Test - Dungeon Lords : Dungeon Lords

Da sind die Dungeons zum Glück wesentlich erfreulicher, auch wenn die ersten kaum über labyrinthische Tunnel und Gruften mit versteckten Schätzen hinausgehen. Später geben sich die Dungeons üppiger ausgestattet und bieten clevere Rätsel, bei denen auch die kleinen grauen Zellen mal etwas zu tun bekommen. Dabei wissen die recht zahlreichen und wendungsreichen Quests gleichermaßen zu gefallen. Schade nur, dass das Questjournal ein Witz ist und bei aller Komplexität der Story und der Aufgaben so gut wie Null Information für euch parat hält. Wie bei Rollenspielen der ganz alten Schule kann es bei 'Dungeon Lords' nicht schaden, Bleistift und Papier für Notizen und selbst gezeichnete Karten parat zu halten, zumal die meist verwinkelten Areale nicht gerade zur Orientierung beitragen. Ein spielerischer Anachronismus, der gängige Rollenspiel-Standards schlicht ignoriert.

Das Salz in der Suppe der Rollenspiele bieten die Kämpfe, die in diesem Fall sehr actionlastig mit einer WASD-Steuerung und Schlag/Parade per Mausklick umgesetzt wurden. Wirkt das Kampfsystem zu Beginn noch arg wie reines Button-Smashing, so stellt sich spätestens ab dem fünften Waffenlevel heraus, dass schon etwas Taktik gefragt ist. Platzierte Schläge, Paraden und das Ausnutzen von Kombos ist dabei der Schlüssel zum Sieg. Auffallend auch, dass das Balancing zu wünschen übrig lässt - Magie und Fernwaffen sind schlicht zu schwach ausgefallen. Zauber und Tränke können frei auf acht Hotkeys gelegt werden, um das Kampfgeschehen zu vereinfachen. Oftmals – speziell in Gebäuden – reicht es aber auch schon, die Gegner geschickt zu platzieren, um Bugs der KI auszunutzen. So könnt ihr viele Gegner einfach dadurch besiegen, dass ihr sie an Positionen manövriert, an denen sie euch weder mit Schuss- noch Nahkampfwaffen bearbeiten. Nach dem Kampf dürft ihr, wie im Genre üblich, Beute einsammeln und selbige beim Händler vergolden. Auch Abnutzung von Gegenständen gibt es, schade nur, dass die Reparatur nicht funktioniert.

Auch sonst trüben viele kleine Mankos den Spielspaß. Das geht los bei Gegnern, die in der Luft schweben, unzureichender Kollisionsabfrage, wenig durchdachtem Inventar-Handling, Sound-Loops und diversen Bugs, auch wenn viele große Probleme gegenüber der US-Version bereits behoben wurden. Nervig auch, dass man zum Laden eines Spielstandes immer erst ins Hauptmenü zurückmuss.

Immerhin gibt sich 'Dungeon Lords' grafisch ansprechend mit gut modellierten Gegnern und Charakteren, wobei die Animationen mitunter etwas unbeholfen wirken. Die Texturen bieten auch einiges an Details, jedoch ohne wirklich plastisch zu wirken – im Grunde sind es nur Tapeten auf ebener Fläche. Gemischte Gefühle auch bei der Soundkulisse: Musik gibt es nur im Menü, Gegner- und Kampfgeräusche klingen dumpf und wiederholen sich zu oft. Immerhin ist die Sprachausgabe ganz ordentlich geworden. Lobenswerterweise gibt es auch einen kooperativen Multiplayer-Modus via Internet oder LAN, aber auch hier läuft das Ganze nicht so, wie es sollte, und einige Bugs und Probleme im Zusammenhang mit Quests trüben den Spielspaß, abgesehen davon, dass es nicht möglich ist, Charaktere aus dem Singleplayer-Modus im Internet-Spiel zu nutzen.

Fazit

von Andreas Philipp

Eigentlich hat 'Dungeon Lords' einige gar nicht so üble Momente. Die späteren Dungeons wissen zu gefallen und auch an Quests mangelt es nach dem trägen und wenig motivierenden Start nicht. Leider wirkt das Gameplay – abgesehen von einigen technischen Unzulänglichkeiten – etwas unausgegoren und die Spielwelt ist einfach zu steril. Zudem wird man nie den Eindruck los, das Spiel wäre noch nicht fertig, daher bleibt es in Summe bei einem Spiel mit viel verschenktem Potential, das für hartgesottene Genre-Fans aber durchaus seine Reize hat.

Überblick

Pro

• recht gelungene Dungeons
• ordentliche Quests und Rätsel
• hübsche Charakter-Darstellung
• brauchbares Charakter- und Skillsystem
• brauchbares Kampfsystem

Contra

• wenig einladende Spielwelt
• unbelebte Umgebungen und Städte
• leere Locations
• sperriges Magie-System
• zäher Einstieg
• gewöhnungsbedürftiges Kampfsystem
• viele kleine Design-Patzer und Bugs