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Preview - Dead Island 2 : Es lebt! Und wir haben es schon gespielt

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Fast schien es, als sei Dead Island 2 auf dem besten Wege zu einem weiteren Eintrag in die Liste peinlicher Treppenwitze der Spielegeschichte von sehnlichst erwarteten Titeln, die wie Duke Nukem Forever mit der Zeit bei lebendigem Leibe in der Entwicklungshölle verschmoren. 2014, also vor mittlerweile acht Jahren, wurde der Nachfolger zum Zombie-Hit angekündigt und biegt nun nach zwei Fahrerwechseln der Entwicklerstudios endlich auf die Zielgerade in Richtung Veröffentlichung am 3. Februar 2023 ein. Wir konnten eine fast fertige Beta-Version bereits 20 Minuten spielen.

2011 traf Dead Island anscheinend punktgenau den Nerv seiner Zeit. Zuerst mit seinem CGI-Trailer, dessen berührende, rückwärts erzählte Kurzgeschichte einer Familie auf Urlaub während des Ausbruchs einer Zombie-Apokalypse bis heute nachhallt. Dann mit seinem splattrigen Action-Gameplay, das zwar in den Kritiken meist nur für ein „gut, aber nicht sehr gut“ reichte, aber in seiner Mischung aus Sandbox-Kämpfen und semi-offener Spielwelt zahlreiche Fans für sich gewann. Entwickler Techland entschied danach, eigene Wege zu gehen, die in Dying Light resultieren sollten. Publisher Deep Silver sah sich gezwungen, nach einem Ersatzstudio für den Nachfolger Ausschau zu halten.

2014 wurde Dead Island 2 angekündigt, für das der renommierte Berliner Entwickler Yager (Spec Ops: The Line, The Cycle) gewonnen werden konnte. Doch die Vision, die man dort für den Nachfolger entwarf und um immer neue Ideen erweiterte, schien sich irgendwann zu weit von der Vorstellung des Originals und vor allem von der des Publishers Deep Silver zu entfernen. Dieser entzog Yager daher das Spiel und übergab es an Sumo Digital, die sich vor allem mit Ports und Auftragsproduktionen (Team Sonic Racing, Crackdown 3) mal mehr, mal weniger mit Ruhm bekleckert hatten.

Schlussendlich landete das Spiel 2018 auf dem Tisch von Dambuster Studios, die sich mit der Time-Splitters-Reihe einen exzellenten Ruf erarbeitet und ihn mit Haze und Homefront: The Revolution wieder zunichte gemacht haben. Im Frühjahr 2023 soll Dead Island 2 nun endlich erscheinen. Wir konnten eine inhaltlich bereits komplett fertige Beta-Version 20 Minuten anspielen.

Stadt der Teufel

Als Dambuster Studios 2018 die Produktion von Dead Island 2 übernahmen, verwarfen die Entwickler nach eigener Aussagen sämtliche Arbeiten ihrer beiden Vorläufer, um das Spiel von Grund auf nach eigenen Vorstellungen neu zu entwerfen. Lediglich der Schauplatz wurde beibehalten: die kalifornische Metropole Los Angeles mit ihren sonnigen Stränden, Urlaubshotels, den Flaniermeilen mit Restaurants und Bars, vermutlich auch den Geschäfts- und Industriegebieten, den Villenvierteln und höchstwahrscheinlich auch Hollywood, das bereits im Urkonzept des Spiels von Yager enthalten war, uns aber in der Präsentation noch nicht gezeigt oder bestätigt wurde.

Die Demo begann stattdessen am Strand von Santa Monica mit seinem Pier, der eher einem Vergnügungspark gleichkommt, samt Spielhalle und Riesenrad. Dead Island 2 setzt damit gleich die Marschrichtung für seinen Grundton fest, der sich aus spannenden Widersprüchen zusammenzusetzen scheint: auf der einen Seite grell-bunte Urlaubsstimmung und trashig-überzogene Gewalt, zynischer Humor und völlig überzogene Over-the-top-Action, also irgendwas zwischen parodistischem Untoten-Krawall à la Zombieland, irrwitzig brutaler Sandbox-Sause nach dem Vorbild von Dead Rising und der schrillen Überdrehtheit von Saints Row, das demnächst ebenfalls bei Deep Silver erscheint.

