Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Monster Hunter Freedom Unite : Monsterjagd auf japanische Art

  • PSP
Von  |  |  | Kommentieren

Können statt Zahlen - oder: Wie wir New York City entdeckten

Monster Hunter ist kein MMORPG. Im Spielverlauf sammelt euer Jäger keine Erfahrungspunkte, steigt nicht im Level auf und kann auch nicht mit Stufe 40 plötzlich Zweihandschwerter oder Plattenrüstungen tragen. Stattdessen dreht sich alles um euer Können. Bei erfolgreichen Angriffen erscheinen keine Zahlen über dem Gegner, die anzeigen, wie viel Schaden man verursacht hat. Stattdessen signalisiert ein Blutspritzer, ob ihr die Schwachstelle getroffen habt. Belustigend ist dabei die Anekdote, dass das erste Monster Hunter in den USA zensiert werden musste, da man bei Sony und Capcom der Meinung war, dass eine explizite Gewaltdarstellung (Minimale Blutspritzer!) bei Tieren Unmut bei Spielern und Tierschutzorganisationen auslösen könnte. Aber die Gewaltdarstellung in anderen Capcom-Titel, wie beispielsweise in Resident Evil an untoten menschlichen Wesen, war natürlich in Ordnung.

Wie gut ihr in Monster Hunter jagt, liegt ganz an eurem Können. Der eine Spieler kann vielleicht gut mit den Fünf-Meter-Schwertern umgehen, ein anderer bedient hingegen die Armbrust wie kein Zweiter. Rein theoretisch wäre es möglich, das Spiel mit der Anfangsausrüstung zu beenden. Das Erledigen der Monster würde zwar länger dauern, möglich wäre es aber. Insbesondere weil das Spiel diesen Weg eingeschlagen hat, der nebenbei bemerkt ein sehr intelligenter und logischer ist, sind die größeren Jagdobjekte (im Spiel Hauptmonster genannt) mit Angriffsmustern aus bester Mega-Man-8-Bit-Manier ausgestattet.

Da der Schwierigkeitsgrad nach einigen Spielstunden rapide ansteigt, müssen Angriffsmuster auswendig gelernt werden. Nur wer weiß, wann er zu blocken oder auszuweichen hat und wo die Schwachstellen der Monster liegen, sowie gekonnt seine Waffe schwingt, hat eine Chance zu überleben. Der Rest geht zu Boden. Schimpft, wirft die PSP durchs Zimmer, möchte PaRappa the Rapper die Ohren lang ziehen. Und trotzdem schaltet man keine fünf Minuten später die PSP wieder ein. Man möchte es dem Monster heimzahlen. Man möchte gewinnen. Und erneut geht man zu Boden. Und probiert es wieder und wieder und wieder. Bis man es geschafft hat, Glückshormone ausgeschüttet werden und man ungefähr so hyperaktiv wie nach fünf Tassen Kaffee ist.

Für den gewöhnlichen, klischeebehafteten 08/15-JRPG-Spieler mag die Entscheidung, keine Level-ups ins Spiel zu integrieren, fast wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Dennoch ist die Entscheidung sinnig. Das Spiel komplett auf das Können der einzelnen Spieler auszurichten, ermöglicht es, jederzeit mit jedem Spieler auf die Jagd zu gehen - egal, ob er das Spiel erst fünf Minuten oder bereits über 100 Stunden gespielt hat. Monster Hunter Freedom Unite verkörpert somit sowohl Casual- als auch Hardcore-Game in einem.

Anfängern sei trotzdem das zähe und in die Länge gestreckte Tutorial empfohlen. Denn auch wenn viele Dinge im Spiel selbsterklärend sind, so kratzt man ohne eigentliche Einführung in die Spielmechanik mit den Fingernägeln an einer sehr dicken Eisfläche. Sind die von Ladezeiten und viel Text geprägten ersten drei bis vier Stunden aber erst einmal überstanden, so entblößt sich unter dieser Eisfläche ein Umfangsmonster in der Größe von New York City.

