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Test - One Piece Pirate Warriors 4 : König der Massenkloppereien

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Reichtum, Macht und einfach draufhauen. Im ersten Moment scheint nicht viel mehr als das hinter One Piece Pirate Warriors 4 zu stecken. Doch die Vielzahl an verrückten Ideen lassen schon bald erkennen: Das hat noch mehr zu bieten ...

Mehr als sage und schreibe 920 Folgen umfasst der Anime One Piece mittlerweile. Seine Laufzeit von über 20 Jahren brachte auch so einige Videospiele hervor. Doch leider sind die meisten davon ziemlich mies. Mit One Piece Pirate Warriors 4 erscheint nun eine weitere Umsetzung der Serie nach Art der Dynasty-Warriors-Spiele. Wird nun alles besser?

One Piece Pirate Warriors 4 erzählt zwar die Geschichte der Serie bis zum aktuellen Kapitel, angesichts der Notwendigkeit, 920 Folgen auf ein sinnvolles Maß zusammenzukürzen, überspringt es aber sehr viele und essenzielle Handlungsabschnitte. Der Storymodus, genannt Dramatic-Log, beginnt mit der Alabasta Arc. Das entspricht im Anime ungefähr der 100. Folge. Das zweite Kapitel des Spiels umfasst die Enis Lo Arc und beginnt bei der 250. Folge. Das dritte Kapitel bildet dann die Marine Ford Arc, die etwa ab der 400. Folge einsetzt. Daran zeigt, dass sich One Piece Pirate Warriors 4 nur Ausschnitte des Animes nimmt und diese nacherzählt. Der Vorgänger beinhaltete hingegen noch die gesamte Serie. Allerdings handelte er jedes große Kapitel mit nur einem Level und Kampf ab und scheiterte so daran, die Geschichte adäquat wiederzugeben. Genau das ist die Stärke von One Piece Pirate Warriors 4.

Zwar fehlen wichtige Kapitel aus dem Anime, wie zum Beispiel die Arlong oder Skypia Arc, dafür nimmt sich das Spiel aber mehr Zeit für die Handlungsfäden, die es enthält. Jedes Kapitel besteht aus mehreren Kämpfen und Missionen. Wichtige Bosskämpfe erhalten sogar einen gesonderten Abschnitt, in dem der Kampf eins gegen eins stattfindet - ungewöhnlich für eine Serie, die größtenteils aus Massenkämpfen besteht. Ungewöhnlich, aber eine willkommene Abwechslung. Da aber meist nur dieselben vier Charaktere aus der doch eigentlich großen Bandbreite illustrer Figuren der Strohhutbande zur Verfügung stehen, kommt schnell Monotonie auf.

Wenngleich das Spiel nicht den gesamten Anime nacherzählen kann, erweist sich One Piece Pirate Warriors 4 als erstaunlich detailliert. Gerade die kleinen Details und erinnerungswürdigen Szenen sind es, die Fanherzen höher schlagen lassen: Kleinigkeiten wie die Namen der Angriffe der Charaktere, aber auch emotionale Momente wie der Abschied der Strohhutbande von ihrem geliebten Schiff. One Piece Pirate Warriors 4 nimmt sich viel mehr Zeit für seine Geschichte und richtet sich dadurch vor allem an Fans, die es dazu bringen will, in Erinnerungen zu schwelgen. Neulinge hingegen werden aufgrund der lückenhaften Erzählweise nur wenig verstehen.

Neben dem Storymodus enthält das Spiel auch noch den sogenannten Free Log und den Treasure Log. Im Free Log können bereits gespielte Abschnitte aus der Kampagne mit anderen Charakteren erneut bestritten werden, wozu allerdings wenig Anlass besteht, da die Kämpfe im Großen und Ganzen gleich ablaufen. Im Treasure Log hingegen gibt es neue Szenarien mit neuen Aufgaben und fast schon willkürlicher Charakterwahl. Hier könnt ihr viele andere Charaktere aus dem Anime freispielen und mit ihnen in den Kampf ziehen. Das gesamte Charaktersortiment von One Piece Pirate Warriors 4 umfasst stattliche 40 spielbare Charaktere. Nur schade, dass man in der Kampagne nicht frei aus diesem Pool wählen darf.

Ein Kampf? Das macht dann 3.000 Gegner, bitte

Ein Held gegen Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Gegner: Musou-Games bekommen sicherlich keinen Preis für Vielschichtigkeit verliehen, aber handwerklich sauber umgesetzt machen sie dennoch Spaß. One Piece Pirate Warriors 4 stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar.

