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Special - An Inconvenient Game - Filmkritik : Doku zum Thema Videospiele

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Ungewohnte Wege, die Daedalic Entertainment einschlägt. Als Entwickler für Adventures wie Ankh und Edna bricht aus bekannt, steigt das Hamburger Entwicklerstudio nun ins Filmgeschäft ein. Weniger allerdings, um in Hollywood Schauspielgrößen wie Angelina Jolie und Brad Pitt zu engagieren. Vielmehr dreht sich im Dokumentarstreifen An Inconvenient Game (fast) alles um unsere Lieblingsbeschäftigung: Videospiele. Gameswelt war bei der Premiere in Hamburg vor Ort.

Eine Welt am Abgrund

Armageddon ist unausweichlich, die Erde steht am Rande ihres Untergangs. Schuld an diesem Desaster ist der globale Klimawandel, der im Jahre 2050 ein gravierendes Problem für die gesamte Menschheit darstellt. Dieses Schreckensszenario malt das Ende 2009 erscheinende Adventure A New Beginning, dessen Entwicklungsarbeiten über einen Zeitraum von vier Wochen mit der Kamera dokumentiert wurden.

Der Dokumentarfilm An Inconvenient Game fasst somit ein heißes Eisen an: den Klimawandel. Als Schützenhilfe holte man sich daher den für seinen Roadmovie 7DAYSGC bekannten Jungregisseur Christoph Kirchner ins Boot. Er hat in über 1500 Arbeitsstunden und in dreizehnmonatiger Arbeit eine Dokumentation über die Entwicklung des PC-Adventures gedreht, in dessen Zusammenhang das Thema "Klimawandel und seine Folgen" aufgegriffen wird.

Grob gesagt ist An Inconvenient Game in zwei Teile gesplittet. Zum einen natürlich der Blick hinter die Kulissen von Daedalic Entertainment. Wie entsteht ein PC-Spiel, welche Stationen müssen passiert werden? Interessant gestaltet sich vor allem der Blick in die Grafikabteilung. In diesem Zusammenhang wird geschildert, welche Gedanken man sich beim Charakterdesign sowie den Gesten und Mimiken macht. Daneben beleuchtet der Film die Entstehung der akustischen Untermalung und illustriert, wie die Marketingarbeit im Hause Daedalic aussieht. Aufgelockert wird die Doku mit teils humorigen Kommentaren des Entwickler- und Presseteams.

Warum wir Menschen aktiv eingreifen müssen

Der zweite Teil des Streifens widmet sich, wie angesprochen, dem haarigen Thema Klimawandel. Dazu wurde eine Reihe von Professoren ins Boot geholt, wie zum Beispiel der Klimaexperte Dirk Notz vom Max-Planck-Institut und ein Vertreter der Kieler Universität, der sein Konzept der aktiven Bekämpfung des Klimawandels erläutert. Zu diesem Zweck werden Statistiken gewälzt, die aufzeigen, dass sich in den vergangenen zehn Jahren eine deutliche Häufung warmer Jahre abzeichnete. Das sollte uns zu denken geben.

Gerade in Bezug auf die PC- und Videospielbranche weckt der Dokumentarfilm das Interesse und spricht eine deutlich breitere Schicht an. Dazu tragen nicht zuletzt die sehr gut recherchierten Beiträge bei, mit denen es Christoph Kirchner geschickt vollbringt, den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Sollten wir wirklich aktiv gegen den drohenden Klimawandel ankämpfen? Wenn ja, was können wir tun? Ist das im PC-Adventure A New Beginning gezeigte Szenario tatsächlich denkbar? Es stellen sich eine Menge Fragen, die sich nach der Doku in die Köpfe der Zuschauer einbrennen.

Selbst technisch liefert Christoph Kirchner saubere Arbeit ab. Dass dieser Film von einem Menschen ganz alleine erstellt wurde, ist als Außenstehender kaum zu glauben. Eine hervorragende Kameraführung, prächtige Übergänge und einladende Musikuntermalung lassen den Dokumentarstreifen auch audiovisuell in einem angenehmen Licht erscheinen.

Kino, DVD oder Download?

Gegenwärtig ist noch nicht bekannt, wann der Dokumentarfilm der breiten Masse zugänglich gemacht wird. Ein nationaler Kinoauftritt wäre schön und gut und sicher auch im Hinblick darauf, einen ansehnlichen Bekanntheitsgrad zu erreichen, durchaus interessant. Für wahrscheinlicher hält Daedalic Entertainment allerdings die Möglichkeiten, den Film entweder über das Internet - ob kostenpflichtig oder nicht, ist noch ungewiss - zu vertreiben, oder die 68-minütige Doku auf DVD zu pressen.

Denkbar wäre rein theoretisch auch, dass An Inconvenient Game repräsentativ für das Projekt „Gamecity Hamburg" steht, eine Initiative zur Förderungen von aufstrebenden Firmen aus der Spielebranche. Hoffentlich fällen die Verantwortlichen bald eine Entscheidung.

 

Fazit:

An Inconvenient Game ist ein großartiges Kulturgut, das sich kein Videospieler entgehen lassen sollte. Die Dokumentation schafft auf geschickte Art und Weise den Spagat zwischen dem Blick hinter die Kulissen der Entwicklung von Videospielen und der nötigen Seriosität, sich mit dem Thema „Klimawandel als globales Problem" auseinander zu setzen. In Gesprächen mit Wissenschaftlern und Klimaexperten sucht der Film Antworten zu Tragweite und Konsequenzen des Klimawandels. Dank des Bogens, der hier geschlagen wird, driftet die Doku zu keiner Zeit in Langeweile ab und die Aufnahmefähigkeit des Zuschauers wird um ein Vielfaches potenziert, als man es von normalen Dokus im Free-TV gewohnt ist. Hoffentlich fällen die Verantwortlichen bald eine Entscheidung, wann und in welcher Form der Dokumentarstreifen der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Wir sind uns einig: Wir brauchen mehr von dieser Sorte Dokumentarfilmen!

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