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Test - AMD Radeon RX 6800 XT : Spielt AMD wieder an der Spitze mit?

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Bei den Prozessoren hat sich AMD längst kräftig nach vorn gedrängelt und bereitet Konkurrent Intel ordentlich Kopfschmerzen. Bei den Grafikkarten ist das AMD bisher noch nicht gelungen. Jahrelang hechelte man NVIDIA hinterher und konnte sich nur im unteren bis mittleren Preis- und Leistungssegment halbwegs halten. Mit den neuen Navi-Grafikkarten will AMD nun endlich Boden gutmachen und das auch noch fast zeitgleich zu den neuen RTX-Grafikkarten. Wir haben uns den nominellen RTX-3080-Konkurrenten von AMD vorgeknöpft, nämlich die Radeon RX 6800 XT.

Mit viel Spannung erwartet, ist die neue Grafikkarten-Generation von AMD, genannt Big Navi, nun endlich da. Preislich eng an der Konkurrenz angelehnt, ist es eine reine Frage der Leistung, ob AMD wieder ins Rennen der High-End-Grafikkarten einsteigen kann. Was bei den CPUs im Konkurrenzkampf mit Intel bereits gelungen ist, soll nun auch bei den Grafikkarten geschehen.

Die Radeon RX 6800 XT für 649 Euro ist das mittlere Modell der neuen Navi-Karten und steht als Konkurrenz zur NVIDIAs RTX 3080 für 699 Euro (beide Preise basierend auf dem Referenzdesign). Eins haben derzeit beide Karten gemeinsam: sie sind kaum zu bekommen und schon gar nicht zu diesen Preisen. Es wird wohl noch Monate dauern, bis die Liefersituation sich verbessert und damit auch die Marktpreise sich stabilisieren.

Die Radeon RX 6800 XT basiert, wie ihre beiden Schwestern, auf der RDNA2-Architektur und wurde im 7nm-Verfahren gefertigt. Das schafft ordentlich Platz auf der Platine. Was aber nichts daran ändert, dass die 6800 XT ein ziemlicher Koffer ist. Mit 267 mm sollte die zumindest von der Länge her in die meisten Gehäuse passen, aber die Breite von immerhin 2,5 Slots und das Gewicht von rund 1,5 kg sind nicht ohne. Wohl dem, der entsprechende Aufhängungen und verstärkte PCIe-Slots hat.

Das Referenzdesign wirkt sehr hochwertig – so ziemlich alles ist aus Aluminium, hinzu kommt eine massive Backplate, die nur an der Rückseite der GPU eine Aussparung hat. Bei den Anschlüssen geht AMD etwas andere Wege als NVIDIA. AMD verzichtet auf einen DisplayPort-Anschluss und lässt es bei nur zwei Ports bewenden, hinzu kommen ein HDMI-2.1-Anschluss sowie ein Type-C-Port, der bei NVIDIA wieder weggefallen ist.

Die Stromversorgung erfolgt über zwei 8-Pin-Anschlüsse, während NVIDIA auf den neuen 12-Pin setzt. Über diesen Anschluss wird die Leistungsaufnahme von 300W TDP gefüttert. Auf dem Papier weniger als die 320W der RTX 3080, laut unseren Messtools zieht die Karte aber dennoch bis zu 319W. Die Kühlung erfolgt, anders als bei früheren Modellen, über drei 80-mm-Lüfter und es gibt viel Raum zur Belüftung. Dennoch klettern die Temperaturen der GPU auf knapp über 80 Grad unter Volllast. Das ist nicht bedenklich, aber immerhin mehr als bei der Konkurrenzkarte. Dafür arbeiten die Lüfter erfreulich leise. Keine Selbstverständlichkeit, denkt man an die Radeon VII zurück. Schön: die Lüfter springen erst bei etwas unter 60 Grad an und gehen unter etwa 50 Grad in den Idle-Betrieb.

Das Innenleben setzt auf den Navi-21-Chip mit 72 Compute Units und 4.608 Shadern sowie 128 ROPs. Bei der Taktung geht AMD andere Wege als die Konkurrenz und setzt die Werte von vornherein hoch an. 2.015 MHz im Standardbetrieb und 2.250 MHz im Boost sollen für satte Leistung sorgen. Laut GPU-Z kletterte die Taktrate unter Volllast sogar über die 2.400er-Marke. Beim VRAM hat die RX 6800 XT mit 16GB GDDR6 viel Reserven zu bieten, was die Zukunftsperspektiven angeht. Dem etwas schmalen 256-Bit-Speicher-Interface mit 512 GB/s wird mit einem 128 MB großen Infinity Cache Beine gemacht.

Bei der reinen Spieleleistung bemerkt man schnell, dass die RTX 3080 ernste Konkurrenz bekommen hat. Die beiden Karten liefern sich in nahezu allen Benchmarks ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Somit ist die RX 6800 XT sowohl für 1440p in allen Variationen als auch für 4K60 geeignet, auch wenn für letzteres hier und da ein paar Anpassungen in den Grafikeinstellungen erforderlich sind – speziell bei aufwendigen Open-World-Titeln. Eine Absonderlichkeit ist allerdings aufgetaucht: Bei Ghost Recon: Wildlands und bei Assassin's Creed: Odyssey war die Karte nicht dazu zu bewegen, bei unterschiedlichen Auflösungen auch unterschiedliche Ergebnisse zu liefern. Wir vermute, dass es noch eine kleine Macke in den Treibern gibt.

Bei einem Aspekt muss die RX 6800 XT allerdings Federn lassen, und das ist die Raytracing-Performance. Während die NVIDIA-Karten mit dedizierten Kernen fürs Raytracing arbeiten, den RT Cores, setzt AMD auf 72 Ray Accelerators, welche die Berechnung der Compute Units lediglich beschleunigen sollen. Dementsprechend fällt die Raytracing-Performance gegenüber der RTX 3080 doch spürbar ab, die RX 6800 XT liegt beim Raytracing-Benchmark im Bereich der RTX 3070 und der RTX 2080 Ti. Zudem gibt es kein KI-gestütztes DLSS, um Leistungslöcher effektiv zu kompensieren. FidelityFX, vor allem dessen Bestandteil Super Resolution, soll es in Zukunft richten, bisher steckt das aber noch in den Kinderschuhen.

Das ist derzeit nicht unbedingt ein Beinbruch. Noch unterstützen relativ wenig Spiele Raytracing und nicht bei allen sind die Effekte so deutlich sichtbar wie beispielsweise in einem Control. Da aber davon auszugehen ist, das künftig immer mehr Spiele auf diese Effekte zurückgreifen, sollte das bei der Grafikkartenplanung nicht unberücksichtigt bleiben. Alles in allem macht die Performance der RX 6800 XT aber Hoffnung. Zu lange war NVIDIA ohne echte Konkurrenz im oberen Leistungssegment. AMD hingegen hat mit den neuen Navi-Karten eine gute Basis, um seinen Konkurrenten in den kommenden Jahren ordentlich zu fordern. Das kann und wird für uns PC-Spieler nur gut sein.

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