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Test - NieR Replicant ver.1.22474487139... : Jetzt aber: Geheimtipp nachholen!

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Bislang wurden wir in diesem Jahr kaum von grandiosen Spielehits verwöhnt. Schuld für die aktuelle Dürre dürfte sicherlich die Corona-Pandemie haben, aufgrund derer sich zahlreiche Entwicklungen verzögern. Umso mehr raten wir, die Gelegenheit zu nutzen und einen der ungewöhnlichsten Geheimtipps des JRPG-Genres nachzuholen: In diesen Tagen erscheint mit NieR Replicant das Remake zu einem elf Jahre alten Titel, der zu seiner Zeit ungewöhnlich harsch von der Fachpresse kritisiert wurde.

Bereits der Prolog macht deutlich: NieR Replicant ist kein gewöhnliches Spiel. Der Held, ein Jungspund im Teenager-Alter, sitzt zusammen mit seiner Schwester Yonah in einem verlassenen Supermarkt fest. Draußen tobt bereits ein heftiger Schneesturm, als zahlreiche schwarze Schattenkreaturen das Gebäude stürmen. Ihr müsst instinktiv eure Schwester beschützen und euch sowohl mit eurem Schwert als auch Magie zur Wehr setzen. Letztere ist jedoch nicht mit anderen Rollenspielen vergleichbar, sondern erinnert bei Dauerfeuereinsatz an ein Bullet-Hell-Shoot'em-Up.

Sind die Kreaturen besiegt, fängt Yonah plötzlich böse an zu husten, und das Spiel vollführt einen Zeitsprung von satten 1.312 Jahren (!). Ohne große Erklärung befindet sich der Held mitsamt Schwester auf einmal in einer ländlichen Gegend, wo die beiden am Rande eines kleinen, verschlafenen Dorfes wohnen. Weil Yonah nach wie vor krank zu sein scheint, macht ihr euch auf die Suche nach einem Heilmittel.

Ihr zieht nach einem Gespräch mit Popola, der klugen Bibliothekarin des Dorfes, los und findet recht schnell ein Buch namens Grimoire Weiss, das zu eurer Überraschung eine Persönlichkeit besitzt. Weiss begleitet euch fortan mitsamt seiner altklugen Stimme und zynischen Sprüchen, die den herrlichen Humor des Spiels formen. Und nicht nur das: Es entpuppt sich als die Quelle der Magie, die ihr bereits in dem mysteriösen Supermarkt-Prolog ausprobieren konntet und nun von Grund auf neu erlernen dürft.

Neuer Held, alte Geschichte

Wer das Original von 2010 kennt, der dürfte nach unserer kurzen Zusammenfassung der Story nicht wenig stutzen: „Moment ... der Held ist ein Teenager? War das nicht eigentlich ein alter Knacker, der seine Tochter retten wollte?“ In der Tat hat Square Enix den Hauptcharakter des Spiels ausgetauscht, weshalb ihr nun Yonahs Bruder statt ihres Vaters steuert. Genau genommen war das bereits damals so, allerdings nur in einer Version von NieR, die ausschließlich in Japan erschien.

Zunächst ist daher eine gewisse Skepsis angebracht, ob der „neue“ Held dem alten ebenbürtig sein kann: Schließlich war der „alte Knacker“ ein Unikat und hob sich auf angenehme Weise von den Protagonisten anderer JRPGs ab. Allerdings müssen wir reumütig eingestehen, dass uns der Teenager mittlerweile sogar besser gefällt. Ohne zu viel verraten zu wollen, liegt der Grund hierfür in einem Twist in der Mitte des Spiels, der dem Helden mehr Tiefe verleiht.

In dem Zusammenhang hat Square Enix sämtliche Synchronsprecher von damals erneut ins Studio eingeladen und alle Texte neu einsprechen lassen. Zum Glück liefern sie eine hervorragende Arbeit ab, weshalb die Sprachausgabe qualitativ genauso gelungen ist wie jene des Originals. Der herausragende Soundtrack, der bereits damals dank seiner emotionalen Arrangements eine große Fangemeinde fand, wurde ebenfalls neu eingespielt und leicht neu interpretiert. Allerdings halten sich die Unterschiede in Grenzen und fallen nur im direkten Vergleich auf.

