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Test - Deadly Premonition 2: A Blessing in Disguise : Im zweiten Anlauf zum Geniestreich?

  • NSw
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Greift zu, wenn...

… ihr den ersten Teil nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten geliebt habt.

Spart es euch, wenn...

… ihr nicht bereit seid, ein zweites Mal über dieselben Mängel hinwegzusehen.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Es gibt kein richtiges Leben im falschen

Der erste Teil von Deadly Premonition gilt als Paradebeispiel für grandioses Scheitern an den eigenen, zu hoch gesetzten Ansprüchen. Vieles an diesem Spiel war bis an die Grenze der Zumutbarkeit unausgegoren, sperrig, hässlich und nervtötend. Doch gleichzeitig schimmerte unter der rauen Schale klar erkennbar der funkelnde Rohdiamant, den es im Herzen trug. Ob es an zu wenig Zeit, zu wenig Geld oder daran lag, dass sich die Entwickler heillos übernommen hatten, zwischen all den Unzulänglichkeiten und bizarren Designentscheidungen fand das Spiel nichtsdestotrotz überaus leidenschaftliche Fans mit seiner atemlosen Mystery-Thriller-Geschichte und der einzigartigen, strahlenden Vision einer Open World, die mehr war als Kulisse für Questgeber und Sammelobjekte, sondern nichts weniger als die Simulation einer natürlich wirkenden Welt mit lebendigen Menschen statt Klon-NPCs anstrebte.

Deadly Premonition 2 schürte die Hoffnung, es gäbe den Entwicklern die Chance, im zweiten Versuch die Fehler von einst zu vermeiden und endlich das Spiel abzuliefern, das ihnen (und vor allem den Spielern) beim ersten Mal schon vorschwebte. Doch alles soeben über den Vorgänger Gesagte, lässt sich unverändert auf den zweiten Teil übertragen. Abermals unterhält das Spiel vor allem immer dann blendend, wenn es sich gerade auf seine Geschichte konzentriert, und lässt hinter der spröden Fassade den Versuch einer beispiellos authentischen Spielwelt erkennen.

Doch in allen anderen Punkten scheitert Teil 2 im gleichen Maße wie sein Vorgänger: bei den eintönigen, einfallslosen und sinnfreien Missionen, der unausgereiften Technik, den geradezu peinlichen Actionszenen, den vielen kleinen Unzulänglichkeiten und der sichtlichen Überforderung der Entwickler, aus den mannigfaltigen Bestandteilen ein stimmiges Ganzes zu formen.

Was man dem ersten Teil mit viel Wohlwollen noch verzeihen mochte in der Zuversicht, die Entwickler könnten es eigentlich besser, hätte man sie nur gelassen oder ihnen genug Geld überwiesen, fällt beim zweiten Mal nicht mehr so leicht. Wer genau dieselben Fehler erneut begeht, hat vermutlich einfach nichts dazugelernt.

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Fans, die schon am Vorgänger vor allem dessen Hässlichen-Entlein-Charme liebten, finden auch mit Deadly Premonition 2 ihr persönliches Guilty Pleasure zwischen grandios gescheiterter Vision und unfreiwilliger Komik. Mitunter wirkt es gar so, als forcierten die Entwickler diesen Eindruck im vollen Bewusstsein, um damit entweder den holprigen Camp-Charme als Fan-Service zu verkaufen oder selbstironisch zwinkernd von der eigenen Schludrigkeit abzulenken.

Jedoch scheint mir genau an dieser Stelle das Problem von Deadly Premonition 2 zu liegen: Offenbar haben die Entwickler nicht begriffen, dass die meisten Fans den ersten Teil trotz, aber eben nicht wegen seiner Macken liebten. Am Ende schaden sie dadurch lediglich dem Ansehen des Vorgängers, weil sie den Eindruck nahelegen, dass dessen Scheitern nicht an den zu hoch gesetzten Ansprüchen lag, sondern etwas viel Banalerem: dass seine Entwickler es letztlich einfach nur nicht besser können. Und nie gekonnt haben.

Überblick

Pro

  • spannende Story zwischen übersinnlichem Thriller und irrer Groteske
  • Versuch einer authentischen Open-World
  • Missionen, Crafting, Minispiele: es gibt viel zu tun
  • gelungene (englische) Vertonung und variantenreicher Musik nach Art des Vorgängers

Contra

  • matschige Grafik, mit der die Switch zudem heillos überfordert ist
  • einfallslose, eintönige und weitgehend sinnlose Missionen
  • dilettantisch umgesetzte Actionszenen
  • viel spielerischer Leerlauf
  • begeht weitgehend die gleichen Fehler wie der Vorgänger

Awards

  • Story
    • NSw

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