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Special - Ubisofts Kopierschutz : Stellungnahme aus der Zentrale

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    Es brodelt in der Community der PC-Spieler. Der Grund dafür verbirgt sich hinter der Abkürzung „OSP", die für Ubisofts neue Kopierschutzmaßnahme „Online Services Platform" steht. Auf der Habenseite stehen unlimitierte Installationen sowie das Spielen ohne eingelegten Datenträger. Eine permanente Internet-Verbindung, keine Möglichkeit des Wiederverkaufs und Datenschutzbedenken stehen dem gegenüber. Im Gespräch mit Ubisoft über die DRM-Methode löcherten wir den Publisher mit unbequemen Fragen - und bekamen interessante Antworten.

    Gameswelt: 2008 hat Ubisoft Prince of Persia ohne jeglichen Kopierschutz veröffentlicht. Offenbar haben die Verkaufszahlen dieses Experimentes die Erwartungen nicht erfüllt.

    Ubisoft: Die Veröffentlichung von PoP ohne Kopierschutz war nicht so sehr ein Experiment als ein Teilschritt unserer Entwicklung. Es war also eigentlich keine Frage von Erwartungen, die nicht erfüllt wurden.

    GW: Im Gegensatz zu Steam erlaubt die „Online Services Plattform" das Spielen im Offline-Modus nicht. Warum hat man sich dazu entschieden, eine dauerhafte Internet-Verbindung verpflichtend vorauszusetzen?

    US: Die „Online Services Plattform" authentifiziert sich mit einem Ubisoft-Konto und die dauerhafte Internet-Verbindung erlaubt uns sicherzustellen, dass niemand anderes zu diesem Zeitpunkt dieses Konto benutzt. Wir wissen, dass Services wie Steam einen Offline-Modus anbieten, aber diese Möglichkeit ist zum Schutz gegen Piraterie nicht effizient genug.

    GW: Wie erklären Sie Kunden ohne oder mit einer zu langsamen Internet-Verbindung, dass sie ihre Spiele nicht spielen können?

    US: Die Plattform benötigt nur eine maximale Geschwindigkeit von 50 kbps, sodass eine langsame Internet-Verbindung nicht die Möglichkeit, Spiele zu spielen, verhindern sollte.

    [Anm. d. Red.: Ubisoft setzt offenbar voraus, dass jeder zu jedem Zeitpunkt irgendwie Zugang zum Internet hat. Zwar entsprechen 50 kbps der Geschwindigkeit eines altertümlichen Modems, es wird also nur ein Telefonanschluss benötigt, aber die Aussage entspricht auch nicht komplett der Wahrheit. In den kürzlich veröffentlichten Systemanforderungen von Tom Clancy's Splinter Cell: Conviction wird beispielsweise eine Internet-Verbindung mit 1 MBit/s vorausgesetzt, und da sperrt man in Deutschland laut dem Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie von Mitte 2009 gleich mal 1,35 Millionen Menschen aus. Von Spielern, die unterwegs, auf Bohrinseln oder im Irak daddeln wollen, fangen wir gar nicht erst an.]

    GW: Das neue DRM-System hat nicht nur auf unserer Seite, sondern quer durchs Internet eine heftige Gegenreaktion ausgelöst. Hat man eine solch negative Reaktion erwartet?

    US: Uns ist bewusst, dass das DRM ein sehr emotionales Thema für die Community der PC-Spieler ist, weshalb wir erwartet haben, eine sehr lebendige Debatte anzuzetteln.

    GW: Adrian Hirst von den Indie-Entwicklern Weaseltron argumentierte kürzlich, dass „ein Kopierschutz, der die gecrackte Version eines Spiels ansprechender macht, dazu führen kann, dass Spieler sich generell von Käufen abwenden." Teilt Ubisoft seine Meinung?

    US: Wir teilen seine Meinung schon und wir glauben fest daran, dass unser System einen Service für die Spieler anbietet, zusätzlich natürlich zum Schutz gegen Piraterie. Außerdem haben wir offenkundig hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass die Voraussetzung einer Internet-Verbindung die Spiel-Erfahrung nicht behindert. Letztendlich ist das System ein Ausgangspunkt; weitere Dienste werden folgen, und es sind diese Dienste, die sicherstellen werden, dass Spieler, die eine rechtmäßig erworbene Version des Spiels haben, die komplette Erfahrung erleben können, die man mit einer gecrackten Version sonst nicht haben kann.

    GW: Gibt es eine Limitierung bei der Anzahl der Speicherstände, die man online anlegen kann?

    US: Nein, es existiert keinerlei Limit.

    GW: Wie lange werden die Server für ein Spiel online sein? Kann ich Assassin's Creed 2 auch noch in fünf Jahren spielen oder wird Ubisoft nach einer gewissen Zeit einen Patch anbieten, um das DRM zu entfernen?

    US: Wir haben klar gesagt, dass wir nicht vorhaben, die Server offline zu nehmen - es ist einfach nicht Teil unseres Plans. Aber wenn das jemals passiert, werden wir einen Patch anbieten, sodass die Spiele auch offline gespielt werden können.

    GW: Gibt es Pläne, die Funktionen der „Online Services Platform" zu erweitern, beispielsweise mit Games on Demand oder einer eingebauten Community-Funktion?

    US: Ja, wir haben Pläne, die Plattform auszubauen.

    GW: Gibt es in Anbetracht steigender Pirateriezahlen auf Xbox 360 und Wii Überlegungen, die „Online Services Platform" auch auf die Konsolen zu bringen?

    US: Zu diesem Zeitpunkt ist die Plattform nur für PC-Spiele.

    GW: Während Ubisoft auf das neue DRM-System setzen wird, sind andere Publisher in der Vergangenheit daran gescheitert, die Kunden einzuschränken, und verwenden jetzt weniger restriktive Kopierschutzmethoden. Warum ist man der Meinung, mit der neuen Plattform eine bessere Chance im Kampf gegen die Piraterie zu haben?

    US: Piraterie ist offensichtlich ein bedeutendes Problem für die gesamte Industrie und vor allem im PC-Markt. Wir gehen dieses Problem alle auf die eigene Art und Weise an, aber wir glauben an unser neues System und denken, dass es eine gute Balance aus Kopierschutz und Service ist, den wir unserer Community von PC-Spielern anbieten.

    GW: Ubisoft ist schon seit Langem den PC-Spielern treu und bietet zu so gut wie allen Spielen eine entsprechende Fassung an. Falls das DRM-System nicht den erhofften Erfolg zeigt, wird man seine Publishing-Strategie auf dem PC noch mal überdenken?

    US: Ubisoft ist dem PC-Markt verbunden und unser Ziel ist es, auch weiterhin neue und innovative Spiele für diese einzigartige Plattform anzubieten.

    Auf der Folgeseite gibt es das Interview noch im englischen Original-Wortlaut.
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