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Preview - Banishers: Ghosts of New Eden : Angespielt: The Witcher gegen die Hexe von Hänsel und Gretel

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Don’t Nod kennt man heutzutage vor allem für seine interaktiven Geschichten wie Life is Strange oder zuletzt Harmony: The Fall of Reverie (Test). Dabei vergisst man schnell mal, dass die französischen Entwickler davor bereits mit Remember Me im Action-Adventure-Genre umtriebig waren und diesem mit Vampyr auch später treu blieben. Mit Banishers: Ghosts of New Eden erscheint noch dieses Jahr eine Mischung aus The Witcher, Ghostbusters und Hänsel und Gretel, und die erwies sich nach Anspielen einer ca. zweistündigen Demo als beeindruckend vielversprechend.

Red und seine Geliebte Antea gehen einem Lebensunterhalt nach, den man als Ghostbusters des ausgehenden Mittelalters beschreiben könnte. Wie Witcher Geralt jagen sie Bestien und Gespenster. Doch dabei fand Antea unter tragischen Umständen selbst den Tod und steht Red seitdem als Geist zur Seite. In der Wildnis von New Eden, einer düster folkloristischen Ausgabe Nordamerikas, suchen die beiden verzweifelt nach einem Weg, den Fluch umzukehren. Doch dabei laufen sie Gefahr, selbst zu den Monstern zu werden, die sie jagen …

Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los

Als Sidekick steht Antea unverkennbar in der Tradition vielschichtiger Nebenfiguren wie Ellie in The Last of Us oder Atreus in God of War, die sich allesamt in den Dienst einer emotionalen Vermittlung der persönlich motivierten Geschichte stellten. Doch Antea kommt in Bashers neben ihrer narrativen auch eine tragende spielerische Funktion zu: So könnt ihr jederzeit zwischen den beiden Spielfiguren wechseln und euch ihre individuellen Fähigkeiten zunutze machen. Als Geist ist Antea etwa in der Lage, über Abgründe zu schweben und auf der anderen Seite eine Brücke für Red hinunterzulassen.

Red wiederum ist der Mann fürs Grobe: Er schwingt im Kampf seine Säbel, wie man das in solcherlei Action-Rollenspiel für gewöhnlich tut: mit schnellen, aber verhältnismäßig schwachen Hieben oder einem langsamen, dafür umso kräftigeren Schlag. Die Muskete, die er zusätzlich mit sich führt, benötigt so lange zum Nachladen, dass sie nur in Notfällen zum Einsatz kommt und daher meist eher fürs Lösen von Rätseln eingesetzt wird, etwa um die Ketten einer hochgezogenen Zugbrücke durchzuschießen. Banishers: Ghosts of New Eden ist in erster Linie ein Nahkampfspiel, grob verwandt mit den Mechaniken, die Dark Souls quasi jedem Action-Rollenspiel der neueren Zeit als Blaupause lieferte (aber ohne dessen Schwierigkeitsgrad), also etwa auch in der Buttonbelegung mit den Angriffen auf Bumper und Trigger, die selbst Assassin’s Creed kopiert und sich in Banishers tatsächlich sehr ähnlich anfühlt wie dort.

Und auch sonst findet ihr hier alles, was es von einem Spiel dieser Art zu erwarten gibt: Auf eurer Reise durch den Wald sammelt ihr unablässig Materialien wie Kräuter und Erze, mit denen ihr Tränke herstellt und eure Ausrüstung nach und nach verbessert. Erfahrungspunkte schalten schicke neue Fähigkeiten wie Anteas Spektralexplosion frei, und bei Händlern lassen sich mal mehr, mal weniger nützliche Gegenstände erwerben. Die Spielwelt ist groß und zusammenhängend aufgebaut – immer wieder gewährt sie imposante Panoramablicke über die Wipfel des gesamten Waldes bis hin zu den majestätischen Bergen in der Ferne. Dennoch bildet sie keine Open World, sondern schickt euch die meiste Zeit über vorgegebene Pfade am straff gespannten Spannungsbogen der Geschichte entlang.

Witch und Witcher im Pakt der Wölfe

Was Banishers gegenüber vergleichbaren Spielen auszeichnet, ist in erster Linie sein Setting, das mich stark an den Film Pakt der Wölfe von Silent-Hill-Regisseur Christophe Gans erinnert: New Eden ist eine gottlose Welt, in die die Bewohner voller Hoffnung auf ein besseres Leben auswanderten, aber nichts als Krankheit, Hunger, und Tod vorfanden und in der ständigen Angst vor den Monstern leben, die im dunklen Wald lauern.

