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Test - Williams Pinball Classics : Flippergeschichte

  • X360
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Williams Pinball Classics hat mittlerweile einen langen Bart. Die Wii-Fassung kam in Nordamerika bereits 2008 auf den Markt, gefolgt von Umsetzungen für Xbox 360 und PlayStation 3 Ende 2009. Der Grund für die späte Veröffentlichung in Deutschland ist die Publisher-Suche. Keiner wollte offenbar das finanzielle Risiko eingehen, ein solches Nischenprodukt zu vertreiben. Schließlich hat sich Koch Media des Flipperspiels angenommen. Dabei sind Bedenken aus spielerischer Sicht völlig unbegründet.

Mit Williams Pinball Classics bekommen Fans von elektronisch-mechanischen Spielgeräten eine der besten Flippersimulationen spendiert. Während Nörgler über die zu leichte Kugel meckern könnten, freuen sich Nostalgiker über die große Auswahl an Tischen und lassen dank der originalgetreuen Nachbildungen der Automaten gerne den Flipperfinger kreisen. Auch die Wartezeit der europäischen Spieler wird belohnt. So haben die Entwickler neue Kameraeinstellungen integriert, die Anzahl damit auf zehn Blickwinkel erhöht und die Tischdetails vollständig modelliert. Letztere fielen in der Version für Nordamerika noch zweidimensional aus.

Spielhölle, ich komme!

Mit der Präsentation trifft Entwickler System 3 sofort ins Schwarze: In der Egoperspektive schlendert ihr im Spielhallenmodus durch eine Spielhalle, wo allerlei Flipperautomaten darauf warten, eure Münzen zu schlucken. Überall wuseln spielende Jugendliche an den Flippertischen umher, während im Hintergrund die typischen Spielhallenklänge und albernen Sprachfetzen zu hören sind. In diesem interaktiven Menü wählt ihr aus den insgesamt 13 Tischen, um anschließend auf Highscore-Jagd zu gehen. Das Angebot reicht von Flipperautomaten wie Firepower und Funhouse über Gorgar und Pin Bot bis hin zu Taxi. Ausschließlich in die Versionen für Xbox 360 und PlayStation 3 von Williams Pinball Classics haben sich zudem die Tische Tales of the Arabian Nights, Medieval Madness und No Good Gofers verirrt.

Die Automaten werden stets komplexer und warten mit immer neuen Eigenarten und Kniffen auf. Daher sollte man vor dem Flippern jeden Tisch ausgiebig studieren und wenn möglich auswendig lernen, denn allerlei Punktemultiplikatoren, Bumper und Zielscheiben können eure Gesamtpunktzahl schnell in die Höhe treiben. Das Treffen der Öffnungen für eine zweite Kugel ist ebenfalls punkteträchtig. Des Ansporns halber müsst ihr euch für einige Automaten zunächst Credits erspielen, denn die meisten Flippertische kosten wie im richtigen Leben Geld.

Die Tische fallen abwechslungsreich aus, ihnen liegt jeweils ein ganz eigenes Thema zugrunde. So muss man auf dem Pin-Bot-Flippertisch in einer Weltraumszenerie flippern und bereist durch das Treffen bestimmter Planeten neue Weltraumabschnitte, während auf dem Tisch Gorgar der titelgebende Bösewicht besiegt werden will. Herausforderungen sind seit jeher Ansporn zum Weiterspielen in Videospielen. Das erkannte auch System 3 und beließ es in Williams Pinball Classics nicht beim bloßen Flippern. Für jeden der 13 Tische gibt es eine Liste mit Zielen. So müssen mit der Kugel zum Beispiel Burgen auf dem Spielfeld zerstört werden. Für abgeschlossene Aufgaben erhaltet ihr Credits. Leider tapsen Laien manchmal im Dunkeln. Einen Super-Bumper erzielen? Den Castle-Multiball schaffen? Hier finden sich nur Hobbyflipperspieler, die Ahnung von der Materie haben, wirklich zurecht. Alle anderen werden ohne Erläuterungen ins kalte Wasser geworfen.

Wochenlanger Spielspaß

Auch für Langzeitmotivation ist gesorgt, denn für Solisten gibt es nicht nur den angesprochenen Spielhallenmodus. In der Williams-Challenge gilt es, auf jedem Tisch eine bestimmte Aufgabe zu meistern, etwa das Erreichen einer Mindestpunktzahl oder das Abschießen bestimmter Objekte auf dem Tisch. Das Gemeine daran: Ihr habt lediglich drei Leben. Wer die Herausforderung dreimal in den Sand setzt, muss die Williams-Challenge ganz von vorne beginnen. Hier werden Flipperprofis definitiv ihre Erfüllung finden.

Motivierend ist das Freischalten des Freispielmodus auf jedem Tisch. Dazu benötigt ihr satte 100 Credits, die in wochenlanger Kleinarbeit zusammengeflippert werden müssen. Eher in die Kategorie „nett gemeint, aber schwach umgesetzt" fällt dagegen der Mehrspielermodus. Bis zu vier Freunde können lediglich kompetitiv auf Punktejagd gehen. Nachdem der erste Spieler die Kugel verloren hat, ist der zweite Spieler an der Reihe. Verliert der letzte Spieler seine Kugel, ist wieder Spieler eins dran. Der Mehrspielermodus fällt zwangsläufig schlicht aus, denn Flipperspiele geben für gewöhnlich diesbezüglich nicht mehr her. Ein paar lustige Miniaufgaben hätten es aber schon sein dürfen.

Fazit

Patrick Schröder - Portraitvon Patrick Schröder
Ich habe mir eher wenig von Williams Pinball Classics versprochen, denn zur Riege der Flipperliebhaber würde ich mich nicht zählen. Doch ich wurde positiv überrascht. Hat man den Dreh erst einmal raus, macht es richtig Laune, die vielen Aufgaben auf den Flippertischen zu bewältigen und immer mehr Punktemultiplikatoren zu sammeln. Obwohl die Flippersimulation von hoher Qualität ist, die Auswahl der eins zu eins nachgebildeten Tische hervorragend und die Präsentation erstklassig, wird Williams Pinball Classics dennoch kein Verkaufsschlager werden. Dafür interessieren sich schlichtweg zu wenig Videospieler für dieses Nischengenre.

Überblick

Pro

  • tolle Spielhallenatmosphäre
  • 13 originalgetreu nachgebildete Automaten mit Aufgaben
  • zusätzlicher Freispielmodus
  • typische Spielhallenklänge
  • viele Erläuterungen zu den Tischen

Contra

  • schwacher Mehrspielermodus
  • keine freischaltbaren Tische
  • für Anfänger teilweise frustrierend

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