Special - Der beinahe unmögliche Spagat : Die Herausforderung einer Fortsetzung

Mit Tony Hawk's Pro Skater 5 bahnt sich nach jahrelanger Abstinenz eine Fortsetzung der einst beliebten Reihe an. Doch die Reaktionen im Netz sind angesichts erster Videos mehr als verhalten. Irgendwie wirken Activisions Reanimationsversuche äußerst halbherzig und lustlos. Während das Skate-Spiel also nüchtern betrachtet den Anschein erweckt, als wäre es mit der heißen Nadel gestrickt worden, scheint die Fans die Ankunft von Street Fighter V kaum noch erwarten zu können – auch wenn nicht jede Änderung auf positive Resonanz stößt. Beide Spiele demonstrieren auf unterschiedliche Art und Weise, wie schwer es sein kann, eine Fortsetzung zu entwickeln.

Für uns Spieler sind Fortsetzungen oftmals ein Zeichen von Innovationslosigkeit oder fehlender Risikobereitschaft. In einer Welt, in der alles nicht nur schwarz und weiß ist, trifft das selbstverständlich nicht auf jedes Spiel zu. Auch wenn wir nur allzu gern mit Schaum vor dem Mund hinausschreien, dass der Sequel-Wahn ein weiteres Zeichen dafür ist, wie viel Kalkül hinter der brüchigen Videospielfassade steckt, so darf man nicht vergessen, wie schwer der Spagat zwischen Tradition und Progression sein kann. Einerseits wollen Spieler nicht auf altbewährte Mechanismen und Tugenden verzichten, andererseits solle man doch aber auch nicht vergessen, Spiele um neue Ideen zu bereichern.

Als Entwickler oder auch als Geldgeber sitzt man also buchstäblich zwischen den Stühlen. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass am Ende im besten Fall jeder zufriedengestellt werden soll. Schlussendlich ist es ein Abwägen, bei dem oft natürlich Geld eine wichtige Rolle spielt: Geht man auf Nummer sicher oder ist man vielleicht doch eher der Überzeugung, dass neue Impulse die eigene Arbeit bereichern? Sowohl Activision als auch Capcom wählten mit ihren beiden Spielen den sicheren Weg. Während sich Capcom des Stellenwerts von Street Fighter V mehr als bewusst ist und dementsprechend viel Geld in die Hand nimmt, scheint Tony Hawk's Pro Skater 5 weder technisch noch spielerisch einen großen Schritt nach vorne zu machen.

Selbst wenn auf den ersten Blick alles beim Alten bleibt, darf man auch bei einer vermeintlich simplen Fortsetzung nicht vergessen, wie sensibel Spieler auf Änderungen reagieren - und dank Internet ihren Unmut auch publik machen können. Die ersten Reaktionen nach der Enthüllung von Street-Fighter-Veteran Ken belegen das mal wieder auf sehr eindringliche Art und Weise. Verglichen mit dem Debakel rund um DmC: Devil May Cry und Protagonist Dante scheint das Ganze zwar relativ harmlos, zeigt aber auch, wie viel Fingerspitzengefühl manchmal gefragt ist, um es der Mehrheit recht zu machen.

Tradition oder Fortschritt?

Dieser Prozess wird umso schwieriger, je langlebiger eine Serie ist. Für viele stellte beispielsweise Castlevania: Lords of Shadow einen aus spielerischer Sicht zu starken Bruch mit früheren Serienteilen dar, während The Legend of Zelda: The Wind Waker vor allem durch seinen grafischen Stil für Diskussionsstoff sorgte. Der Übergang von einer würdigen Fortsetzung mit frischen Impulsen zu einer zu starken Abkehr von früheren Ablegern ist fließend und manchmal nur noch in Nuancen zu erkennen, die von jedem anders interpretiert werden.

Für den einen ist Resident Evil 4 die logische Konsequenz aus der sinkenden Popularität des Horror-Genres, für den anderen ist es nur noch eine reine Action-Achterbahnfahrt, die die Serie mit späteren Ablegern in die Bedeutungslosigkeit verfrachtete. Es spielt immer eine Rolle, wie sehr man sich mit einer Serie verbunden fühlt und ob vielleicht auch kleinere Änderungen letzten Endes große Auswirkungen auf das Spiel selbst haben. Selbst Redakteure stehen immer wieder vor der Herausforderung einzuschätzen, inwiefern Änderungen sinnvoll oder überflüssig sind und ob sie im Kontext der jeweiligen Serie auch Sinn ergeben. Da werden auch Tony Hawk's Pro Skater 5 und das neue Street Fighter keine Ausnahme bilden.