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Special - Das erste Mal #2 : Drück oder stirb: Quick-Time-Events

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Im Schweiße unseres Angesichts haben wir uns bis zum Endgegner vorgekämpft. Der Controller zittert unter den Adrenalinschüben, die unseren Körper durchströmen. Völlig gebannt starren wir auf den Bildschirm. Die Angriffsmuster des Bosses haben wir schnell durchschaut, der Sieg ist nur eine Frage der Zeit. Plötzlich blinkt in der Ecke des Bildschirms ein Befehl auf. In Sekundenbruchteilen will eine bestimmte Taste gedrückt werden. Hektisch wandert der Daumen über den Controller – und trifft den falschen Button. Wir haben versagt. Wir sterben. Game over.

Quick-Time-Events, kurz QTEs, sind so etwas wie die Steuererklärungen der Videospielwelt. Man akzeptiert sie, man versteht, warum sie da sind, aber gemocht werden sie von den wenigsten. Zwar können sie mitunter für mehr Dynamik und Spannung sorgen, allzu oft werden sie jedoch als fadenscheiniger Ersatz für echte Spieltiefe und Interaktion missbraucht. Die berüchtigte Szene „Press F to pay respects“ aus Call of Duty: Advanced Warfare musste letztes Jahr viel Häme und Spott über sich ergehen lassen – nicht ganz zu Unrecht. Ihren Ursprung haben QTEs allerdings in den frühen 70er-Jahren bei einem Spiel, das heute fast in Vergessenheit geraten ist.

Arcadige Anfänge

Nicht erst seit Need for Speed und Konsorten kann man auch ohne die nötigen Kontorücklagen hinter dem Steuer eines schicken Sportwagens Platz nehmen. Die Firma Kasco brachte in den 70ern The Driver in die Spielhallen. Dabei handelt es sich im Grunde um einen 16-mm-Film, bei dem ihr die Bewegungen des vorausfahrenden Wagens imitieren müsst. Daraufhin wird der passende Filmschnipsel abgespielt und es entsteht die Illusion, den Wagen selbst zu steuern. Weitaus bekannter und der eigentliche Durchbruch für Quick-Time-Events war indes ein Fantasy-Titel, der es ein paar Jahre später auf euer Kleingeld abgesehen hatte.

Wer Ende 1983 durch eine Spielhalle schlenderte, wurde von einem Automaten nahezu magisch in den Bann gezogen. Dragon's Lair sah dank seiner Laserdisc-Technologie grafisch um Welten besser aus als die seinerzeit üblichen Pixelparaden wie Pac-Man oder Donkey Kong. Die eleganten Animationen und satten Farben ließen das Spiel wie einen spielbaren Zeichentrickfilm wirken. Kein Zufall, schließlich wurde es von Don Bluth mitdesignt, der zuvor bei Disney gearbeitet hatte und später bei Filmen wie „Ein Land vor unserer Zeit“ Regie führen sollte. Doch während die Grafik in neue Dimensionen vorstieß, beschränkte sich Entwickler Advanced Microcomputer Systems beim Gameplay auf das Nötigste.

In der Rolle von Ritter Dirk wagt ihr euch in das Schloss eines adipösen Drachen, um die holde Daphne zu befreien. Ähnlich wie bei The Driver könnt ihr auch bei Dragon's Lair nur rudimentär mit dem Spiel interagieren, indem ihr zur richtigen Zeit das richtige Tastenkommando ausführt. Die Zeitfenster dafür sind sehr begrenzt und die Anweisung nicht immer auch als solche zu erkennen, was zahlreiche Tode zur Folge hat. Die sind aber zumindest charmant in Szene gesetzt. Der harsche Schwierigkeitsgrad dient freilich auch dazu, das Spielerlebnis zu strecken. Schließlich führt ein fehlerloser Durchgang schon nach knapp 12 Minuten zum Abspann.

Erste Imitationen

Dragon's Lair war ein großer Erfolg und erhielt direkte wie indirekte Sequels. Zu letzteren zählt Space Ace, das die Spielmechanik beibehielt, aber Fantasy gegen Science-Fiction tauschte. Die Laserdisc-Spiele aus dem Hause Cinematronics riefen weitere Titel auf den Plan, die sich der Full-Motion-Video-Technik bedienten. Da hier lediglich vorgefertigte Videos abgespielt werden, sich Sprites oder 3-D-Modelle aber nicht direkt steuern lassen, könnte man im Prinzip fast sämtliche FMV-Spiele zu einem einzigen großen Quick-Time-Event degradieren. Damals galten sie aber zeitweise vor allem aufgrund der optischen Qualität als die Zukunft der Videospiele.

Einer der prominentesten japanischen Vertreter dieser Gattung ist Time Gal von Taito aus dem Jahre 1985, das es erst acht (!) Jahre später auf die Heimkonsolen schaffte. In der Rolle der burschikosen Reika reist ihr durch verschiedene Epochen, die vom Zeitalter der Dinosaurier bis in die ferne Zukunft reichen. Neben dem üblichen „Drücke-die-richtige-Taste-zur-richtigen-Zeit“-Schema finden sich in Time Gal auch Multiple-Choice-Entscheidungen. Hier stehen immer drei Optionen zur Wahl, von denen aber lediglich eine das Überleben sichert.

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