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Test - Alan Wake : Angst essen Seele auf

  • X360
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Wenn inmitten tiefschwarzer Nacht beim Verlassen einer einsamen Berghütte draußen lautlos ein schwarzer Schatten vorbeihuscht, danach aber nichts passiert, stehen euch die Nackenhaare garantiert zu Berge. Lichtquellen wie der Schein der Taschenlampe, Straßenlaternen, erleuchtete Fenster, das Licht des Leuchtturms oder die Leuchtmunition am nächtlichen Himmel sind atemberaubend inszeniert.

Ungewohnte Stars

Für die Glanzpunkte des Thrillers sorgen vor allem die Sound-Effekte und die Schauplätze. Fast alle Orte, an denen das Böse in den letzten 50 Jahren im Kino und Fernsehen herumgespukt hat, sind im Spiel enthalten. Einsame Waldhütte? Check. Die verlassene Mine? Check. Der Aussichtsturm auf der Spitze des Bergs? Check. Das beschauliche Hotel am See? Check. Die Irrenanstalt? Check. Dabei sind alle Szenarien so detailliert und liebevoll in Szene gesetzt, dass ihr Bright Falls gar nicht mehr verlassen wollt. Bei den Charakteren setzt sich die hervorragende Arbeit der Entwickler nahtlos fort. Der trottelige Dorf-Sheriff ist ebenso dabei wie die verhuschte Landpomeranze, der übermotivierte FBI-Agent oder der undurchschaubare Seelenklempner.

Zudem besitzt Alan Wake eine Eigenschaft, die man einem Spiel sehr hoch anrechnen muss: Es nimmt sich selbst nicht zu ernst. So gibt es neben nervenzerfetzenden Momenten auch immer wieder witzige Situationen, die euch für kurze Zeit das Grauen vergessen lassen. Geht ihr in der Edelklapsmühle zum Beispiel in das Zimmer des ebenfalls eingelieferten Spiel-Freaks, findet ihr dort neben einem Minifernseher eine Xbox 360 und das Spiel Night Springs. Dieses erinnert vom Verpackungsmotiv her verblüffend an Alan Wake.

Es sind gerade diese kleinen Details, die den Titel zu einem besonderen machen. Das Bedrohliche kriecht vor allem aus den Lautsprecherboxen. Wenn ihr nachts durch den Wald rennt, der Wind durch die Wipfel pfeift und es plötzlich im Unterholz raschelt, rast der Puls in Sekundenschnelle nach oben. Knarrende Türen, Geisterstimmen, spitze Schreie, bedrohliche Klangteppiche: Dieses Spiel fährt akustisch alles auf, was euch den Schreck in die Glieder fahren lässt. Veredelt wird das mit einem perfekt passenden Soundtrack mit Stücken von Roy Orbison oder Nick Cave.

Perfekter Horror?

Die Bedienung orientiert sich an Standardsteuerungen des Genres und funktioniert gut. Da ihr sowohl die Batterien der Taschenlampe erneuern als auch die Munition für die Waffen nachladen müsst, ist das schnelle Drücken auf zwei Knöpfe ab und an nervig, aber insgesamt passend umgesetzt. Es gibt allerdings auch Aspekte, bei denen das hohe Niveau nicht gehalten werden kann.

So passen die deutschen Stimmen zwar sehr gut zu den unterschiedlichen Charakteren, die Herrn Wake bei seiner grausigen Entdeckungstour durch Bright Falls begleiten, allerdings hapert es hier in den Zwischensequenzen daran, dass Mimik und Sprache nicht synchron ablaufen. An einigen Stellen trübt ein deutlich sichtbares Verschieben der Bildzeilen den optischen Genuss. Die Animationen des Schriftstellers sind ebenfalls nicht immer sehenswert. Gerade die Sprunganimationen und das Erklimmen von und das Gehen auf Plattformen hat man schon besser gesehen. Ebenfalls nicht immer astrein ist die Qualität der Texturen. Da blickt das Spielerauge dann ab und zu auch mal auf einen matschigen Brei.

Fazit

von Jens Quentin
Keine standardisierten Bosskämpfe. Keine Monsterwellen. Keine Metzelorgien. Keine Superwaffen. Keine überzogene Gewaltdarstellung. Alan Wake hat all dies nicht nötig, um euch ein einmaliges Spielerlebnis zu bescheren. Mit dem beeindruckend inszenierten Zusammenspiel von mitreißender Geschichte, tollen Schauplätzen, grandioser Akustik und fiesen Überraschungen sorgt Remedy für erhöhten Puls und aufgestellte Nackenhaare. Dieser Titel spielt auf der Klaviatur des Schreckens ganze Symphonien, wo Genre-Konkurrenten nur ein mickriges Kinderlied schaffen. Die Präsentation im Stile einer TV-Serie inklusive der vielen kleinen Anspielungen auf Meisterwerke der Horrorkunst bildet dabei den perfekten Rahmen. Von der technischen Seite kann Alan Wake dieses hohe Niveau allerdings nicht ganz halten. Trotzdem: Wer eine Xbox 360 besitzt und jemals einen Funken Spaß daran hatte, sich bei einem Horrorfilm so richtig amtlich zu gruseln, muss Alan Wake kaufen und spielen.

Überblick

Pro

  • grandiose Atmosphäre
  • phantastische Musikuntermalung
  • perfekte Sound-Effekte
  • viele Reminiszenzen an Horrorklassiker
  • guter Humor und Selbstironie
  • hervorragende Schauplätze
  • schönes Charakterdesign
  • spannende Geschichte
  • viele Kontrollpunkte
  • sehenswerte Licht- und Schatteneffekte

Contra

  • Tearing
  • Sprachausgabe nicht immer synchron
  • Animationen stellenweise holprig
  • vereinzelt matschige Texturen

Kommentarezum Artikel

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