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Test - inFAMOUS : Der neue König der Superhelden

  • PS3
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In Empire City gibt es eine ganze Menge zu entdecken und es macht einen Mordsspaß, von Dach zu Dach zu hüpfen - Spiderman meets Neo ist hier das Motto. Zudem findet man immer wieder kleine Nebenmissionen, sucht Strahlensplitter, die uns, je mehr wir finden, mehr Strom speichern lassen, und genießt das marode Stadtbild. Aber nicht nur das Stadtbild ist beeindruckend illustriert, auch die Zwischensequenzen wissen zu begeistern. Die Geschichte wird nämlich in einem Comic-haften Stil erzählt, der auch noch das letzte Superheldenflair mit sich bringt. Der Spieler fühlt sich wie der Protagonist in einem Marvel-Comic und man kann sich nicht entscheiden: Hauptquest oder Stadt erkunden - beides bereitet eine Unmenge Vergnügen.

Es gibt ein Leben nach der Expedition

So viel Spaß es auch macht, durch Empire City zu springen, irgendwann will die Haupthandlung uns dann doch in Beschlag nehmen - was letztendlich auch gut ist, denn diese wird von Mission zu Mission fesselnder. Wir erfahren, dass wir vermutlich nicht die einzige Person mit Superkräften sind und, wie es sich gehört, dass eine geheime Organisation die Macht über die Strahlenkugel bekommen möchte. Zudem erhält man neue Fertigkeiten fast nur über die Hauptquest. Zwar kann man auch ohne dieser zu folgen fröhlich leveln, denn für besiegte Gegner und überstandene Missionen gibt es Erfahrungspunkte, aber irgendwann wird man an eine Grenze stoßen.

Dies liegt zum einen an dem Gesinnungssystem. Um die Fähigkeiten zu steigern, muss man gewisse Ränge einer Gesinnung innehaben. Diese Ränge steigen durch das Lösen von guten oder bösen Missionen. Ist also auf einem Kartenabschnitt keine Gesinnungsmission mehr vorhanden, bleibt einem nichts anderes übrig, als der Hauptquest zu folgen. Die bringt dann ganz neue Fertigkeiten mit sich, die allerdings meist neutraler Natur sind. Sprich: Egal, wie gut oder böse wir sind, die Fähigkeit erlernen wir automatisch.

So erlangen wir beispielsweise relativ früh eine Fähigkeit, die uns am Boden liegende Personen bearbeiten lässt. Durch unsere elektrische Energie können wir dann Passanten heilen, was positives Karma bringt. Alternativ können wir diesen wehrlosen Personen aber auch die Energie rauben und sie förmlich aussaugen. Das bringt zwar negatives Karma mit sich, sorgt aber dafür, dass sich unsere Elektroenergie wieder auffüllt. Mit der Zeit erhalten wir immer mehr allgemeine Fähigkeiten, die den Style-Faktor in die Höhe treiben. Mit dem Blitz durch Empire City zu surfen, ist einfach nur sauuuuucool - uhh yeah!

Wunderschöne Endzeit

Selten war eine Katastrophe so schön anzusehen wie bei inFAMOUS. Zwar lässt sich Empire City nicht mit dem Ödland von Fallout vergleichen, denn dafür ist die Katastrophe noch zu frisch, aber die Umgebung prägt die Verzweiflung der Überlebenden. Grafisch bietet Sucker Punch alles, was das Ästhetikherz begehrt: leuchtende Werbeschilder, zuckende Blitzorgien und flüssige Animationen. Trotz der großen Stadt mit den vielen Bürgern und Gegnern ist inFAMOUS frei von nervigen Ruckelorgien und Tearing-Effekten. Auch ausschweifende Hüpfereien von Dach zu Dach und die durchaus sehenswerte Sichtweite zwingen die PS3 nicht in die Knie. Zudem ertappt man sich immer wieder dabei, wie man auf einem Dach verweilt, um den wunderschönen Sonnenuntergang von Empire City zu genießen.