Besonders gelungen fallen die spielbaren Charaktere aus. Die 40 zur Verfügung stehenden Kämpfer spielen und fühlen sich alle sehr unterschiedlich an. Schwertkämpfer Zorro tritt im Nahkampf an, während der Schütze Lysop vor allem aus der Ferne agiert. Fan-Liebling Trafalgar Law setzt bei seinen Angriffen die komplette Umgebung mit ein, und Neuling Reiju kann sogar fliegen.

Es mag merkwürdig klingen, aber die Kämpfe in One Piece Pirate Warriors 4 haben etwas von Sekiro. Natürlich kommen sie in der spielerischen Tiefe nicht an den anspruchsvollen Schwerttanz aus dem From-Software-Spiel heran, aber beide ähneln einander in ihrer grundsätzlichen Mechanik. So verfügen Bossgegner neben ihrer normalen Lebensleiste über eine zusätzliche Anzeige für die Verteidigung. Wenn es euch gelingt, diese auf null zu bringen, fällt der Boss für einen kurzen Moment in einen regungslosen Zustand, in dem er noch mehr Schaden nimmt, ähnlich den Todesstößen in Sekiro. Aber abseits dessen bestehen die Kämpfe in One Piece Pirate Warriors 4 in der Regel nur aus purem Draufhauen auf Gegnermassen.

Das kann sehr schnell ermüdend und langweilig werden, weil die Kämpfe nicht viel Abwechslung bieten und oftmals gleich ablaufen. Auf Gegner draufhauen, bis der Boss erscheint, wieder auf Gegner draufhauen, bis ein weiterer Boss erscheint und das Level irgendwann zu Ende ist. Zwar lockern gelegentliche Videosequenzen und Dialoge das endlose Gegnermetzeln etwas auf, sonderlich lange gelingt es aber auch ihnen nicht, das Interesse aufrechtzuerhalten.

Lobend hervorgehoben sei an dieser Stelle noch, wie elegant und visuell ansprechend der Skilltree der einzelnen Charaktere gestaltet ist. Die Statuswerte und Fertigkeiten werden auf einer Landkarte durch lauter kleine Inseln repräsentiert. Eine große Neuerung zum Vorgänger bietet One Piece Pirate Warriors 4 zudem mit den Spezialattacken. Diese können offensiv, defensiv oder passiv ausfallen und bringen mehr Tiefe in die doch sehr seichten und simplen Kämpfe.

Verschlimmbessern auf hohem Niveau

Bei einem Musou-Game mit teilweise mehr als 100 Gegnern gleichzeitig auf dem Bildschirm spielt die Framerate natürlich eine große Rolle. Die gute Nachricht lautet, dass One Piece Pirate Warriors 4 jederzeit stabil und flüssig läuft. Doch kommen wir zu den schlechten Nachrichten ...

Grafisch sieht One Piece Pirate Warriors 4 aus, als stamme es noch aus PS2-Zeiten. Schon im Vorgänger wirkte der 3D-Anime-Stil technisch rückständig. Für den Nachfolger bekam er lediglich einen neuen Filter spendiert. Immerhin: Teil 4 verfügt über deutlich mehr Zwischensequenzen als sein Vorgänger, die sogar von den Originalsprechern des Animes vertont wurden, aber unter starkem Kantenflimmern und eckigen Objekten leiden. Besonders in der von Fans geliebten Szene von Ruffys Transformation in den Gear 2 fällt das besonders auf: Darin pumpt Ruffy seine Gliedmaßen auf und vergrößert sie kurzzeitig. In One Piece Pirate Warriors 4 sieht es so aus, als ob ihm Beulen unter der Haut wachsen und gleich platzen.

One Piece: Pirate Warriors 4 - Launch Trailer

Das neueste One-Piece-Abenteuer startet an diesem Freitag, den 27.03.2020 endlich durch!

Davon abgesehen fallen viele kleinere Punkte störend ins Gewicht. Gerade mal ein einziger Sound dient zum Bestätigen von Eingaben und klingt dabei wie ein Schlaggeräusch. Dieser geht schon sehr früh auf die Nerven. Außerdem fallen sehr viele und lange Ladezeiten an. Im Vergleich zu den eingespielten Videosequenzen fallen die Ingame-Zwischensequenzen qualitativ stark ab. Viele Bewegungen oder Aktionen werden gar nicht erst gezeigt. Stattdessen blendet das Spiel kurz in ein Schwarzbild und wechselt zur nächsten Szene, was dem Geschehen jegliche Spannung nimmt.

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