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Preview - The Callisto Protocol : Angespielt: Der geistige Dead-Space-Nachfolger macht schon jetzt höllisch Angst

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Die Gefängniskolonie Black Iron hat ein großes Problem: Ihre Insassen und Wärter mutieren aus unerfindlichen Gründen und haben fortan gehörigen Appetit auf Menschenfleisch. Inmitten dieses Wahnsinns kämpft ihr als Häftling Jacob Lee ums blanke Überleben. Dabei gleicht The Callisto Protocol seinem geistigen Vorgänger Dead Space zwar in vielerlei Hinsicht, hebt sich aber doch in ein paar Punkten ab.

Die biologische Forschungsstation von Black Iron im Jahr 2320. Warum eine Gefängniskolonie im Weltraum überhaupt eine solche Abteilung braucht, weiß ich nicht und ehrlich gesagt interessiert es mich auch herzlich wenig. Ich bin froh, den Wachroboter umschlichen zu haben, ohne von seinen Lasersalven zum menschlichen Pendant eines Schweizer Käses verarbeitet worden zu sein. Allerdings sinkt die Anspannung nicht gerade, was wohl am plötzlichen Nebel in den blutverschmierten Gängen liegt.

Die Geräuschkulisse tut ihr Übriges, von überallher höre ich es grunzen und kratzen. Doch bevor ich mir ernsthaft Sorgen darüber machen kann, bricht ein Biophage aus dem Dunst, packt meinen Schädel und reißt ihn mühelos in zwei Teile. Nachdem mein Puls wieder auf Normalniveau angekommen ist, ärgere ich mich kurz, die Heilspritze nicht genommen zu haben, und lade den Spielstand erneut. Dieses Mal besser vorbereitet. Hoffe ich.

Wenn euer Herz schon alleine beim Lesen der obigen Zeilen in einen unregelmäßigen Rhythmus verfiel, dann solltet The Callisto Protocol meiden wie der Teufel das Weihwasser. Das neue Spiel von Dead-Space-Erfinder Glen Schofield schlägt in dieselbe Kerbe wie seine vorherigen Arbeiten und nutzt die Power aktueller Technik zur Stimmungsgewinnung massiv aus. So mein Eindruck nach zwei Stunden mit einer Preview-Version, in der ich mich auf der PS5 durch den dritten Level des Spiels kämpfte. Danach bin ich mir sicher: Das Teil wird gut und gruselig.

Zum Fürchten schön

The Callisto Protocol spielt auf dem namensgebenden Jupiter-Mond Kallisto. Genau genommen schlüpft ihr in die Haut des Häftlings Jacob Lee, als die Biophage genannten Mutanten den Black-Iron-Knast überrennen und euch mit einem einzigen Ziel zurücklassen: dem blanken Überleben. Viel wichtiger als die Story selbst, ist aber natürlich die Horror-Atmosphäre, die sie erzeugt und die der Titel mit jedem Pixel versprüht.

Die Anlage mag zum Zeitpunkt ihrer Errichtung mal ansatzweise modern und sauber gewesen sein, diese Tage sind aber lange vorbei. Kerben in Wänden zeugen von vergangenen Prügeleien, vielleicht sogar Aufständen. Rost macht sich an vielen Stellen breit, über weite Strecken bewegte ich mich durch klaustrophobische, enge Gänge, und selbst ein Außenbereich, der von einer Glaskuppel geschützt wird, wirkt trotz der dort gepflanzten Bäume trostlos. Licht und Schatten spielen eine wichtige Rolle bei der Erzeugung bedrohlicher Stimmung, vorbeihuschende Schemen treiben die Herzrate regelmäßig in ungesunde Höhen. Von den in Blut geschriebenen Nachrichten und Warnungen an den Wänden fange ich gar nicht erst an.

Hand in Hand mit der realistischen und Furcht einflößenden Umgebung gehen die wuchtigen Animationen von Jacob selbst und die flinken Bewegungen der Biophagen. Jeden Treffer mit dem Betäubungsschlagstock spüre ich regelrecht in meinen (realen) Eingeweiden und wenn sich mein Hauptcharakter nach einem kräftezehrenden Kampf das Blut und den Schweiß in einer dezenten Animation aus dem Gesicht wischt, neige ich fast dazu, es ihm gleichzutun. Die PS5 kommt sichtbar ins Schwitzen, gelegentlich trüben kleinere Framerate-Einbrüche den sonst so positiven Gesamteindruck. Die sind bis zum Release am 2. Dezember aber hoffentlich ausgemerzt.

Doch der visuellen Präsentation will ich nicht den alleinigen Ruhm für die zum Schneiden dicke Stimmung überlassen. Auch der Sound trägt einen beachtlichen Anteil dazu bei, dass ihr instinktiv nach eurer Mami schreien mögt: trippelnde leise Schritte, die Schreie der blutrünstigen Mutanten oder auch einfach nur unheilvolle Stille. Manchmal reicht es eben auch, gar nichts zu hören, um das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.

