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Preview - Baldur‘s Gate III : Early-Access-Check: So gut ist das RPG-Epos jetzt schon

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Nachdem den belgischen Entwicklern von Larian Studios mit Divinity: Original Sin und vor allem dessen Nachfolger endlich nicht nur der Durchbruch, sondern gleich der große Wurf gelungen ist, dürfen sich die sympathischen Jungs und Mädels nun an der Fortsetzung zu Baldur´s Gate versuchen. Ihr altes Spielprinzip behalten sie dafür bei, erweitern es jedoch kräftig in alle Richtungen.

Um eine Sache gleich vorweg zu nehmen: Ja, bei Baldur´s Gate III handelt es sich unverkennbar um den offiziellen dritten Teil der Baldur´s-Gate-Serie, aber es unterscheidet sich auch in vielerlei Hinsicht von seinen beiden Vorgängern. Das neue Rollenspiel in der Welt von Dungeons & Dragons stammt nämlich aus dem Hause Larian Studios, die sich mit ihren hochgelobten Spielen in der Welt von Divinity einen Namen gemacht haben.

Das neue Baldur´s Gate weist dementsprechend weniger Ähnlichkeit mit Teil 1 und 2 auf und dafür umso mehr mit Original Sin und vor allem dem Meisterwerk Original Sin 2. Was entsprechend überhaupt nicht schlimm ist, ganz im Gegenteil, denn deren Spielprinzip passt zur Welt von Baldur´s Gate wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Und die aktuellen, äußerst positiven Bewertungen der User, die sich getraut haben, das noch immer stark unter Bugs leidende Spiel im Early Access auszuprobieren, sprechen für sich.

Der Charaktereditor

Solltet ihr die beiden zuvor erwähnten Spiele aus dem Divinity-Universum nie gespielt haben, lasst uns schnell erklären, was euch in Baldur´s Gate III erwartet. Zu Beginn erschafft ihr einen eigenen Charakter, der zu einer von sechs verschiedenen Rassen gehören kann, die fast allesamt noch in Unterkategorien eingeteilt werden. Ihr bestimmt neben dem Aussehen auch eure Herkunft, eure Spezialisierungen, Charaktermerkmale und noch einige andere Details, die allesamt mehr oder weniger Vor- wie Nachteile mit sich bringen.

Allein schon die schiere Masse an Möglichkeiten beim Erstellen der Spielfigur lässt höchst unterschiedliche Figuren zu, was den Wiederspielwert naturgemäß enorm erhöht. Und tatsächlich haben all diese Einstellungen Auswirkungen im Spiel. Ob ihr nun Elf, Drow, Zwerg oder Halbling seid, aus adeligem Hause, ein Straßenkind oder ein weiser Gelehrter und ob ihr jene Gottheit anbetet oder diese, ist im Verlauf der Handlung immer mal wieder relevant und gibt euch je nach Gebiet entsprechend unterschiedliche Herangehensweisen, Optionen und Ausgänge.

Manche Details eurer Spielfigur können sogar ganze Missionen abändern, andere haben nur kleinere Auswirkungen, wie einen neuen Kommentar hier oder eine zusätzliche Gesprächsoption dort, doch letztendlich gibt es keinen Aspekt der Charaktererstellung, die sich später als völlig irrelevant herausstellt. Lediglich die Möglichkeit, auch weibliche Charaktere mit Bärten und männlicher Stimme auszustatten, hat zumindest bei unserer Session keinen Unterschied gemacht, doch der rein visuelle Aspekt bildet hier sowieso die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Zum Gameplay

Habt ihr eure ersten Spielstunden damit verbracht, eure Figur zu erstellen, werdet ihr in die weite Welt von Baldur´s Gate III geschickt, erhaltet euren MacGuffin, also den Grund, warum ihr euch überhaupt die Mühe machen sollt, der Hauptquest zu folgen, und lernt bereits in den ersten Spielminuten einige der möglichen Begleiter kennen, die euch auf eurem Weg zur Seite stehen werden beziehungsweise stehen können. Diese Recken decken alle Hauptklassen ab, verfügen über ihre eigene Geschichte und, soweit wir das aktuell bereits beurteilen können, auch eine eigene Questline. Und vor allen Dingen einen ganz persönlichen Moralkompass.

Insgesamt könnt ihr ein Team aus vier Kämpfern zusammenstellen, die alle über eigene Fähigkeiten, Zauber und Attribute verfügen, die ihr bei jedem Levelaufstieg zumindest minimal beeinflussen könnt. Die Welt erkundet ihr dann in Echtzeit gemeinsam, die Kämpfe hingegen finden rundenbasiert statt. Eure Initiative bestimmt, in welcher Reihenfolge die Figuren am Zug sind, und dann ist Hirnschmalz gefragt. Denn Baldur´s Gate III ist, genau wie Original Sin 1 und 2, alles andere als einfach.

Bereits nach einigen ersten, verhältnismäßig simplen Kämpfen zieht der Schwierigkeitsgrad enorm an und eure Gegner beginnen damit, ihre Kräfte und Fähigkeiten zu kombinieren. Da passiert es nicht selten, dass euer Fernkämpfer plötzlich durch eine magische Rauchwolke zum Blindsein verdammt wird, während sich über euren Nahkämpfer Öl ergießt und dieses dann von einem Feuerpfeil in Brand gesteckt wird.

