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Test - Wargame: European Escalation : Volltreffer oder Blindgänger?

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Die Schlachtfelder sind in diverse Sektoren aufgeteilt, die jeweils entweder für neue Munition und Treibstoff oder Einheiten sorgen. Zu diesem Zweck übernehmen Kommandeurspunkte, die durch Übernahme von Abschnitten in die Höhe schnellen, die Funktion einer Währung. Kurz gesagt ist es unsinnig, Einheiten anzufordern, alle auf dieselbe Position zu stellen und unvorbereitet in die Schlacht zu ziehen. Die Sorgfalt schwebt immer als Hintergedanke in den Überlegungen, wie mit welcher Einheit vorgegangen werden soll, mit. Bloßes Kanonenfutter zu produzieren, ist demnach sinnlos und verbrät nur wertvolle Befehlspunkte. Man merkt dem Titel bereits in den ersten Minuten an, dass Detailtreue und Mikromanagement die Schlüssel zum Erfolg sind.

Nicht zu Ende gedacht

Wie der Quasivorgänger R.U.S.E. verzichtet Wargame: European Escalation auf klassischen Basisbau. Der Titel punktet mit Feinheiten wie demoralisierten Einheiten, die den Rückzug antreten, oder Panzern, die mit Kettenproblemen zu kämpfen haben und stecken bleiben. Darüber hinaus sind Wälder und Sträucher ein gutes Versteck und Straßen wichtig für das schnelle Vorankommen. Deckung durch Erhebungen auf den weitläufigen Schlachtfeldern ist zusätzlich ein bedeutender Faktor. Das klingt in der Theorie vorerst besser, als es wirklich ist. Kettenfahrzeuge greifen manchmal in Städten verschanzte Soldaten ohne ersichtlichen Grund nicht an, Wälder bieten nur sporadisch Schutz und offensichtliche Befehlsverweigerungen der eigenen Truppen wirken sich störend auf den Spielspaß aus.

Zwar schlägt das Strategenherz zunächst aufgrund der enormen und beinahe obsessiv anmutenden Statistikvielfalt höher. Doch werden in den umständlichen Menüs nicht immer die Werte angezeigt, die man für das Scharmützel aktuell benötigt. Die wichtigste Information, nämlich die Angriffsreichweite der eigenen Truppen, ist nur auf Umwegen über mehrere Klicks zu sehen, was die Aufgaben eines Kommandeurs nicht unbedingt erleichtert. Das Interface an sich wird sehr wahrscheinlich niemals zu einem Schönheitswettbewerb eingeladen. Der Einheitsbrei an grauer Farbe soll zwar das Gefühl einer Gefechtszentrale der 80er-Jahre vermitteln, wirkt aber optisch sehr dröge.

Über den Wolken

Das Strategieschwergewicht nutzt eine Weiterentwicklung der IRISZOOM-Engine und erlaubt es somit wie bei R.U.S.E., nahezu stufenlos die Ansicht zu vergrößern oder zu verkleinern. Es kann so weit rausgezoomt werden, dass man die komplette Karte mit ihren jeweiligen Sektoren im Überblick hat. Das ist zwar ganz nett, aber in der Nahansicht fallen dann doch die grobkörnigen Texturen und unzählige Clipping-Fehler auf. Die geringste Zoom-Entfernung ist zwar nur zur visuellen Darstellung einzelner Fahrzeuge gedacht, diese kann aber auch in der mittleren Stufe nicht überzeugen. Die Sound-Umgebung steht dem in nichts nach und ist somit weder herausragend noch eine Katastrophe.

Da kommt Freude auf

Nach einer durchwachsenen Präsentation und den unterdurchschnittlichen Einzelspielermissionen ist es Zeit, sich dem Mehrspielermodus zu widmen. Hier gibt es die Möglichkeit, mit bis zu acht Spielern die leer wirkenden Karten in ein Tollhaus der tief fliegenden Geschosse zu verwandeln. Im Internet und mit Freunden hat man eben doch am meisten Spaß. Die große Stärke von Wargame: European Escalation ist der Kampfeinsatz gegen menschliche Gegner. Seine Truppen stellt man im Vorfeld der Partie in sogenannten Decks zusammen und wirft sich mit seiner Armee in die Schlacht, um sich Belohnungssterne für das Erfüllen von Nebenmissionen zu verdienen. Natürlich nicht weil Sterne sich gut als Dekorationen auf der Uniformjacke machen, sondern weil es mit diesen möglich ist, neue Einheiten freizuschalten - im Angebot sind um die 300 Truppentypen.

Spielentscheidend ist unterdessen nicht die größte Armee, sondern die Siegpunkte, die für abgeschossene Gegner verteilt werden. Eigene Verluste einzufahren oder bloß Ressourcen zu horten, sind keine Strategien, die zum Sieg führen - eine clevere Idee, die auch defensiveren Spielern eine Chance lässt.

Fazit

Marcus Rätzke - Portraitvon Marcus Rätzke
Es gab schon bessere Zeiten für Strategie-Fans. Nur alle Jubeljahre können wir besondere Perlen in diesem Genre feiern. World in Conflict gehört zweifellos dazu und ist auch der Maßstab, an dem sich dieser Titel messen muss - und das, obwohl seither schon satte fünf Jahre ins Land gezogen sind. Besonders gut kann man die Geschichte und die Präsentation gleichsetzen. Während bei Erstgenanntem glaubhafte Charaktere und eine tolle Rahmenhandlung inszeniert wurden, ist anscheinend bei Wargame: European Escalation der fiktive Kalte Krieg nur Beiwerk. Die Solokampagne lädt kaum zum Weiterspielen ein und wird wahrscheinlich von echten Strategen links liegen gelassen. Die stürzen sich lieber in die Echtzeitschlachten im Internet und bekriegen sich mit menschlichen Gegnern. Die bleiben wenigstens nicht wie die künstliche Intelligenz einfach mal im Feld stehen und lassen sich erledigen. Doch haben auch die Mehrspielerpartien ebenso mit Clipping-Fehlern und unwilligen Truppen zu kämpfen. Dennoch machen die Hatz nach Sektoren und der Kampf um Versorgungslinien Spaß, zumal offensive und defensive Strategen gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

Überblick

Pro

  • unverbrauchtes Szenario …
  • klasse Kartenübersicht
  • realistisches Ressourcen-Management
  • tolle Mehrspielerpartien

Contra

  • … das langweilig präsentiert wird
  • diverse Clipping-Fehler
  • mangelhafte KI
  • umständliche Menüführung
  • angestaubte Grafik
  • triste Landschaften

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