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Test - Yakuza Kiwami 2 : Ich habe Essen am Gehirn

  • PS4
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Genau zehn Jahre ist es her, dass Yakuza 2 für die Playstation 2 auf den europäischen Markt kam. Jetzt kommt mit Yakuza Kiwami 2 das Remake auf die Playstation 4 und bringt neben all dem aufgehübschten alten Kram auch viele Neuerungen mit.

Ein Jahr nach den Ereignissen in Yakuza und seinem Remake Yakuza Kiwami sind die Machtverhältnisse der Yakuza in Kamurocho immer noch instabil. Der Tojo- und der Omi-Clan kämpfen weiterhin um die Vorherrschaft im fiktiven Rotlichtbezirk Tokios.

Wie in jedem Spiel der Reihe geht die komplette Yakuzabande ohne die Hilfe ihres ehemaligen vierten Vorsitzenden Kazuma Kiryu vor die Hunde. Schließlich lässt er sich doch erweichen und macht sich zusammen mit dem Sohn der Dojima-Familie Daigo auf nach Osaka, um dort einen Deal mit dem dortigen rivalisierenden Clan auszuhandeln. Dabei geht alles schief, was schiefgehen kann, es verrät jeder, der verraten kann – und Kazuma kann sehen, wie er alle einmal mehr aus dem Schlamassel zieht.

Das Spielprinzip hat sich in den 13 Jahren seiner Geschichte kaum verändert. Als Kazuma streift man durch die Straßen von Tokio und, wie hier, Sotenbori, prügelt sich mit allen möglichen Unholden, die einem auf die Pelle rücken, und vertrödelt die Zeit mit einem bunten Potpourri an mehr oder weniger albernen Minigames, statt sich um die Belange des Clans zu kümmern.

Wendig wie ein junger Wolf

Die Geschichte von Yakuza Kiwami 2 ist identisch mit der von Yakuza 2. Klar, es ist ja auch ein Remake. Geändert hat sich neben Texturen und Auflösung aber auch der Kampf und die Möglichkeiten darin. Seit Yakuza Kiwami sammelt ihr fünf verschiedene Arten an Erfahrungspunkten, die für unterschiedlichste Skills ausgegeben werden können. Das reicht von klassischen Stärkeskills über Alkoholresistenz bis hin zu besseren Fähigkeiten für die NPCs, die euch unterstützen. Davon gibt es jetzt an quasi jeder Ecke jemanden. Erledigt ihr eine kurze Quest für sie, stehen sie euch im Kampf bei, sollte der zufällig in ihrer Nähe stattfinden.

Mit etwas Glück laufen aber auch fremde Leute quer durch das Kampfareal, die ihr als spontane Hilfe einbinden könnt. Mit etwas Geschick stoßt ihr die Gegner in das Dekolletee einer Passantin, die ihn daraufhin für euch übernimmt. Dafür braucht ihr aber genug Heat, die ihr mit jedem Schlag sammelt. Dadurch ladet ihr einen der vielen Finisher auf, die Kazuma jetzt auf dem Kasten hat. Mal witzig, mal brutal. Mal mit und mal ohne Waffen. Das Repertoire hat sich stark erweitert.

Dabei ist Kiryu um einiges wendiger und agiler als auf der Playstation 2 und prügelt dynamisch einen Yen nach dem anderen aus den Straßenbanden heraus.

Kulturschock in den Minigames und Nebenquests

Es ist schön, nach all den Jahren die Geschichte von Yakuza 2 und ihren Charakteren erneut spielen zu können. Doch ist sie eben auch schon zehn Jahre alt – und war bereits damals recht albern. Anders als ein guter Wein wird sie mit den Jahren nicht besser. Das nehme ich aber gern in Kauf für eine solche Spielwelt, die dermaßen voll mit Nebenbeschäftigungen ist.