Was allerdings fehlt, sind umfangreiche Innenräume, auf die Sucker Punch komplett verzichtet hat. Man sehnt sich förmlich danach, als böser Superheld Banken und Supermärkte zu überfallen und Ladenregale in Schutt und Asche zu legen. Zudem hätte man das Spiel noch um eine weitere, spannende Ebene erweitert, wenn man die Hauswände hätte hochklettern können, um von dort in fremde Fenster zu springen - schade.

Good girls go to heaven, bad girls go everywhere

Da inFAMOUS nur schwarz oder weiß kennt, ergibt es keinen Sinn, sich neutral zu verhalten. Wer wirklich vollends geflasht werden möchte, der sollte sich relativ schnell für einen klaren Weg entscheiden. Hinzu kommt, dass die bösen Jungs es schlicht einfacher haben. Während ihr als schillernder Held eher Kräfte habt, die auf den Schutz anderer fixiert sind, dürft ihr als Mistkerl fast alles zerstören, was euch in den Weg kommt. Entsprechend entwickeln sich auch eure „dunklen" Kräfte, die dann zu regelrechten Massenvernichtungswaffen werden.

Zudem ist Cole von Natur aus schon ein sehr zynischer Typ, sodass man seiner Natur nur gerecht wird.

Wer allerdings gerne im Ruhm der Menge badet, der sollte als strahlender Held durch die Stadt hüpfen. In diesem Falle wird die Stadt nicht nur sauberer und heller, nein, die Menschen hängen auch Plakate von euch auf, jubeln euch zu und bewerfen eure Gegner mit Steinen. Als Fiesling wird man selbst mit Steinen beworfen und die Menschen buhen euch aus. Überdies macht sich das nicht gut bei unserer Liebsten, aber wir wollen ja nicht spoilern ...

Fazit

von Sven Siemen
inFAMOUS ist für mich ein absoluter Überraschungshit, der mir die Wartezeit auf Prototype nicht nur verkürzt, nein, es entwickelt sich zu einem echten Prototype-Konkurrenten. Die Stadt Empire City ist stimmig und sehr lebendig und protzt mit liebevollen Kleinigkeiten. Immer wieder gibt es tolle Details zu entdecken und ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich zuletzt in einem Spiel so sehr als Superheld gefühlt habe wie in inFAMOUS. Ich habe etliche Möglichkeiten, mich zu entwickeln, und die Geschichte nimmt von Mission zu Mission immer mehr cineastische Züge an. Ich fühle mich an den Bildschirm gefesselt, genieße es, auf meinem Blitz durch Empire City zu gleiten und mit einem Donnersprung vier Gegner gleichzeitig auszuschalten. Danach hangele ich mich die gegenüberliegende Wand hoch, halte mich an einem Rohr fest und schleudere eine Blitzgranate auf die restliche Meute, die mitsamt zweier Autowracks in Milliarden Kleinteile zerbirst. DAS ist inFamous und genau DAS will ich als Spieler. Trotzdem fehlt inFAMOUS noch der letzte Kick, um die magischer 90er-Marke zu überschreiten. Die Handlung kommt erst recht spät wirklich in Fahrt, was vor allem Anfänger etwas nerven könnte. Zudem trifft man im Laufe des Spiels auf extrem wenig verschiedene Gegnertypen, was wirklich schade ist, da der Titel genug Potenzial für einen umfangreicheren HIntergrund bietet. Trotz kleiner Mängel ist inFAMOUS ein Muss für jeden PS3-Besitzer.

Überblick

Pro

  • spannendes Moralsystem
  • detaillierte, offene Welt
  • coole Fähigkeiten
  • Marvel-reife Geschichte
  • Stadt passt sich der Gesinnung der Helden an

Contra

  • wenig Gegnertypen
  • Handlung kommt erst langsam ins Rollen
  • neutrale Gesinnung nicht möglich

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