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Preview - Bayonetta : Brille? Fielmann!

  • X360
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Nach und nach geht ihr den Irrungen und Wirrungen der kruden Handlung auf den Grund. Zwischendurch wird fleißig gekämpft und nebenbei werden Bücher und Teile kaputter Schallplatten gesammelt, die Sonaten enthalten. Bei all dem wird nie vergessen, das Hinterteil der Protagonistin gekonnt in Szene zu setzen. Denn egal ob Bayonetta die Gegner mit einem Roundhouse-Kick plattmacht oder nur zum Levelausgang watschelt: an dem Po kommt man nicht vorbei, ob man will oder nicht. Spieler sind halt überwiegend männlich. Das hat wohl auch der Devil-May-Cry-Vater einkalkuliert, dessen Handschrift bei Bayonetta nicht zu übersehen ist.

Sollten euch eure wahnwitzigen Nahkampfmanöver oder die Bleispritzen mal nicht ausreichen, könnt ihr auch zu den Waffen erledigter Monster greifen. Mit einem riesigen Speer oder einer futuristischen Kettensäge metzelt es sich auch nicht schlecht. Und sogar die Posaune lässt sich zum Kampf benutzen. Dieser ganze Schnickschnack ist aber eigentlich gar nicht nötig, denn unten in der Hölle kann sich das rabiate Weib gegen eingesammelte Ringe (Sonic lässt grüßen) nicht nur Waffen und Items, sondern auch neue Moves kaufen. Die werden dann im Spielverlauf immer derber. Spezialmanöver lassen sich durch heftiges Knopf-Gebashe verstärken. So werden die armen Kreaturen, die der Hexe ans Lederoutfit wollen, in einer eisernen Jungfrau zermatscht oder aufs Schafott befördert.

Hex Hex!

Da Gewalt aber nie die Lösung ist, setzt Frau B. ab und an auch auf magische Kräfte. Die kommen vor allem bei den eingestreuten Rätselelementen zum Einsatz. Wie kommt man durch Tore, die sich sofort nach der Zerstörung wieder zusammensetzen? Richtig, man verlangsamt die Zeit. Unter Zeitdruck müssen dann also Tür und Tor zertrümmert oder eine Brücke muss rechtzeitig passiert werden. Gerade in diesen Momenten fällt die nicht optimale Kameraarbeit negativ ins Gewicht. Durch die ständig wechselnde Perspektive kann es vorkommen, dass man unter Zeitdruck in die falsche Richtung wetzt und das Ganze dann noch mal versuchen muss. Das permanente manuelle Nachjustieren der Kamera durch Klicken des Analog-Sticks nervt mit der Zeit.

Nichts zu meckern gibt's dagegen schon jetzt bei den Bossgegnern, die in Hülle und Fülle antreten. Egal ob zweiköpfiger Flugdrache, Riesenmutant oder gigantische Schlange: Was bei anderen Spielen der Endgegner, läuft euch bei Bayonetta im zweiten Level über den Weg. Man purzelt praktisch von einem Zwischengegner in den anderen, die kleinen Feinde sind nur lästiges Beiwerk auf dem Weg zum nächsten bildschirmfüllenden Obermotz. Noch höher ist die Schlagzahl bei den Cut-Sequenzen angesetzt. Bei anderen Titeln verbindet eine kurze Zwischensequenz die Gameplay-Passagen, bei Bayonetta hat man fast das Gefühl, es sei umgekehrt. Etwas weniger wäre hier wohl mehr gewesen.

Bayonetta bombastisch

Was soll man für ein Spiel erwarten, bei dem die Protagonistin das Motto hat: „I got a fever, and the only cure are more dead angels."? Wem Devil May Cry zu bieder war, der darf sich auf Bayonetta freuen. Von der Spielmechanik über die abgedrehten Charaktere bis hin zu den Fantasy-Settings erinnert vieles an die furiosen Abenteuer von Dante. Die Action mit der Hexe setzt allerdings noch einen drauf. Technisch wird ähnlich hoher Standard geboten: Animationen, Geschwindigkeit und das Design von Freund, Feind und Arealen kann sich schon jetzt sehen lassen. Wer auf überdrehte Action im typischen Japan-Stil steht, der wird im Januar nicht um Bayonetta herumkommen.

Fazit

von Jens Quentin
Ich mag Frauen mit Brille. Wirklich. Aber das, was da bei Bayonetta ohne Pause auf dem Bildschirm abgeht, ist mir persönlich fast schon etwas zu viel. Etwas zu viel Effektgewitter. Etwas zu viel Größenwahn. Etwas zu viel platter Sexappeal. Etwas zu viel nerviger Japan-Pop. Etwas zu viele sich gegenseitig im Minutentakt toppende Bossgegner. Ohne Zweifel wird Bayonetta ein technisch beeindruckend inszenierter Actionknaller mit tollem Gegnerdesign, abgefahrenen Waffen und fantasievollem Szenario. Man sollte aber schon sehr auf Spiele in dieser typischen Japan-Machart stehen, um dieses überbordende Action-Feuerwerk mehr als 30 Minuten am Stück mit Freude genießen zu können. Doch wie das offensichtliche Vorbild Devil May Cry gezeigt hat, gibt es von dieser Art Spieler ja mehr als genug.

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