Mit Munition und Schwerkraft

Gänzlich wehrlos steht ihr den Mutanten natürlich nicht entgegen. Neben dem erwähnten Betäubungsschlagstock hatte ich in dem Preview-Abschnitt noch eine Universalwaffe mit Pistolenaufsatz zur Verfügung, quasi das Gegenstück zum Plasma-Cutter aus Dead Space, mit dem man den Biophagen-Gegnern die Gliedmaßen einzeln abtrennt. So essenziell, wie es noch auf der Ishimura der Fall war, ist die Zerstückelung in Callisto Protocol aber nicht mehr. Die neuen Skillshots hingegen helfen beim Überleben sehr viel stärker. Nach mehreren Nahkampftreffern wird ein Körperteil markiert - drückt ihr nun schnell genug ab, verursacht ihr Zusatzschaden.

Mit dem GRP führt ihr jedoch ein noch deutlich mächtigeres Werkzeug. Letztlich handelt es sich bei dem speziellen Tool um eine Schwerkraftpistole nach Vorbild der Gravity-Gun aus Half-Life 2. Wie in Valves Klassiker lassen sich damit etwa explosive Fässer anheben und auf die Mutanten werfen. Aber auch die Biophagen selbst könnt ihr damit packen und sie kurzerhand in Lüftungsanlagen, Holz-Häcksler und andere ungesunde Orte schleudern.

Um die Stärke der übermächtigen Waffe etwas einzudämmen, begrenzen Schofield und sein Team die Nutzung. Ihr braucht erst Aufladungen, um sie zu nutzen. Die dafür nötigen Batterien finden sich in Spinden und auch getötete Feinde lassen sie fallen. Ein beherzter Stampfer auf einen (fast) toten Gegner veranlasst ihn dazu, Munition jeglicher Art und auch direkte Heilung zu droppen. Die Anzeigen über verbleibende Leben, Projektile und GRP-Nutzungen findet ihr wie von Dead Space gewohnt nicht in einem immersionstrübenden HUD, sondern als Markierung in Jacobs Nacken oder an den Waffen selbst. Knappheit bei Medipacks oder Munition kam bei mir nie wirklich auf.

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Ein direkter Angriff führt allerdings nur selten zum Ziel, wie ich in einer Holzverarbeitungsanlage schmerzhaft lernen musste. Um einen riesigen Hackschnitzler standen mehrere Biophagen, darunter auch zwei dickere Kollegen, die mehr aushalten und vom GRP schwerer gepackt werden können. Mein erster Instinkt, sie nacheinander in den Apparat zu schleudern, brachte mir lediglich viele Tode ein. Stattdessen führte mich ruhiges Vorgehen in Kombination mit Stealthkills zum Ziel. Leicht macht es The Callisto Protocol einem nicht, aber auf eine gute Weise.

Waffen aus dem Drucker

Neben den Kämpfen forderte mich wohl die Orientierung am meisten. Nicht immer erschließt sich in den engen Gängen direkt, wo es denn nun weitergeht. Tatsächlich stolperte ich zweimal in optionale Sackgassen, wurde aber reichlich mit Upgrade-Materialien und Credits belohnt. So verlaufe ich mich gerne. Mit meiner frischen Beute wertete ich am 3D-Drucker meine Pistole auf und fertigte gar einen Schrotflintenaufsatz, für den ich zuvor die Blaupause gefunden hatte. Nützlich war die Schrotze aber nicht so recht - Magazin zu klein, Nachladezeit zu lang.

The Callisto Protocol - Trailer zeigt Hauptschauplatz, das Black Iron Prison

Mit dem Black Iron Prison, einem Hochsicherheitsgefängnis auf dem Jupitermond Callisto, wird euch in diesem Trailer der Hauptschauplatz von The Callisto Protocol näher vorgestellt.

Rätsel hingegen gab es keine. Wenn es mal nicht sofort weiterging, genügte es stets, den richtigen Schalter umzulegen oder eine Sicherung aus einem Kasten auszubauen, um sie anderswo wieder einzusetzen. Dadurch bleibt die Anspannung durchweg aufrecht und verpufft nicht in Leerlauf.

Während der zwei Stunden Anspielzeit schlich ich aber nicht nur durch enge Gänge und quetschte mich durch (zu viele) Lüftungsschächte. Auch eine Wasserrutschpartie stand auf dem Plan, die man schon aus dem Gamescom-Trailer kennt – und schon dort reichlich deplatziert und holprig wirkte. Nach dem Selberspielen kann ich nun mit Gewissheit sagen: Sie bildete eindeutig den Tiefpunkt des bisher Gezeigten. Denn sie zieht sich ewig lang und besteht weitgehend nur aus Trial and Error. Alleine in diesem Abschnitt bin ich locker 15 Mal gestorben, was trotz fair gesetzter Checkpoints ab einem gewissen Punkt nur noch nervt. Hoffentlich spart Entwickler Striking Distance im fertigen Spiel an ähnlich gelagerten Szenen.

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