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Special - Grand Theft Auto V – Gastkommentar : Gewalt, Sucht, Kinder und Lehrer

  • PS3
  • X360
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Ich als Erwachsener halte aber wiederum wenig von Zensur. Ich möchte meine Mediathek nicht erst ab 20:15 Uhr besuchen können (so macht es ARD mit dem „Tatort“). Ich möchte das auch samstagnachmittags anschauen dürfen. Da ist der Staat dann wieder ganz genau und schützt die Kinder vor dem „Tatort“. Ist auch eine ganz schlimme Sendung und bei den Kindern seeeeeeehr beliebt …

Zum Thema: Normalerweise bin ich da auch nicht empfindlich. Die oben genannte Gruppe spielt auch überwiegend Battlefield und Call of Duty. Das stört mich weniger, denn im Gespräch hört man heraus, dass der Team-Geist und der E-Sport im Vordergrund stehen. Bei GTA ist das ganz anders. Die Kinder sind in einer Art und Weise fasziniert, die ich durchaus als bedenklich einstufen möchte. Vor allem die Jüngeren finden den Gedanken spannend, Autos zu klauen, mit Drogen zu dealen und ein Strip-Lokal zu besuchen. Insbesondere Letzteres, weil sie sich darunter nichts vorstellen können. Häufig sind das aber auch Kinder von Eltern, die ihnen rein gar nichts über das Leben beibringen. Eltern, für die Begriffe wie „Prostituierte“ so anstößig sind, dass sie ihrem Kind niemals das Konzept der Prostitution erklären würden. Dass die Kinder es dann googeln, ist den Eltern häufig nicht so klar, und dass sie danach eher verstört als aufgeklärt sind, auch nicht.

Worum geht es in GTA V? Das habe ich letztens einen Vater gefragt, der das Spiel seinem Sohn gekauft hat. Schnelle Autos, hippe Musik, Lifestyle, das war seine ehrliche Antwort. Der Junge habe nur gesagt, es sei ein AAA-Titel, den er haben müsse. Dass er in der ersten Stunde mit ansieht, wie jemand zu Tode getreten wird, dass Folter und Gewaltverherrlichung eine entscheidende Rolle spielen, dass Amokläufe Teil der Spielerfahrung sind, wusste er nicht. Und er war entsetzt, dass ich so etwas spiele. Ich habe ihm geraten, selber den Controller in die Hand zu nehmen. Kurz darauf wurde das Spiel aus dem Kinderzimmer seines Sohnes verbannt und mir wurde für mein Engagement gedankt. Der Vater spielt es nun selber.

Bei den Kindern ist mir immer wichtig, dass sie keine Wörter benutzen, die sie nicht erklären können. Oft höre ich sie sagen: „Lehrer A ist ein Pädophiler“. Wenn man dann nachhakt, hört man heraus, dass er den Oberstufenschülerinnen in den Ausschnitt schaue. Ich bin da drastisch und nehme auch scharfe Wörter in den Mund. Die Schüler müssen das dann auch genauso wiederholen. „Ein Pädophiler fickt Babys und Kleinkinder gegen ihren Willen.“ Da sind die Schüler meistens baff, aber seitdem lebt der Kollege weniger gefährlich. Man stelle sich vor, dies spräche sich herum. Die Sache mit dem Ausschnitt geht natürlich auch nicht. Aber, hey, Fehler machen ist menschlich und es geht mich auch darüber hinaus gar nichts an. Aber wenn die Kinder Fremdwörter gefährlich falsch benutzen, weil sie deren Bedeutung nicht kennen, sind sie dann in der Lage, den tieferen Sinn eines GTA V zu verstehen?

Sie sind es nicht! Kein einziges Kind konnte mir die folgende Frage beantworten: „Wenn GTA V eine Kurzgeschichte wäre, was würde der Autor euch für euer Leben mit auf den Weg geben wollen?“ Wer jetzt meint, das sei für Achtklässler zu schwierig, der hat vielleicht recht, aber die Schüler der Oberstufe raffen es auch nicht!

Sie spielen nur und genießen. Sie hinterfragen nicht. Für sie ist auch die Folter kein Ding. Manche finden es übertrieben, aber was Gewalt angeht, sind sie viel abgebrühter als wir Erwachsenen. Achievements sind für sie ein Riesending! Darüber können sie stundenlang nachdenken. Lernpsychologisch ein hochinteressantes Thema. Wir fühlen uns dann am besten, wenn wir Erfolg haben. Im echten Leben müssen wir uns den Erfolg meistens hart erarbeiten und viele Eltern sorgen bereits für solch einen enormen Druck, dass der gewünschte Erfolg vom Kind gar nicht erreicht werden kann! In der Folge suchen die Schüler den Erfolg virtuell. Je mehr Achievements, desto süchtiger machen die Spiele (Quellen: 1, 2).

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