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Special - Die G2A-Problematik : Gefahrenherd: Key-Reseller

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    Bei einem älteren Fall, als zahlreiche Schlüssel für Far Cry 4 unter Verdacht standen, über Kreditkartenbetrug an G2A gelangt zu sein, zeigte sich Ubisoft rigoros. Die Codes, die für 40 statt 60 Euro gehandelt wurden, wurden bedingungslos gesperrt. Im Mai 2014 bezog auch Devolver Digital Stellung gegenüber G2A und kündigte an, Keys, die über die Plattform verkauft wurden, zu sperren.

    Was fehlt, sind Alternativen beziehungsweise deren Umsetzung. G2A selbst schützte seine Kunden vor Verlusten aus der Sperrung von Hehlerware bisher gegen Aufpreis mit dem „G2A-Shield“ genannten Service. Damit gestehen die Betreiber des Marktplatzes aber ein, möglicherweise gestohlene oder zumindest nicht über jeden Zweifel erhabene Ware weiterzuverkaufen. Dabei gäbe es eine Lösung, die für beide Parteien, Publisher und Gamer, fair wäre. Statt einer endgültigen Sperrung ließen sich betroffene Keys vorübergehend auf Eis legen. Eine Benachrichtigung, die über den Verdacht aufklärt, könnte ein Upgrade gegen ein geringes Entgelt vorschlagen, mit dem die womöglich illegal in Umlauf geratene Version wieder spielbar wird.

    Einige Tage nach dem Aufschrei hat G2A nachgegeben und auf die Kritik von allen Seiten der Branche reagiert. Was der Online-Marktplatz aber vorlegt, klingt mehr nach Schadensbegrenzung statt Wiedergutmachung. Künftig bieten die Betreiber Entwicklern 10 Prozent der Einnahmen an, die durch den Verkauf ihrer Produkte generiert wurden. Darüber hinaus sollen die Angebote der polnischen Plattform vor denen anderer Anbieter gelistet werden. Der Zahlungsschutz ist ab sofort obligatorisch und kostenlos. Die Umstrukturierung setzt G2A seit dem 29. Juni 2016 um. Unklar ist allerdings, ob die neuen Regelungen für alle Entwickler gelten oder nur ausgewählte Partner in Betracht gezogen werden.

    Im Fall von illegal gehandelten Keys stinkt der Ansatz verdächtig nach Bestechungsgeld und ist gegenüber den Geschädigten angesichts der Verluste von 90 Prozent blanker Hohn. Legal weiterverkaufte Keys dagegen bescheren den Entwicklern einen netten Zusatzgewinn. Ob einsichtig oder nicht, G2A verhält sich in der Angelegenheit sehr offensiv. Dem Unternehmen kommt die ungeteilte Aufmerksamkeit vermutlich sehr gelegen, um für seine günstige Ware zu werben. Mittlerweile ist das Portal noch einen Schritt weiter gegangen und verlangt von Key-Verkäufern die Verifikation vieler Daten wie Telefonnummern oder Adressen. Wer die Verifikation nicht durchführt, darf nur noch bis zu zehn Produkte über G2A anbieten.

    Ungeahnte Folgen

    Die Weste des Zwischenhändlers wird durch all die Maßnahmen zwar reiner, eine Garantie dafür, dass keine Flecken mehr entstehen, gibt es aber trotz neu waltender Vorsicht immer noch nicht. Wer beispielsweise kontrolliert die Kontrollen? Dadurch könnte Publishern wie Ubisoft langfristig eine ganze Stange Geld durch die Lappen gehen.

    Unterstützer von Key-Resellern müssen sich fragen, ob ihnen langfristig einige Vorzüge deutscher Niederlassungen von Publishern wichtig sind. Kaufen sie nicht über jeden Zweifel erhabene Codes, kommt das Geld nicht den deutschen Publishern zugute. Dadurch fehlt den hiesigen Niederlassungen die Legitimation, dass Verkäufe auf die ohnehin schwer messbaren Erfolge der eigenen Marketing-Maßnahmen zurückzuführen sind. Schließungen könnten dann unter anderem das Ende deutscher Lokalisierungen oder deutscher Support-Stellen bedeuten. Wäre es das wert?

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