Veränderungen im Detail

Beim Kampfsystem gibt es ebenfalls eine wichtige Neuerung: Ihr könnt im Gegensatz zum Original gleichzeitig mit einem eurer vielen Schwerter schnetzeln (darunter Einhänder, Zweihänder sowie Speere) und Magie einsetzen. Das sorgt für ein gutes Stückchen mehr Beweglichkeit und macht die Kämpfe dynamischer. Allerdings gibt es auch einen kleinen Nachteil: NieR war nie ein besonders schwieriges Spiel, weil ihr dank Magie selbst die dicksten Endbosse prima auf Distanz halten und ihnen gleichzeitig Schaden zufügen könnt. Dieser Effekt wird nun mit der neuen Steuerung verstärkt, weil ihr eben gleichzeitig beim Ballern auch noch mit eurem Schwert auf eure Gegner eindreschen könnt.

Weitere neue Features orientieren sich am Nachfolger NieR Automata: So hat sich Square Enix extra für das Remake Hintergrundgeschichten für sämtliche Waffen einfallen lassen, und ihr dürft nach dem erstmaligen Beenden der Geschichte die Musik des zweiten Teils aktivieren, gleichwohl dies etwas befremdlich klingt. Der Soundtrack ist zwar qualitativ genauso stark wie der des Originals, allerdings merkt man eben, dass er nicht explizit für NieR Replicant geschrieben wurde.

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Die Geschichte, die Spielwelt und die Gegner blieben größtenteils unverändert. Hinzu kommen ein paar nette Bonusinhalte, die das Original von 2010 sinnvoll erweitern. Allen voran steht eine neue Hauptquest, die ein paar interessante Charaktere sowie Dialoge zu bieten hat und euch schlussendlich in einen komplett neuen Bereich führt. Der ist zwar etwas klein geraten, gefällt jedoch dank furiosem Endboss. Zudem ist die gesamte Quest sehr stimmig geschrieben und passt hervorragend zum Rest des Spiels.

Die Vor- und Nachteile des Spieldesigns

Nun wird sich manch einer nach all dem Lob fragen, warum das alte NieR zu seiner Zeit so schlecht bei der Fachpresse weggekommen ist. In der Tat krankt das Action-RPG leider an einem Problem: Das Spiel- und Leveldesign wirkt stellenweise sehr altbacken. Das wird besonders in den größeren Gebäuden augenfällig, deren Architektur von leeren sowie langweilig aneinandergereihten Räumen dominiert wird.

NieR Replicant ver.1.22474487139... - Extra-Inhalt Trailer

Die neue Version von NieR Replicant wird zum Release auch eine Extra-Episode spendiert bekommen.

Auf der anderen Seite überrascht NieR immer mal wieder mit ungewöhnlichen Konzeptideen, die für Frische und Abwechslung sorgen. Beispielsweise gibt es ein paar Passagen, in denen sich das Spiel selbst zu einem Textadventure degradiert. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um kein schnödes Gimmick, sondern um eine wirklich clevere Idee, die hervorragend zum Kontext der Geschichte passt.

Neue alte Grafik

Abschließend noch ein paar Worte zur Grafik und zur Technik: Zwar haben die Entwickler mehr als nur die Auflösung des Originals hochgeschraubt, sondern zusätzlich auch sämtliche Texturen an die Fähigkeiten der Playstation 4 angepasst. Jedoch sehen manche Bereiche aufgrund verwaschener und dunkelgrauer Texturen alt und leer aus, wovon abermals die Innenräume von Gebäuden am stärksten betroffen sind. Jedenfalls reicht die Qualität der Überarbeitung nicht an Vorzeige-Remakes wie Shadow of the Colossus heran.

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