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Test - Alternativa : Düsteres Rätselabenteuer

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Die Welt im Jahre 2045, wie sähe die aus? Vielleicht wie im Point-&-Click-Adventure Alternativa, wo erbarmungslose Androiden statt Polizisten für Recht und Ordnung sorgen und niemand mehr daran denkt, in den Slums zu fegen. Eine Müllabfuhr gibt's nämlich nicht mehr. Doch das ist nicht das einzige Problem der verwahrlosten Metropole.

Vom Regen in die Traufe

Stellt euch vor, ihr hättet einen anstrengenden Arbeitstag hinter euch. Ihr verlasst das Industriegebiet durch das massive Stahltor, das die beiden Stadtteile voneinander trennt. Ihr wollt nur noch nach Hause, vielleicht etwas Frischluft schnuppern und euch dann in die Koje werfen. Doch dazu kommt es nicht. Kaum einen Fuß aus der Anlage gesetzt, mopsen euch zwei Androiden den Ausweis und degradieren euch so zum Arbeitslosen. Der Bau der neuen Endora-Firmenzentrale sei gestoppt worden - alle Mitarbeiter finden sich auf der Straße wieder. Einfach so. Ohne Vorwarnung.

Nun, das ist harter Tobak, aber Richard Rocek muss ihn schlucken, denn die Welt, in der er lebt, wird von Kriegen und Revolten bestimmt. Viele Bürger sind das ständige Herumgeschubse leid und kämpfen erbittert gegen das Joch der Diktatur. Fortan übernehmen wir die Kontrolle über Richard, der sich dem Widerstand anschließt und alles daran setzt, seine geraubte Freiheit wiederzuerlangen. Als wir kurze Zeit später noch des Mordes bezichtigt werden, steht fest: Da kommt eine interessante Geschichte auf uns zu.

Alternativa ist ein abstruses Science-Fiction-Adventure im klassischen Cyberpunk-Stil. Der Großteil der 120 verschiedenen Kulissen ist sehr düster gehalten. Die Spielwelt passt somit hervorragend ins schwarzmalerische Zukunftsszenario. Auf dem Parkplatz vor dem Industriegebiet patrouillieren Wachroboter, die schon beim kleinsten Mucks mit dem Elektroschock drohen. Nicht weit entfernt erkennen wir ein altes Wrack einer Trambahn. Ein Relikt aus einer Zeit, in der die Sonne noch schien und nicht stinkenden Abgaswolken den Himmel räumen musste. Die dichte Atmosphäre ist hier an jeder Ecke zu spüren - zumal die Dialoge hervorragend in deutscher Sprache vertont wurden. So instruiert euch der zwielichtige Namenlose im Lagerhaus etwa mit der Synchronstimme des "King-of-Queens"-Darstellers Kevin James.

Alternativa - Debut Trailer
Der Debut Trailer zum kommenden Point-and-Klick-Adventure Alternativa.

Nicht auf dem heutigen Stand

Genregetreu sammeln wir in Alternativa diverse Gegenstände ein, die wir miteinander kombinieren und so allerhand Rätsel lösen. Leider wird die gewohnte Klickerei durch einige Macken ausgebremst. Das fängt beim potthässlichen Interface-Design an und hört bei veralteten Spielprinzipien auf. Eine Anzeige aller Interaktionsmöglichkeiten auf Tastendruck gibt's beispielsweise nicht. Stattdessen müssen wir die dunklen Areale Pixel für Pixel nach wichtigen Objekten abtasten. Das nervt, vor allem weil Richard Gegenstände nur dann aufhebt, wenn sie bereits benötigt werden. Einen Stock einfach mal so mitzunehmen, weil der ja noch nützlich sein könnte, fällt in Alternativa flach.

Die Krux am ewigen Hin und Her sind die ausufernden Laufwege. Es macht keinen Spaß, wenn wir Richard quer durch die Stadt scheuchen müssen, nur um Kopfnüsse zu lösen, die wir auch so hätten knacken können. Zwar fasst unser PDA alle nötigen Hinweise, Personen und Notizen in einer Datenbank zusammen, die Rätsel gestalten sich mitunter aber sehr konfus. Lädt man 2045 seine Zugfahrkarte tatsächlich mit einer chemischen Glibbersubstanz auf, die wabernd durch den Ticketschalter flutscht?

Die spannende und zunehmend dramatische Erzählung spaltet sich gegen Ende des Spiels in vier Nebenhandlungen auf - wobei wir auch andere Charaktere steuern dürfen -, die in ein großes Finale münden. Zumindest wenn man so weit kommt, denn der Tod ist Richard des Öfteren auf den Fersen. Führt ihr Schlüsseldialoge nicht korrekt zu Ende, ist die Chance auf Freiheit vertan. Gottlob, dass es Speicherstände auch im Jahre 2045 gibt.

Fazit

Mirco Kämpfer - Portraitvon Mirco Kämpfer
Alternativa ist ein Point-&-Click-Adventure der alten Schule. Hier gibt’s keinerlei Komfortfunktionen oder angepasste Schwierigkeitsgrade, auf euch warten lange Laufwege und fragwürdige Rätsel. Ich wäre vor dem Apartment von Professor Petrenko beinahe gescheitert, weil ich im diffusen Korridor partout die Türklingel nicht sah. Wie auch, wenn Richard direkt davorsteht? Alternative Kameraperspektiven und Rätsellösungen sucht man nämlich vergeblich. Dafür bekommt man eine spannende Geschichte mit dichter Atmosphäre und hübschen Schauplätzen. Knobelfans, die bei Komfort und Bedienung Abstriche machen können, dürfen zuschlagen.

Überblick

Pro

  • spannende Geschichte
  • abgedrehter Cyberpunk-Stil
  • hervorragende Vertonung
  • abwechslungsreiche Kulissen, ...
  • stimmige Atmosphäre

Contra

  • kaum Hinweise
  • konfuse Rätsel
  • hakelige Bedienung
  • ... die man immer wieder besucht
  • keinerlei Komfortfunktionen
  • grausiges Interface

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