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Preview - Call of Duty: Modern Warfare 3 : Wie ein weißes Rauschen

  • PC
  • PS3
  • X360
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Krach! Bumm! Päng!

Auf dem Dach greift der Präsentator in die Waffenkiste. Gegner werden mit der „Nine-Grenade" weggesprengt: wie der Name vermuten lässt, eine Granate, die neun kleinere Explosionen raushaut. Doch auf den Dächern der umgebenden Häuser hocken ebenfalls noch Gegner. Also kramen wir die Fernbedienung der Reaper-Drohne aus der Tasche. Flugs die Gegner auf dem Bildschirm der Drohne anvisiert und schon schlagen die Raketen ein und machen den Feinden auf den Dächern den Garaus, freilich ohne an den Gebäuden nennenswert Schaden anzurichten. Da nun noch ein Kampfhubschrauber anrauscht, knallen wir selbigen auch gleich noch mit der Drohne weg.

Ein hauseigener Helikopter sorgt für den Abflug und natürlich hopsen wir in der folgenden Rail-Sequenz ans Bord-MG. Die luftige Achterbahnfahrt im Helikopter wird mit reichlich Angriffen von Feindhubschraubern und massig Scriptsequenzen untermalt. Action-Vollbedienung, ohne Pause, ohne Atemholen. Und irgendwie so ein bisschen ohne Ziel und ohne Spannung. Uns fehlen ein wenig die ruhigeren Sequenzen, in denen Spannung aufgebaut und man auf einen kommenden Höhepunkt vorbereitet wird. Stattdessen Dauerfeuer, jede Menge Krach und Geballer. Intensiv, aber irgendwie auch mit der Zeit ermüdend.

Von der Wharf in die Tube

Das zweite gezeigte Level in der Londoner Canary Wharf beginnt etwas ruhiger mit Armee-Teams, die russisch besetzte Gebäude infiltrieren und einen Truck erreichen sollen. Warum? Wissen wir nicht. Egal. Mit der Ruhe ist es sowieso schnell vorbei, denn schon bald sind wir auf dem Zielgelände, und da erwartet uns das übliche Bild: endlose Scharen von Gegnern, Geballer und Explosionen, bis die Ohren qualmen. Der Kampfhubschrauber, der uns begleitet, sorgt dafür, dass die Geräuschkulisse laut und krachig bleibt.

An den Checkpoints gibt es kurze neue Aufgabenstellungen, aber so richtig nimmt man die in dem Chaos ohnehin nicht wahr. Einfach weiter, die Levelabschnitte sind ohnedies schlauchig-linear und verlaufen kann man sich nicht. Keine Spur von einem Abweichen der üblichen Mechanik. Wer hofft, dass Modern Warfare 3 offenere Umgebungen und mehr spielerische Möglichkeiten bietet, dürfte wohl enttäuscht werden.

Die überlebenden Gegner fliehen in die U-Bahn und rasen mit einem Zug los, wir in Trucks hinterher, vorbei an belebten U-Bahn-Stationen. Wieso diese trotz augenscheinlicher Russenarmee in der Stadt so belebt sind, werden wir wohl so schnell nicht erfahren, denn über die Situation in London wird uns nichts verraten. Die wilde Jagd durch die U-Bahn-Tunnel bringt uns eine weitere Rail-Sequenz, in der wir eigentlich nur an Bord hocken und alles töten, was im verfolgten Zug die Nasen aus Fenstern und Türen streckt. Die Sequenz hat Tempo und sieht gut aus, bis hin zum Entgleisen des Zugs. Dennoch: Es sieht nur nach Tontaubenschießen in einem Rail-Shooter aus. Hm.

Visueller Overkill?

Visuell gibt sich das alles sehr intensiv, technisch gut umgesetzt und mit einigen Aha-Momenten, die aber aus der Masse an Szenen nicht so recht herausragen können, sondern eher zum Achterbahnalltag gehören. Sozusagen ein Looping nach dem anderen, mal schnell, mal hoch, mal beides. Doch komischerweise bleibt der Blick nicht gebannt an die Leinwand gefesselt. Auch hier macht sich irgendwie eine gewisse visuelle Ermüdung breit. So wie man bei gar zu langer Achterbahnfahrt einfach die Augen schließt und den Rest einfach über sich ergehen lässt. Man darf gespannt sein, ob die Entwickler bei all der Action nicht vergessen, dass wenigstens auch ein bisschen Handlung da sein sollte und weniger manchmal mehr ist, was den Overkill der Action-Sequenzen angeht. Wir hoffen noch, dass die beiden gezeigten Abschnitte nicht repräsentativ für das gesamte Spiel sind.

Aber außer dem Einzelspielermodus, der vermutlich ohnehin wieder nur die zweite Geige spielt, wird ja noch einiges auf uns warten. Kampagne, Koop-Modus und vor allem der Mehrspielermodus, auf den wohl die meisten Fans der Reihe mit Hoffen und Bangen warten und der sicherlich wieder den Schwerpunkt des Spiels darstellen wird. Doch dazu gab es in London noch keine Informationen, die sollen in den kommenden Wochen und Monaten folgen und das Duell mit Konkurrent Battlefield 3 richtig eröffnen.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Ich gebe zu, ich mag die Call-of-Duty-Reihe nicht sonderlich. Nicht mehr. Bei den ersten beiden Teilen hab ich noch beim Sturm auf die Normandie geschwitzt und mitgefiebert, doch mit jedem weiteren Teil der Serie empfand ich das brachiale Action-Gewitter als immer schaler und abgenudelter. Anscheinend geht es mittlerweile nicht mehr nur mir so. Nach der Präsentation von zwei Levelabschnitten aus dem Einzelspielermodus hielt sich die Begeisterung der anwesenden Redakteure jedenfalls in Grenzen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich die Reihe mit dem Zwang, sich in Sachen Inszenierung selbst zu übertreffen, inzwischen mächtig selbst im Wege steht. Was wir zu sehen bekamen, war zwar durchaus fulminant in Szene gesetzt, wirkte aber letztendlich nur wie eine Aneinanderreihung möglichst effektvoller Actionsequenzen ohne jeden Sinn für Spannungsaufbau oder Dramaturgie. Eine visuelle Achterbahnfahrt nebst Tontaubenschießen, die auf die Dauer irgendwie ermüdend wirkt, anstatt zu begeistern. Ansonsten sahen wir das übliche: allerlei Dauerbefeuerung, schlauchig-lineare Levels, zahllose Scriptsequenzen und Railshooter-Abschnitte in Hubschrauber und U-Bahn. Aber nun gut, der Einzelspielermodus ist ohnehin nur ein kleiner Bestandteil der Reihe, und da hat nach den bisherigen Eindrücken Battlefield 3 sowohl technisch als auch erzählerisch die Nase vorn. Das eigentliche Duell der Shooter-Giganten wird sowieso auf dem Mehrspielerschlachtfeld auf einem hoffentlich weitaus interessanteren Niveau ausgetragen und davon haben die Jungs von Sledgehammer und Infinity Ward noch gar nichts verraten. Bis sich das ändert, bleibt ein etwas ernüchterter Eindruck.

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