Darunter befinden sich mit Golf, Dart und Poker die üblichen Verdächtigen, die genauso gut aus GTA stammen könnten. Yakuza wäre aber nicht Yakuza, wäre die Welt nicht vollgestopft mit allem Möglichen, das die japanische Kultur in europäischen Augen bisweilen reichlich merkwürdig aussehen lässt: Neben Karaokebars und Arcadehallen, in denen alte Sega-Klassiker und UFO-Automaten auf euch warten, gibt es etwa auch Läden, in denen sich Kazuma Videos von Frauen anschauen kann (Pornos! Es sind Pornos!).

Vor allem die Karaokebars, seit Yakuza 3 ein fester Bestandteil der Serie, habe ich immer sehr genossen. Erreichte man dort beim Rhythmusspiel einen bestimmten Punktestand, schaltete man eine Art Musikvideo frei. Mein absoluter Favorit war Goro Majimas „GET to the Top“ aus dem Ableger „Yakuza Dead Souls“. Alles so richtig schön bekloppt und bunt und Japanisch. In Kiwami 2 gibt es hingegen leider nur noch eine Slideshow von Bildern zu sehen. Das war zwar in Yakuza Kiwami auch schon so, ist aber trotzdem leider langweilig.

Vor allem die Nebenquests und Minigames sind randvoll mit Merkwürdigkeiten, wie sie nur in Japan zu finden sind: Zwischen der Jagd nach einem Schlüpferdieb und einer Prügelei mit alten Männern in Windeln kann Kazuma am Urinal einer jungen Frau den Rock hochpusten. Mit dem Druck seines Strahls kontrolliert er die Windstärke – und es ist genauso absurd, wie es klingt.

Verrückt, aber wahr: Diese Spiele gibt es wirklich

Abseits dessen gibt es auch einen neuen Hostessen-Club, den Kazuma übernehmen kann und dessen Questline mit einer eigenen Geschichte auffährt, die sich über mehrere Spielstunden erstreckt. Durch Zufall stolpert man in das „Four Shine“, das dringend einen Manager sucht, sonst geht der Club den Bach runter. Kazuma ist Profi darin, Dinge nicht den Bach runtergehen zu lassen, und übernimmt die Aufgabe kurzerhand.

Das Managen des Clubs fällt so komplex aus, dass es gut und gerne auch ein eigenes Spiel abgegeben hätte. Ihr müsst planen, welche der Hostessen an einer Schicht teilnimmt, macht sie dafür hübsch, weist sie den Gästen gemäß ihrer Vorlieben zu und drückt im richtigen Moment den Partyknopf. Dabei messt ihr euch in einer packenden Story mit konkurrierenden Clubs und alten Rivalen in einem nationalen Wettbewerb, bis das „Four Shine“ das angesagteste Haus in ganz Japan ist.

Zusätzlich könnt ihr alle fünf freispielbaren Premium-Hostessen zum Essen ausführen und eine persönliche kleine Quest freischalten, wenn sie genug Sympathien für euch entwickelt haben. Leider sind die Damen allesamt solch stereotype Abziehbilder japanischer Frauen, dass man sie für eine Parodie halten könnte. Egal ob man gerade die Schüchterne, das Partygirl oder den Mangafan vor sich hat – es reicht völlig aus, ihnen zu erzählen, wie hübsch sie aussehen, scheint das doch ihr einziger Lebensinhalt zu sein. Von neuen Handtaschen mal abgesehen.

Passend dazu verfallen sie beim Sprechen alle in diesen fürs japanische Frauenbild typischen pseudoniedlichen Singsang. Insofern ihr beim Spielen nicht euer Waifu-Kissen ganz fest umklammert, dürften sie euch sehr wahrscheinlich rasch auf die Nerven gehen. Andererseits ist es sehr amüsant mitanzuhören, welch maßlos übertriebenes Süßholz Kazuma mit samtweicher Stimme doch raspeln kann.

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