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Test - Lionheart: Kings' Crusade : Doppel-Löwenherz

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Zwischen den Schlachten habt ihr Gelegenheit, eure Truppen aufzurüsten, neue Einheiten zu kaufen und euch um Moral und Gesundheit der Soldaten zu kümmern. Durch im Kampf errungene Erfahrungspunkte steigen eure Truppen langsam im Rang auf. Richard selbst gewinnt nach jedem Kampf Spezialfähigkeiten hinzu. Diesen minimalen Rollenspielelementen geht aber relativ schnell die Luft aus, weil zum Beispiel die Spezialfähigkeiten des Anführers im Kampf nur automatisch eingesetzt werden und sich damit eurer Kontrolle entziehen.

Heiden mit mehr Freiheit

Etwas mehr Freiheit bietet euch die Sarazenenkampagne. Saladin darf nach seinem Start in Bagdad frei wählen, in welche Richtung er mit seiner Armee ziehen will. Warum das bei der Kreuzfahrerkampagne nicht auch realisiert wurde, ist rätselhaft. Die Sarazenen spielen sich natürlich auch anders, da sie im Gegensatz zu den häufig schwer gepanzerten Kreuzfahrern eher auf leichte Truppen und Reiterei setzen. Fraktionen gibt es aufseiten der Muslime auch nicht (zumindest nicht im Spiel). Stattdessen bekommen sie Forschung spendiert, was auf jeden Fall gut zur belegten kulturellen Überlegenheit des Islam im Mittelalter passt. Die Punkte zur Forschung erhaltet ihr übrigens nicht wie üblich aus Gebäuden wie Universitäten, sondern als Belohnung für die Kämpfe.

Die jeweils 16 Missionen, vor allem die der Kreuzfahrerkampagne, verlaufen anfangs etwas gleichförmig. Später werden sie dann deutlich interessanter und auch fordernder, was unter anderem mit den recht offensichtlichen, aber größtenteils gut eingesetzten Scripten zu tun hat. Es wird dabei so viel gescriptet, dass es manchmal tatsächlich schwierig ist, irgendetwas über die KI auszusagen. Wo dies aber möglich ist, fällt auf, dass sie sich nicht immer sonderlich schlau verhält. So stehen die Verteidiger manchmal auf Mauerabschnitten, die gar nicht angegriffen werden. Auch die Wegfindung lässt zu wünschen übrig. In den engen Gassen der Städte verlaufen sich die Einheiten schon einmal. Sind die Einheiten erst einmal in Bewegung, lassen sie sich nur schwer wieder zurückbeordern.

Schöne Schlachten mit Performance-Problemen

Die Schlachten verlaufen nach dem üblichen Muster. Nach der Aufstellphase lasst ihr eure Truppen auf den Feind los. Alle Einheiten haben Stärken und Schwächen. So lässt sich die extrem starke Kavallerie ziemlich problemlos mit Speerträgern stoppen. Die Kämpfe werden nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip ausgewürfelt und sind wegen der überschaubaren Anzahl an Einheiten auch recht übersichtlich. Macken gibt es allerdings bei der Aufstellung: So lässt sich die Breite einer Formation nicht festlegen, was dazu führen kann, dass die Flanken einer Truppe sich im Gelände verzetteln. Ansonsten bieten die Missionen das Übliche: taktische Angriffe, Belagerungen, Einnehmen und Verteidigen von unterschiedlichen Stätten oder Landmarken.

Optisch kommt Lionheart: Kings' Crusade durchaus ansprechend daher. Die Landschaft des Orients ist schön umgesetzt, wenn auch die Städte im Detail etwas gleichförmig wirken. Noch auffälliger ist dies allerdings bei den Einheiten, die in der Nahansicht an eine Armee von Klonkriegern erinnern. Das spielt natürlich keine besondere Rolle, da ihr im Normalfall wohl eher komplett herausgezoomt spielen werdet. Gelungen sind die musikalische Untermalung und die Sprachausgabe. Was allerdings im Gegensatz zum Vorgänger komplett fehlt, sind Filmsequenzen zwischen den einzelnen Schlachten. Dabei hätte sich das doch bei den bekannten Protagonisten und wegen des teilweise starren Kampagnenaufbaus durchaus angeboten.

Neben den beiden ausführlichen Kampagnen bietet Lionheart: Kings' Crusade noch einige Szenarien, in denen ihr die Schlachten unter verschiedenen Ausgangsbedingungen quasi ausprobieren könnt. Ein Mehrspielermodus ist zwar vorgesehen, wird aber wohl erst über einen DLC-Patch nachgereicht. Unangenehm aufgefallen sind während des Spielens Performance-Einbrüche, vor allem wenn auf dem Schlachtfeld viel los war. Noch ärgerlicher waren allerdings Abstürze, die zwar selten, aber immer mal wieder zwischen den Schlachten auftraten. Hier ist speichern Pflicht, bis ein Patch Abhilfe schafft. Wie schon bei King Arthur: The Role-Playing Wargame ist übrigens eine Registrierung über einen Steam-Account notwendig.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Lionheart: Kings' Crusade ist eindeutig das schlechtere Arthur. Der Rollenspielanteil ist nicht einmal ansatzweise so ausgereift wie beim Vorgänger und erschöpft sich recht schnell. Der Strategieteil ist solide, aber auch nicht mehr. Die Kreuzfahrerkampagne ist viel zu statisch und mit den am Anfang immer gleich ablaufenden Belagerungen auch eintönig. Das Spiel mit den unterschiedlichen Fraktionen bringt da auch nicht viel. Bei den Sarazenen sieht es schon etwas interessanter aus. Eine freiere Missionsabfolge und öfter mal neue Einheiten sowie das – wenn auch nicht gerade besonders ausgefeilte – Forschen lassen wesentlich weniger Langeweile aufkommen. Optik und Atmosphäre sind zwar durchaus ansehnlich, gehen aber zulasten der Performance. Gelegentliche Abstürze und noch nicht freigeschaltete Inhalte, wie zum Beispiel der noch fehlende Multiplayer-Modus machen die Sache nicht besser. Im Gegensatz zum innovativen und größtenteils gelungenen Genremix Arthur: The Role-Playing Wargame vom gleichen Entwickler rutscht Lionheart: Kings' Crusade trotz des interessanten Szenarios in die Mittelmäßigkeit durchschnittlicher Strategietitel ab.

Überblick

Pro

  • abwechslungsreiche Sarazenenkampagne
  • schöne orientalische Atmosphäre
  • Völker spielen sich recht unterschiedlich
  • Fraktionen bringen Abwechslung ins Spiel

Contra

  • anfangs eintönige Kreuzfahrerkampagne
  • zu wenig ausgefeilter Rollenspielanteil
  • KI-Macken
  • Performance-Einbrüche und Abstürze

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