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Test - The Book of Legends : Legendär sieht anders aus

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16 Bit: Das ist die Unternehmensstrategie des portugiesischen Entwicklerstudios Aldorlea, das nun das Retroabenteuer The Book of Legends auf den Markt gebracht hat. Eigentlich eine nette Idee, vor allem für Liebhaber von klassischen Rollenspielen, aber das Problem ist: So was gab es schon besser. Ihr spielt den Antihelden Jordan, der sich dem gefürchteten Dämon Azutura stellen soll. Jordan ist ein Sprücheklopfer, aber leider ein Schlechter.

Auf der Internet-Seite von Aldorlea steht: “Erinnert ihr euch an 16-Bit-Rollenspiele wie Final Fantasy 3, Dragon Quest oder Phantasy Star 4?” Oh ja, denkt ihr euch vielleicht und fangt an, schön in Erinnerungen zu schwelgen. Doch macht euch darauf gefasst, unsanft aus euren Tagträumen geweckt zu werden, wenn ihr The Book of Legends ins DVD-Laufwerk schiebt. Die Geschichte beginnt im Land Fenirith, das von immer mehr Dieben und Banditen überschwemmt wird, was die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Da sich der Dämon Azutura von diesen Ängsten ernährt, ist er erwacht und sammelt Energie. Der Antiheld Jordan Zatarista wird deswegen beauftragt, den Dämon wieder schlafen zu legen.

Die Zeichen standen auf Grün

Eigentlich ist The Book of Legends ein echtes Retrospiel: 16-Bit-Welt, klassische Isoperspektive, passende Musikuntermalung und keine Sprecher. So wie es früher üblich war. Dass alle Texte auf Englisch sind und keine deutsche Übersetzung angeboten wird, könnte man verschmerzen, wäre es nur bei dieser Auffälligkeit geblieben. Leider fällt noch mehr negativ auf, etwa die Schwierigkeitsgrade: Auf leichter Stufe wird nach jedem Kampf automatisch gespeichert und Jordan jedes Mal geheilt. Bei der höheren Stufe müsst ihr Jordan selbst heilen, zum Beispiel mit Tränken, und der automatisch angelegte Spielstand wird erst nach zehn Kämpfen und nach wichtigen Konfrontationen wieder überschrieben. Aber: Euer Held bekommt im Gefecht sowieso regelmäßig Heilpunkte dazu und es gibt keinen Grund, das eigenständige Speichern zu verbieten. Die beiden Stufen sollten eher “normal” und “nervig” heißen.

Den ersten Kampf bestreitet ihr gegen drei Füchse. Erst greifen die Tiere an, was so klingt, als würden sie eine Tüte Chips fressen, und dann seid ihr am Zug. Zur Wahl stehen ein paar Optionen. So greift ihr mit eurer Waffe an, benutzt Gestände oder setzt Fähigkeiten ein. Mit “Rush” steht eine schnelle Attacke zur Verfügung und wenn eine Niederlage droht, lässt sich der Kampf vorzeitig beenden. Es gibt anfangs wenige Angriffsmanöver, was verständlich ist, da man sich erst an das Kampfsystem gewöhnen soll. Das Einzige, woran ihr euch aber gewöhnen werdet, ist der “Rush”-Knopf. Auch nach fünf Stunden Spielzeit sind die Gegner damit so leicht zu besiegen, dass ihr nebenbei fernsehen könnt. Schade ist auch, dass man die Streithähne nicht kämpfen sieht. Der Feind erscheint als Standbild, während es von eurem Helden unten nur ein kleines Foto gibt.

“Definitiv Reis von minderer Qualität”

Jordan ist ein Sprücheklopfer, wie er im Buche steht. Witzige Sprüche würden die Lust steigern, The Book of Legends zu Ende zu spielen, aber auch hier sind die Einfälle eher schlecht als recht. Seltene Ausnahmen gibt es, wenn der Held zum Beispiel auf ein Skelett blickt und sagt: “Für den bin ich nicht verantwortlich!” Mit manchen Äußerungen befindet sich Jordan außerdem gefährlich nah an der Grenze, unsympathisch zu wirken. Jordan ist zwar ein Antiheld, doch auch diese Protagonisten sollten in irgendeiner Form Sympathie beim Spieler hervorrufen.

Wo Schatten ist, da ist auch Licht. Als Tutorial haben die Entwickler in der Welt ein paar Zettel verteilt, die euch in kleinen Häppchen das Wichtigste beibringen. Nicht zu wirr, nicht zu lang, genau die richtige Dosis Wissen. Auch das Inventar kann sich sehen lassen, sowohl für den Helden als auch später für die Mitstreiter. Ihr werdet nicht mit Informationen überhäuft, aber auch nicht im Dunkeln gelassen. Alles ist schön aufgebaut, die Fähigkeiten und Gegenstände werden beim Anklicken mit einem Satz erklärt und auch das Ausrüsten geht wunderbar unkompliziert von der Hand. Spielt ihr mit den Pfeiltasten anstatt mit der Maus, ist das Ganze noch bequemer zu verwalten.

Fazit

Sarah Buric - Portraitvon Sarah Buric

The Book of Legends ist langweilig und kann den Klassikern des Genres nicht das Wasser reichen. Bei Konfrontationen möchte ich gerne meinen Charakter kämpfen sehen und bei einer höheren Schwierigkeitsstufe sollten die Gegner härter sein - stattdessen wird einem nur das Speichern erschwert. Manchmal musste ich grinsen, wie im Kampf mit dem Karate-Waschbären, doch sehe ich keine Leidenschaft. Eher ein schnelles Produkt aus dem RPG-Maker. Wenn ihr wirklich ein tolles Retro-RPG spielen wollt, greift lieber zu den Klassikern.

Überblick

Pro

  • übersichtliches Inventar
  • kurze, knackige Tutorials

Contra

  • Gegner zu leicht
  • keine Kampfanimationen
  • Schwierigkeitsstufen, die keine sind
  • platte Sprüche
  • nur englische Originalversion

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