Als Action-Rollenspiel in Ego-Perspektive bezeichnen die Entwickler ihr spielt selbst, als bewusst maßlos überzogenen „Pulp-Horror“ - und eben kein ernsthaftes, auf beklemmenden Grusel setzendes Survival-Horrorspiel nach Resident-Evil-Muster, wie sie im Nebensatz danach betonen. Was aber auch nicht ganz stimmt, denn noch bevor sie uns im Anschluss an die Präsentation in die Anspielsitzung entlassen, rufen sie hinterher: „Aber Vorsicht, das Spiel ist nicht ganz einfach“ – und sollen recht behalten.

Dead Island 2 - Trailer von der gamescom 2022

Kaum zu glauben, aber wahr: Dead Island 2 erscheint im Februar 2023 und bereits jetzt gibt es einen neuen Trailer!

Denn wie in einem richtigen Survival-Horrorspiel stellen die Zombies eben doch mit jedem Schritt eine gefährliche Bedrohung dar, die dem Spieler bei falschem oder sorglosem Vorgehen schnell die Lebenslichter ausblasen können. Zwischen überdrehtem Splatter und den schnoddrigen, schwarzhumorigen Sprüchen der Protagonistin schafft Dead Island 2 also nichtsdestotrotz eine erstaunlich effektive Stimmung der ständigen Anspannung, wenn sich die unheimliche Bedrohung im Dunkeln lediglich durch ein Schmatzen und Stöhnen ankündigt oder ein huschender Schatten an der Wand für plötzliche Adrenalinstöße sorgt.

Es ist Nacht am Pier von Santa Monica. Doch verstreut am weitläufigen Strand erkennen wir schon die bedrohlichen Silhouetten vereinzelter Zombies, manche davon schlaftrunken schlurfend, manche flink und aggressiv. Ein Blick ins Waffenarsenal lässt uns die Qual der Wahl: der Schlagstock scheint recht ausgeglichen zwischen austeilendem Schaden und Schnelligkeit zu sein, der schwere Hammer hingegen lässt sich nur ungelenk ausholen, zerschmettert dafür mit einem einzigen Schlag. Später ergattern wir noch schnittige Klauen nach Wolverine-Vorbild, entscheiden uns aber erstmal für das elegante Katana. Pistole und Maschinengewehr tragen wir zwar auch im Inventar, doch sind Fernkampfwaffen weniger für den direkten Angriff geeignet als vielmehr dafür, explosive Gasflaschen im richtigen Moment für Vernichtung sorgen zu lassen oder die Gegner zunächst mit Benzin aus einem Molotow-Cocktail zu überschütten und es dann mit einem Schuss in Brand zu stecken.

Dead Island 2 ist durch und durch ein Nahkampf- und eben kein Fernkampfspiel und zwar eines von ausgeklügelter Sandbox-Art, sprich: Euch stehen unterschiedlichste Möglichkeiten zur Verfügung, die verschiedenen Waffen, Spezial-Fähigkeiten und vor allem die Gegebenheiten der Umgebung im Kampf einzusetzen – und müsst das auch. Denn mit stumpfem Gekloppe kommen wir zwar gerade noch gegen die vereinzelten Zombies am Strand an, doch schon kurz darauf, als wir in einer stillgelegten Arcade-Spielhalle versehentlich einen Alarm auslösen und damit eine ganze Horde Untoter anlocken, müssen wir sämtliche Raffinesse ausspielen, die uns das Spiel an die Hand gibt.

Sie zum Beispiel in eine Pfütze locken, um sie unter Strom zu setzen, ein Fass zur Explosion bringen und damit im Idealfall gleich eine ganze Gruppe von ihnen aus dem Weg räumen, sie mit einem gezielten Schlag auf die Beine verstümmeln, damit sie sich nur noch kriechend fortbewegen und dadurch keine unmittelbare Bedrohung darstellen, den Rückwärtsgang einlegen und den Weg davor mit Minen auslegen, oder: in den Berserker-Modus wechseln, in dem unsere Heldin die Zombiekräfte, mit denen sie sich bereits im Frühstadium infiziert hat, wachruft und darin mit bloßen Händen ganze Gegnerhorden ausweidet. Zusätzlich stehen zahlreiche Spezialfähigkeiten zur Verfügung, die sich nach und nach in Rollenspiel-Manier im Skilltree freischalten lassen, aber viel zu zahlreich und komplex ausfallen, als dass wir sie in den kurzen 20 Minuten Spieldauer auch nur annähernd durchschauen konnten.

