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Special - Tims Buchecke – Teil V - Kolumne : Buchtipps zum Fest

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    Ultimate History of Video Games

    Das Mammutwerk von Steven Kent ist definitiv eines der Werke, die man als ambitionierter Videospieler im Schrank haben sollte. Auf mehr als 600 Seiten liefert Kent eine extrem detaillierte Schilderung der Videospielhistorie, vor allem ihrer frühen Tage. Gerade diese Urzeit kommt in anderen Büchern oft zu kurz und liest sich aus heutiger Sicht ebenso spannend wie nostalgisch.

    Speziell die Anfänge von Firmen wie Atari, mit ihrem streitbaren Gründer Nolan Bushnell, bieten oft Gelegenheit zum Staunen und Schmunzeln. Geschäftsmeetings im Whirlpool sind selbst in der Gameswelt-Redaktion (noch) keine gängige Praxis. Kent geht aber auch ausführlich auf vermeintlich trockenere, finanzielle Seiten der Branche ein. Wie konnte es zum Crash Anfang der 80er kommen, warum musste Bushnell Atari verlassen und warum spielt die Firma heute kaum noch eine Rolle? Wer die „Ultimate History of Video Games“ gelesen hat, wird viele Zusammenhänge besser verstehen.

    Nicht umsonst gilt Kents Buch auch vielen Branchenveteranen und -kennern als definitives Nachschlagewerk, wenn es um die bewegte Geschichte der Videospiele geht.

    Video Game Theory Reader 2

    Etwas verkopft, aber auch hochinteressant geht es beim von Bernhard Perron und Mark J. P. Wolf herausgegebenen Kopffutter zu. Der „Theory Reader“ ist bereits der zweite seiner Art. Während sich der erste Band in erster Linie mit den frühen Zeiten der Videospiele befasste, nähert sich Nummer 2 auch neueren Denkansätzen und Themen. Man sollte sich von Kapiteltiteln wie „Synthetic Worlds as Experimental Instruments“ und „Z-axis Developement in the Video Game“ nicht abschrecken lassen – die Themen sind auch ohne Master-Abschluss in Game-Design für kundige Laien verständlich. Gutes Englisch ist bei dem bisher nicht auf Deutsch erschienenen Buch allerdings Pflicht.

    Zu den namhaften Autoren, die Material zum Buch beigesteuert haben, gehören unter anderem Jesper Juul (bekannt durch das ebenfalls empfehlenswerte „Half-Real“) und Tim Skelly. Hinzu kommen Wissenschaftler verschiedener angesehener Universitäten und Szenekenner. Wer also wirklich tief und fundiert in die Materie Videospiel eintauchen und neue Denkanstöße bekommen will, sollte die stolzen 40 Euro für das Buch investieren.

    Ladezeit: Andere Geschichten vom Computerspielen

    Zum Abschluss noch ein empfehlenswertes deutschsprachiges Buch. Wie der Untertitel verrät, handelt es sich hierbei um den Nachfolger des legendären „Wir waren Space Invaders“, das zu den Kultbüchern der deutschen Videospielliteratur gehört und interessante Essays rund um Spiele und Spielkultur bietet. „Ladezeit“ macht dort weiter.

    Herausgeber und Kulturwissenschaftler Michael Mertens versammelt wieder eine illustre Schar an Co-Autoren, wie Fantasy-Autor Tobias O. Meißner, steuert selbst aber auch Texte bei. Die ambitionierten Beiträge, die verschiedene Spielarten des „New Games Journalism“ bedienen, schwanken in Länge und Qualität. Mal sind sie mitreißend, mal tiefgründig, mal auch belanglos. Auf jeden Fall zeigen sie aber, dass es auch in Deutschland den Anspruch auf und Hunger nach substanzieller Videospielliteratur gibt.

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