Monsterjagd auf Japanisch

Freedom Unites' japanische Wurzeln lassen sich an allen Ecken und Enden entdecken. So macht euch vor allem die Kamera oftmals einen Strich durch die Rechnung. Da ihr eure Figur mit dem Analog-Stick bewegt, muss die Kamera manuell per Steuerkreuz justiert werden. Zwar ist es möglich, mit der linken Schultertaste die Kamera hinter dem Jäger zu platzieren, im Eifer des Gefechts werdet ihr trotzdem mehr als nur einmal den Überblick verlieren. Eine Lock-on-Funktion hätte wahre Wunder gewirkt, zumal viele Hauptmonster gerne das Areal wechseln. Da die Entwickler die Trägheit der großen Waffen relativ realistisch simulieren wollten, sind die Animationsphasen eures Recken recht langsam ausgefallen. Auch weil sich die Angriffe weder beschleunigen noch abbrechen lassen, will jede Attacke wohlüberlegt sein. Bei größeren Monstern ist das zwar kein allzu großes Problem, beim Kleinvieh sorgt jeder falsch getimte Schlag aber für ein buchstäbliches Zerschneiden der Luft.

Neu in Freedom Unite sind die katzenartigen Wesen namens Felyne, die euch während der Kämpfe tatkräftig unterstützen. Dabei sorgen sie entweder für nützliche Buffs, wie etwa eine erhöhte Ausdauer, agieren als Tank, um die Aggro der Monster auf sich zu ziehen, oder teilen mit ihren Bomben ordentlich Schaden aus. Für euer Haus im Dorf Pokke lassen sich sogar ein paar Felyne-Köche engagieren, die euch regelmäßig mit Buff-Food versorgen. Das ist vor allem deshalb nützlich, weil unvorbereitete Jäger während der Jagd kein Land sehen werden. Da die Waffen mit jedem Schlag an Schärfe verlieren, müsst ihr regelmäßig mit eurem Schleifstein nachbessern. Ähnlich verhält es sich mit eurer Lebensenergie. Wem die Heiltränke ausgehen, der muss sich Nahrung in der Natur suchen. Habt ihr keinen Grillspieß bei euch, könnt ihr das Fleisch von erledigten Monstern nicht grillen.

Monster-Hunter-Veteranen importieren ihren Recken aus Freedom 2. Dank neuer Gebiete, einem Tag- und Nachtwechsel sowie frischen Monstervariationen bietet das Spiel genügend Stoff, um euch bei Laune zu halten. Neueinsteiger bekommen dagegen das komplette Programm und somit die beste Möglichkeit, in der Serie Fuß zu fassen. Auch wenn der Einstieg zäh ist, so offenbart sich ein Umfangsmonster, das zwar seine japanische Wurzeln, sprich Gameplay-Macken, nicht immer gut kaschiert, dennoch für viele, viele Stunden Spaß bietet.

Fazit

Jens Sobotta - Portraitvon Jens Sobotta
Es ist erstaunlich, dass ein Spiel ohne Klischee-Manga-Charaktere in Japan solch einen Erfolg feiern konnte. Capcom war vom Erfolg scheinbar selbst überrascht, weshalb man jetzt umso mehr die Trumpfkarte ausspielt. Zu Recht: Monster Hunter Freedom Unite macht Spaß, insbesondere im Multiplayer, der allerdings nur über Umwege auch online spielbar ist. Bereits jetzt hat die Monsterhatz Japans Spieleindustrie beeinflusst, was in den nächsten Jahren in vielen Kopien resultieren wird.

Überblick

Pro

  • über 500 Stunden Spielspaß
  • keine unnötigen Level-ups
  • Tag- und Nachtwechsel
  • einfach zu erlernen, schwer zu meistern

Contra

  • zäher Einstieg
  • suboptimale Kameraführung
  • keine Lock-on-Funktion
  • kein integrierter Online-Modus
  • häufige Ladezeiten

Kommentarezum Artikel