekocht, hätte EA den Bogen in der Betaphase von Star Wars: Battlefront 2 nicht derart überspannt. In der Early-Access-Phase, in der man im schlimmsten Fall 4500 Spielstunden investieren sollte, um sämtliche Charaktere und Boni des Spiels freizuschalten, saß das parallele Pay-to-win-System wie ein Stachel im Allerwertesten der Fangemeinde. Direkt nach der Veröffentlichung wurden die Anforderungen um 70 Prozent gesenkt und sogar der etwaige Pay-to-win-Faktor komplett entfernt. Aber es half nichts. Das Kind war bereits in den Brunnen gefallen.

Die Wellen des Shitstorms

Power to the Gamer: Es war durchaus richtig, sich über ein unausgereiftes Spielsystem zu beschweren und eine Änderung zu erwirken. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Art und Weise der Kritikausübung seitens der Videospielcommunity ziemlich überzogen war. Eine Weile lang gab es auf den Gaming-Kanälen von Youtube gefühlt kein anderes Thema und jeder, der seinen Senf dazugab, schlug mit Vergnügen weiter auf das inzwischen tote Pferd ein. Zum Teil mit angeblichen Fakten, die längst nicht mehr aktuell waren. Nicht zuletzt wurde gerechtfertigte Kritik mit grundsätzlichem EA-Hass vermengt, was einen weit größeren Schneeball ins Rollen brachte, als das Thema unter normalen Umständen hätte erzeugen können.

“Loot Crate” mutierte zu einem international verstandenen Schimpfwort. Lootboxen wurden selbst dort kritisiert, wo sie gar keine negativen Auswirkungen hatten, siehe beispielsweise Forza Motorsport 7. In Turn 10s Rennspiel war ihre Verwendung komplett optional. Sie beeinflussten das Spielgeschehen überhaupt nicht negativ.

Im Gegenteil, sie verschafften Profis zusätzliche Herausforderungen mit der Möglichkeit, sich ein kleines Zubrot zu verdienen, wenn sie in einem Rennen auf ABS verzichteten, sich zutrauten, zehn perfekte Kurven zu fahren oder mehr als zehn gegnerische Fahrer innerhalb von drei Runden zu überholen. Man erwarb Loot-Kisten mit Risikokarten über In-Game-Währung. Wer keine Lust darauf hatte, ignorierte diese Mod-Karten und scheffelte ganz normal Kohle über gewonnene Rennen.

Klingt das nach einem unfairen System oder gar nach „Abzocke“? Meiner Ansicht nach: beim besten Willen nicht. Trotzdem hagelte der Shitstorm im Post-Battlefront-Trauma genauso stark auf Turn 10 ein wie kurz zuvor auf EA. Spieler, die sich anscheinend nie konkret mit dem System von Forza Motorsport 7 auseinandergesetzt hatten, schrieben sich die Kritik auf die Fahnen und fluteten Foren, Youtube-Kommentare und Twitter-Feeds so lange, bis Turn 10 das System aus dem Spiel nahm. Nun ja, zumindest den zufälligen Erwerb der Karten, Heute kauft man die Modkarten nach Belieben und setzt sie genauso ein wie zuvor auch. Kein Shitstorm mehr in Sicht, obwohl sich nur die Verteilung geändert hat.

Kommentarezum Artikel