Eine davon gilt es in dem frühen Kapitel, das wir anspielen durften, zu jagen und zur Strecke zu bringen. Dafür lesen wir seine Spuren im matschigen Waldboden, rätseln uns durch eine verlassene Mine und finden schließlich das Lager einer Gruppe von Siedlern, das auf bestialische Weise verwüstet wurde. Von dort hat das Biest eine vernichtende Schneise durchs Gehölz geschlagen bis zu seinem Nest, wo es schließlich zum Bosskampf kommt.

Und hui, ui, ui, darin ziehen die Entwickler wahrlich alle inszenatorischen Register. Das Biest gleicht einem monströsen, skelettierten Wolf, dessen Gestalt aus Ästen und Rinde geformt wurde und noch immer die Leichen seiner verzehrten Opfer in tödlicher Umklammerung am eigenen Körper gefangen hält. Es tobt, es brüllt, während wir als Red seinen Attacken per Seitwärtsrollen ausweichen und nach den Schwachstellen Ausschau halten, an denen wir es verletzen können.

Schwere Entscheidungen: Erlösung oder ewige Verdammnis?

Nachdem wir es besiegt haben und die Demo schon zu Ende wähnen, zeigt Banishers: Ghosts of New Eden aber erst so richtig, worin sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber vergleichbaren Action-Rollenspielen wie The Witcher, Greedfall und Dragon’s Dogma besteht. Denn nun müssen wir eine Entscheidung treffen, wie sie Don’t Nod nicht einmal in ihren interaktiven Film-Spielen mit einer solch schweren ethischen Bürde zu treffen verlangte. Denn wie sich herausstellt, wurden wir von unserer Auftraggeberin, die uns damit betraute, das Biest zu erlegen, betrogen. Offenbar stand sie mit dem Monster im Bunde und schickte die niedergemetzelten Siedler wissentlich in den sicheren Tod, um größeres Unheil von ihrem Dorf abzuwenden und die verbotene Liebe ihrer Schwester zu deren lesbischer Lebensgefährtin zu verheimlichen.

Banishers stellt euch im Folgenden vor die Wahl: Habt ihr Verständnis für ihre Beweggründe und verschont daher ihr Leben? Oder lasst ihr eiserne Gerechtigkeit walten und verurteilt sie an Ort und Stelle zum Tode? Eure Entscheidung wirkt sich nicht nur unmittelbar auf das Wohlergehen aller Beteiligter aus, sondern ebnet gleichzeitig einen unumkehrbaren Weg in der persönlichen Geschichte von Red und Antea ein.

Banishers: Ghosts of New Eden - Trailer zeigt erstes Gameplay

Dontnod Entertainment hat in diesem Trailer erstes Gameplay aus dem kommenden Action-RPG Banishers: Ghosts of New Eden gezeigt.

Denn je nachdem, ob ihr in solcherlei Szenen herzlos oder mitfühlend, brutal oder salomonisch, egoistisch oder selbstlos handelt, formt ihr damit auch das zukünftige Schicksal eurer toten Geistergefährtin. Verhelft ihr ihrer Seele zu ewigem Frieden? Oder nutzt ihr jede Gelegenheit, ihr die Kraft zu verleihen, schlussendlich ins Leben zurückzukehren, geht dabei aber das Risiko ein, euer eigenes Seelenheil zu opfern? Spätestens an dieser Stelle gibt Banishers zu erkennen, dass das Kintopp-Ambiente von Hänsel und Gretel, Hexenjäger, lediglich als Fassade dient, um im Kern eigentlich die klassische Tragödie von Orpheus und Eurydike in einer modernen Form zu erzählen.

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Die Entwickler bei Don’t Nod wissen diese Szenen aber nicht nur dramaturgisch exzellent zu inszenieren, auch grafisch tun sie sich durch einen erstaunlich hochwertig betriebenen Aufwand hervor. Das düster dreckige Spätmittelalter reicht in seiner Gestaltung und den Unmengen an Details nicht ganz, aber doch in greifbare Nähe von A Plague Tale: Requiem heran, ebenfalls bei Publisher Focus erschienen und bis heute das Maß aller Dinge auf den Next-Gen-Konsolen. Vor allem aber bei den extrem detaillierten Gesichtern und insbesondere deren bis ins letzte Muskelzucken authentisch wirkenden Animationen lässt sich Banishers nicht lumpen, wo doch selbst große Studios in dieser Disziplin gerne mal schlampen und sparen.

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