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Test - World of Goo : Spieldesign vom Feinsten

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Die Luftballon-Goos sind mit die trickreichsten, weil ihr dank ihrer euer Konstrukt an bestimmten Stellen in der Luft halten oder es gar ganz zum Fliegen bewegen könnt. Manche Levels spielen deshalb mit der Idee, dass ihr euer Bauwerk von einer Stelle zur anderen transportieren müsst. Weiterhin existieren Goos in Form von Totenköpfen, die immun gegen scharfkantige Objekte sind, wohingegen alle anderen beim kleinsten Kontakt zerplatzen würden. Ohne zu viel zu verraten, sei euch versichert, dass selbst gegen Spielende neue, eigenartige Goos auftauchen, die rein dank ihrer Besonderheiten ein völlig anderes Leveldesign ermöglichen.

Die Vielfalt der Viecher geht sogar so weit, dass sie Teil des Spielkomforts sind. So gibt es zwar keine Undo-Funktion im klassischen Sinne, aber dafür flattern weiße Goos mit kleinen Flügeln in der Luft herum, die, einmal angeklickt, denselben Effekt haben. Absichtlich umständlich ist dafür das Rekrutieren schlafender Goos, die erst dann aufwachen sowie einsatzbereit sind, wenn ihr sie mit eurem mehr oder weniger ausgebauten Konstrukt berührt habt.

Der einzige Nachteil des Spieldesigns: Der Schwierigkeitsgrad ist nicht optimal ausbalanciert. Anstatt dass seine Kurve brav von leicht auf schwer ansteigen würde, müsst ihr häufig eher simple Aufgaben und zwischenzeitlich immer mal wieder brutal herausfordernde lösen. Allerdings fällt dieser Nachteil aufgrund der restlichen Stärken kaum auf.

Kleine Bedienschwächen

Die Steuerung ist im Prinzip sehr einfach gehalten: Ihr klickt einen Goo nach dem anderen an und setzt diesen an die gewünschte Stelle. Doch diese schlichte Mechanik birgt ein Manko, welches vielleicht das schwerstwiegende des gesamten Spiels ist. Sobald mehrere verschiedenartige Goos eng beieinander herumwuseln, ist das Herauspicken einer von euch gewünschten Art nicht frei von jeglicher Verwechslungsgefahr. Überdies solltet ihr einen falsch gewählten Goo nicht gleich wieder blind loslassen, denn sonst klebt ihr ihn schlimmstenfalls an eine für euch ungünstige Stelle des Konstrukts.

Dafür ist die Präsentation ungewöhnlich stark für so ein "kleines" 2D-Spiel, das auf der Festplatte nicht mal 100 MB Platz einnimmt. Die Kulisse lebt von der freakigen Welt der Goos, die sofort an Film- und Spielklassiker der Marke Nightmare Before Christmas oder Psychonauts erinnert. Rein technisch gesehen mag die Beschränkung der Bildschirmauflösung auf 800x600 unzumutbar sein, doch praktisch sind die liebevollen Zeichnungen so gut, dass sie selbst auf einem dicken 40 Zoll Bildschirm weder grobkörnig noch grobpixelig wirken.

Die Soundtrack-Überraschung des Jahres

Regelrecht sensationell ist die Musik, die maßgeblich für das Entstehen einer Atmosphäre verantwortlich ist, die ihr bei einem Denkspiel wie World of Goo gar nicht erwarten würdet. Kyle Gabler, der im Übrigen das Spiel zusammen mit Ron Carmel nahezu im Alleingang programmiert, designt und entwickelt hat, komponierte gut zwei Dutzend Musikstücke, die trotz altmodischer Synthesizertechnologien kaum unterschiedlicher sein könnten. Allein das fantastische Hauptthema hört sich an wie Danny Elfman zu seinen besten Zeiten.

Ansonsten deckt Gabler die komplette Bandbreite an Emotionen ab, sei es abgedreht, wehmütig, lustig oder erhaben. Seine Musik besteht nicht nur aus klassischen Instrumenten, sondern ist um so manchen besonderen Effekt verfeinert, wie zum Beispiel das sanfte Rattern eines Zuges oder das Lachen spielender Kinder. Der einzige Nachteil des Soundtracks, nämlich dass die einzelnen Stück kaum länger als ein bis zwei Minuten andauern, ist aufgrund deren Eingängigkeit und der relativ kurzen Spielzeit eines einzelnen Levels kaum spürbar.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
World of Goo ist ein absolutes Lehrstück in Sachen Spielkonzept und Spieldesign, vergleichbar mit dem Xbox-Live-Arcade-Kracher Braid. Erstens ist es extrem abwechslungsreich, das heißt, es werden keine Elemente hundertfach wiederholt und es kommen auch in späteren Levels neue Ideen zum Zug. Zweitens spielt es sich intuitiv, denn trotz der vielen verschiedenen Goo-Arten müsst ihr nicht gleich tausend Regeln beherrschen. Und drittens ist die Idee, das Bridge-Builder-Prinzip mit einem Echtzeitfaktor und knuddeligen Goos zu versehen, einfach traumhaft. Dazu zeigt der außergewöhnliche Soundtrack, dass die Synthesizertechnologie bei weitem nicht am Ende ist und die Art-Direction quillt regelrecht über vor Liebe zum Detail. Die Zwangsauflösung von 800x600, die nicht gerade überlange Spieldauer, ein paar kleine Steuerungsschwächen und der nicht einwandfrei ausbalancierte Schwierigkeitsgrad stehen einem Sack voller Brillanz gegenüber, wie ich sie bei Millionen Dollar teueren Produkten nur alle Jubeljahre sehe.

Überblick

Pro

  • fantastisches Spielkonzept
  • extrem abwechslungsreiches Spieldesign
  • einmaliger sowie überraschend atmosphärischer Soundtrack
  • brillante Art-Direction

Contra

  • kleine Schwächen bei der Steuerung
  • Schwierigkeitsgrad nicht perfekt ausbalanciert
  • niedrige Bildschirmauflösung
  • könnte ruhig etwas umfangreicher sein

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