Zombie or not to be

Sechs spielbare Charaktere, vermutlich mit jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten für individuelle Spielweisen, wird es geben. Bis zu drei Spieler können zudem im Koop zusammen spielen. Spielerisch wird Dead Island 2 zwischen der Offenheit der Stadt und den eher linear aufgebauten Story-Missionen wechseln, in die ihr gewissermaßen aus dem offener aufgebauten Hub aufbrecht.

Nachdem die einstige Schwemme an Zombiespielen seit ihrer Blütezeit zum Erscheinen des ersten Teils mittlerweile deutlich abgeebbt zu sein scheint, setzt Dead Island 2 nochmal einen markanten Schlusspunkt und dafür auf den ganz besonders überkandidelten Gore-Faktor als Verkaufsargument: Da werden Köpfe durchbohrt, Gesichter weggesprengt und sämtliche Gliedmaßen einzeln abgetrennt. Was die USK wohl dazu sagen wird?, werdet ihr womöglich nun fragen, doch hatte diese, etwa zuletzt am Beispiel Dying Light 2, in letzter Zeit allenfalls noch Probleme angesichts zynisch inszenierter Gewalt an Zivilisten. Dead Island 2 mag zwar brutal sein, inszeniert seinen Splatter aber so bewusst übertrieben, dass er seine Wirkung eher als blutiger Slapstick entfaltet, denn als geschmacklose Verherrlichung.

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Zumindest ist das mein Eindruck nach den ersten 20 Minuten. Ob sich dieser fürs fertige Spiel bewahrheitet, lässt sich ebenso wenig sagen wie ein Urteil fällen über seine erwartbare Qualität, in der die gesamte Bandbreite von herrlich kreativer Sandbox-Action-Wundertüte bis stumpfsinnig-repetitiver Tölpelei möglich ist. Was sich anhand der Demo allerdings schon erfreulich feststellen lässt, ist, dass Dead Island 2 einen erstaunlich durchdachten Eindruck erweckt. In jedem Moment des Anspielens hatte ich das Gefühl, dass sich die Entwickler über zahlreiche Groß- und Kleinigkeiten Gedanken gemacht haben, verschiedenste Spielmechaniken und -systeme zueinander führen und ineinander greifen lassen, eine klare Vision verfolgen und diese konsequent umsetzen.

Angesichts der irrlichternden Entwicklungsgeschichte von Dead Island 2 war ich jedenfalls überrascht und erfreut zu sehen, dass das Spiel ein deutlich erkennbares konzeptionelles Ziel vor Augen und vor allem einen Plan zu haben scheint, die passende Richtung einzuschlagen, um dieses auch zu erreichen. Ob es dort am Ende ankommt, kann ich nur mutmaßen.

Dead Island 2 - Endlich erstes Gameplay zum Zombie-Actionspiel

Dambuster Games hatte tatsächlich auch noch erste Gameplay-Szenen von Dead Island 2 mit nach Köln gebracht.

Es gibt aber eine Szene, eher eine Art Easter-Egg, ziemlich genau in der Mitte der gespielten Demo, die so nebensächlich ist, dass sie Vielen gar nicht auffällt, meine Hoffnung an Dead Island 2 aber in einem einzigen, symbolischen Bild zusammenfasst: Dort findet sich in erwähnter Spielhalle ein Automat von Homefront: The Revolution, dem vorherigen, reichlich gescholtenen Spiel der Entwickler. Dass sich dieser Automat nicht zwischen den anderen mitten in der Arcade befindet, sondern ausrangiert und abseits in der Abstellkammer, scheint kein Zufall zu sein, sondern ein selbstironischer Kommentar der Entwickler, die damit vermutlich zu verstehen geben wollen, dass sie mit ihrem letzten Spiel ebenso wenig zufrieden waren wie die Spieler.

Dead Island 2, so scheinen sie mit dieser Metapher zwischen Augenzwinkern und Demut sagen zu wollen, soll ihre Buße dafür werden: das Spiel, mit dem der einst so makellose Ruf aus Time-Splitters-Zeiten wieder hergestellt werden soll. Ich drücke die Daumen, dass das Vorhaben glückt.

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