Was bedeutet, dass ihr selbst keine andere Wahl habt, als es dem Feind gleichzutun und vor jedem Klick genau abwägen solltet, was ihr tut, wo ihr es tut und vor allen Dingen wem ihr es antut. Nach wenigen Spielstunden gibt es keinen Kampf in diesem Spiel mehr, der es nicht erfordert, die eigenen Schritte ganz genau zu überlegen und zur Verfügung stehende Kräfte effektiv zu kombinieren. Was auch bedeutet, dass ihr euch mehr als einen Gedanken machen solltet, bevor ihr euch beim Levelaufstieg für diesen statt für jenen Zauber entscheidet.

Die Möglichkeiten, verschiedene Attacken sowie Magie zu kombinieren, fallen noch ein ganzes Stück umfangreicher aus, als es in Divinity: Original Sin 2 der Fall war, und damit steigen auch die Herangehensweisen, mit denen ihr einen Kampf gewinnen könnt. Generell gibt es deutlich mehr Zauber als früher, und ihr schaltet sehr früh eine große Zahl davon frei, was gerade Anfänger in den ersten Spielstunden ein wenig überfordern könnte.

Schließlich ist es je nach Klasse schon schwer genug, die Vielzahl an taktischen Möglichkeiten im Blick zu behalten, Beschreibungen von Zaubern und Fähigkeiten von drei weiteren Charakteren lesen und durchplanen zu müssen. Das kann entsprechend zeitaufwändig und möglicherweise etwas frustrierend sein. Im Vergleich zum letzten Spiel von Larian Studios wurde aber nicht nur der Umfang erweitert, es wurden auch einige Feinjustierungen am Kampfsystem vorgenommen, die dem Spielspaß zugute kommen.

Noch immer habt einen beschränkten Aktionsradius pro Zug, doch wird dieser nicht mehr durch Aktionspunkte festgelegt. Stattdessen könnt ihr in jeder Runde generell zwei bis maximal drei Aktionen durchführen: eine Hauptaktion, also einen Zauber, eine Attacke oder Ähnliches, und eine Nebenaktion, wie beispielsweise springen, die Waffe in ein Element tauchen, einen fast besiegten Gegner bewusstlos schlagen, anstatt ihn zu töten, einem besiegten Freund wieder auf die Beine helfen und so weiter und so fort. Und manchmal gibt es noch eine dritte Bonusaktion, zum Beispiel dann, wenn ihr eine zweite Einhandwaffe in der Nebenhand ausrüstet und damit eine weitere Attacke ausführt.

Die Herangehensweise in Sachen Tod ist ebenfalls neu, denn nun habt ihr jedes Mal, wenn die Lebenspunkte auf null sinken, die Chance, euch ans Leben zu klammern und von einem Kameraden aufgerichtet zu werden. Erst wenn ihr bei einem solchen Rettungswurf scheitert, der jede Runde und nach jedem weiteren Angriff auf euren Charakter wiederholt wird, seid ihr endgültig besiegt und müsst mit einer Schriftrolle oder einem Zauber wiederbelebt werden.

Aber auch außerhalb der Kämpfe sind die verschiedenen Kräfte und Fähigkeiten sowie das Wissen eurer Figuren enorm wichtig. Sei es, um NPCs zu überreden oder zu täuschen, Fallen zu entdecken, Schlösser zu knacken, alte Texte zu übersetzen oder schlicht die Muskeln spielen zu lassen. Genauso verhält es sich mit euren Entscheidungen, die stets mindestens oberflächlich relevante Auswirkungen in späteren Missionen oder bei bestimmten Begegnungen mit sich bringen.

Grafik und Handlung

Baldur‘s Gate III sieht stellenweise fantastisch aus. Die Details in der Spielwelt sind stellenweise schlicht umwerfend. Vorne weg sollten jedoch die Effekte von Zaubern und Fähigkeiten gelobt werden, die sich einfach nur als Augenschmaus bezeichnen lassen. Abzüge gibt es lediglich für manch gruselig steife Mimik von NPCs und die vielen Bugs, unter denen der Early Access noch zu leiden hat und die zu schrecklichen Verunstaltungen führen können.

Nicht selten traten bei unserem Durchlauf Clipping-Fehler auf, die in die Kategorie Horror gehören, NPCs, die sich zu Trapezen aufblähten und Glitches, für die mir gar die Worte fehlen. Da es sich aber noch um eine sehr frühe Early-Access-Version handelt, gehen wir fest davon aus, dass sich diese Probleme in den nächsten Wochen in Luft auflösen werden.

Was dann noch übrig bleibt, ist ein wunderschön anzusehendes Spiel, an dem es nur wenig auszusetzen gibt. Allenfalls die Handlung ist nicht noch ganz so ausgereift, wie wir uns das gewünscht hätten. Die Überschneidungen von Divinity: Original Sin 2 und Baldur´s Gate III sind teilweise ganz und gar nicht von der Hand zuweisen, was sich bereits im Tutorial abzeichnet. Beide Spiele starten zum Beispiel auf einem Schiff und führen dann an einem Strand weiter.

Als jemand, der das letzte Divinity viele Male durchgespielt hat, befürchtete ich bereits für einen Moment, die Freudenfeste zu erblicken und eine kleine Kauffrau, die sich fragt, ob der berühmte Hauptmann auch unter dem Namen „Die Axt“ bekannt ist. Nein, hier ist es „Der Hammer“. Was den Larian Studios im ersten Augenblick vermeintlich als Einfallslosigkeit ausgelegt werden mag, erweist sich im späteren Verlauf als die für das Entwicklerstudio so typische Selbstironie, mit der sie sich und ihre Geschichten immer mal wieder in leicht abgewandelter Form kopieren und damit ihren treuen Fans verschwörerisch zuzwinkern.

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