Test - Colin McRae Rally 4 : Colin McRae Rally 4
- PS2
- Xbox
Fast wie im richtigen Leben
Auf der Piste selbst werden alteingesessene 'Colin 3'-Fahrer erst mal recht überrascht aus der Wäsche gucken, denn die Fahrphysik der Boliden wurde massiv überarbeitet und hat kaum noch etwas mit den früheren Zeiten zu tun. Die überzogenen Slides aus 'Colin 3' sind derweil Geschichte, die Wagen reagieren sehr nachvollziehbar und realistisch, was jedoch nicht heißt, dass das Spiel leichter geworden ist, denn der Realismus zusammen mit den ausgefeilten Strecken verlangt dem Fahrer einiges ab und es bedarf schon einiger Übung, um stets in den vorderen Rängen zu landen.
Vor allem aber überzeugt, dass die Fahrzeugdrehungen nun realistisch über die Antriebsachsen und nicht auf einen zentralen Punkt konzentriert wirken, was viel zu einem besseren Fahrgefühl in den Kurven und bei Slides beiträgt - und das ist bisher noch keinem Rallye-Spiel so recht gelungen. Auch treten die unterschiedlichen Fahreigenschaften der Boliden viel deutlicher in den Vordergrund und runden damit nicht nur das Rallye-Erlebnis ab, sondern bieten mehr oder minder mit jedem Fahrzeug ein anderes Gameplay. Nicht großartig verändert wurde hingegen das Schadensmodell - wozu auch, das war bei 'Colin McRae Rally 3' schon nahezu perfekt.
Reparatur und Setup mit Neuerungen
Ein Ärgernis des Vorgängers war, dass bei dem grandiosen Schadensmodell die Reparaturen automatisch durchgeführt wurden und dem Fahrer doch einiges an Spielraum genommen haben. Das wurde nun geändert, wie in 'Colin 2' könnt ihr euch nun selbst wieder um die Reparaturen beschädigter Komponenten kümmern. Wie sich das gehört, sind bei den Wettbewerben jeweils nach zwei Rennen Wartungsarbeiten angesagt. In übersichtlichen Prozentwerten werden euch die Schäden und die Reparaturzeiten angezeigt und es bleibt euch überlassen, wie ihr die 60 Minuten, die euch zur Verfügung stehen, ausnutzt. Kleines optisches Schmankerl: Im Reparatur-Screen seht ihr euren Wagen mit all seinen Schäden und könnt auch visuell den Erfolg eurer Arbeiten zumindest an der Karosserie bewundern.
Umfangreich ist auch das Setup der Fahrzeuge, das ebenfalls wieder mehr Richtung 'Colin 2' tendiert und etliche, erfreulicherweise auch gut erklärte, Optionen bietet - von der Wahl der Reifen über die Federung bis hin zur Aufhängung. Auch hier gibt es wieder eine echte Besonderheit, denn zwischen den Wettbewerben in der Meisterschaft könnt ihr euch verbesserte Komponenten erfahren. Ihr dürft nämlich optionale Testfahrten bestreiten und dabei Bremsen, Stoßdämpfer oder Reifen auf ihre Tauglichkeit testen. So müsst ihr in vorgegebener Zeit mit neu entwickelten Bremsen euren Wagen rechtzeitig in einem Feld zum Stehen bringen oder bestimmte Schadenslimits erreichen. Ist das nach maximal zwei Versuchen gelungen, könnt ihr die Komponenten für künftige Fahrten nutzen.
Grafisch lecker aufpoliert
Eine weitere dicke Überraschung bietet auch die Grafik des Spiels, die beim Vorgänger auf der PS2 sehr gemischte Gefühle hinterließ. Auch hier hat Codemasters nun endlich den Anschluss an die Konkurrenz gefunden und mächtig zugelegt, so dass sich die PS2-Version nun nicht mehr schamvoll verstecken muss. Die Landschaften und Strecken wirken ungemein realistisch, lästige Popups oder Slowdowns waren kaum bis gar nicht zu verzeichnen, dafür gibt es sogar endlich mal ein paar Animationen, bis hin zum wehenden Gras in der Startzone. Auch bei den Fahrzeugen wurde die Detailschraube nochmals angezogen. Die Effekte wurden ebenfalls noch etwas aufgebohrt, sei es bei Staub, Wasser, Ausleuchtung oder Wetter. Nett sind auch kleine Details wie qualmende Kühler bei überhitztem Motor oder ein vibrierendes Auspuffrohr. Auch das Federn der Fahrzeuge auf den Strecken wird sehr schön umgesetzt. Trotzdem gäbe es bei der Umgebungsgestaltung in puncto Details und Texturqualität noch Steigerungsmöglichkeiten.
Die Xbox-Version unterscheidet sich nur marginal von der PS2-Variante. Die Grafik hat aber auf der Microsoft-Konsole nicht zuletzt dank feineren Texturen und einer schärferen Gesamtoptik etwas die Nase vorn. Etwas sparsam geht es in beiden Versionen bei den Kamera-Perspektiven zu - Draufsicht, Cockpit und Ego-Ansicht und das war es. Dafür versöhnen schöne Replays, auch wenn hier die Ansicht nicht gewechselt werden kann.
Auf der akustischen Seite glänzt das Spiel wie schon von den Vorgängern gewohnt mit satten und authentisch klingenden Motorensounds. Auch der Wechsel des Fahrbahnbelags ist für die Ohren des Fahrers gut nachvollziehbar. Die Musik ist wie gewohnt eher mittelprächtig und bietet die genreüblichen Klänge. Sämtliche Ansagen des Co-Piloten sind in Deutsch und hier haben wir auch schlussendlich die einzige echte Schwäche des Spiels. Nicht wegen der Sprache an sich, sondern eher, weil die Angaben des Beifahrers - zumindest für meinen Geschmack - oftmals um einiges zu früh kommen, was hier und da nicht unbeträchtlich zu Verwirrung führen kann, wenn beispielsweise die angekündigte Haarnadelkurve noch auf sich warten lässt und wir unseren Boliden umsonst gebremst oder justiert haben. Oder der Co-Pilot kündigt eine scharfe Linkskurve an, während wir gerade auf eine Rechtskurve zufahren. Hat man sich daran allerdings erst gewöhnt, ist auch das verschmerzbar.
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