Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Preview - Final Fantasy XVI : Angespielt: Ist das noch Final Fantasy?

  • PC
  • PS5
Von  |  |  | Kommentieren

Der Name Final Fantasy stand lange Zeit für JRPGs in Reinkultur. Spätestens mit dem 15. Teil sprengten die Entwickler von Square Enix allerdings ihre Ketten und stülpten vor allem das Kampfsystem kräftig um. Doch so richtig rund fühlte sich das nicht an. Am 22. Juni erscheint laut aktueller Planung der offizielle Nachfolger, Final Fantasy XVI. Und dieser geht einen noch extremeren Weg und schmeißt sämtliche rundenbasierten Elemente und deren Überbleibsel von Bord. Bei einem exklusiven Anspieltermin in London stürzten wir uns in die actionreichen Echtzeit-Kämpfe und mussten nicht selten unsere heruntergeklappten Kiefer von der Tischkante auflesen.

Zu japanischen Rollenspielen gehört das rundenbasierte Kampfsystem wie das Panzerschwert zu Cloud. Wohl einer der Hauptgründe, warum das Genre vielen Spielern bis heute verschlossen blieb. Selbst Final Fantasy entzog sich diesem Umstand erst mit dem sage und schreibe 15. Teil der Hauptreihe. Zumindest im Ansatz, denn das ungewöhnliche Echtzeit-Kampfsystem bediente sich noch immer einiger klassischer Elemente und fühlte sich zu keinem Zeitpunkt richtig rund an. Ebenfalls traditionell angehaucht, aber deutlich gelungener, fielen die Auseinandersetzungen in Final Fantasy VII Remake aus.

Offensichtlich reicht es den Entwicklern nun endgültig mit den Altlasten. Daher haben sie mit Ryota Suzuki einen namhaften neuen Fighting Director für sich gewonnen. Der ehemalige Capcom-Angestellte zeichnete in der Vergangenheit für Hochkaräter wie Devil May Cry 5, Dragon’s Dogma und Marvel vs. Capcom 3 verantwortlich. Diese Expertise zeigte sich deutlich in der Preview-Version, die ich in London anspielen durfte. In dieser speziell für das Event angepassten Fassung kloppte ich mich durch einen Level inklusive Endboss und erlebte zusätzlich einen bildgewaltigen Esper-gegen-Esper-Kampf. Ich nehme es gleich vorweg: Die Neuausrichtung hatte die Reihe bitter nötig.

Es wurde echt Zeit

Die aufgeführten Beispiele von Ryota Suzukis Arbeiten verdeutlichen schon ganz gut, in welche Richtung das Kampfsystem von Final Fantasy XVI geht. Skills wählt ihr nicht mehr aus einem Menü, alles läuft in Echtzeit ab. In Windeseile reiht ihr Kombos aneinander, löst über Tastenkombinationen Spezialfähigkeiten aus, weicht feindlichen Attacken aus und pariert eingehende Angriffe. Stets dabei ist euer treuer Hund Torgal, dem ihr Befehle erteilt. Der knuffige Vierbeiner heilt euch, attackiert Feinde und zieht Aggro auf sich.

In der Vorschau-Fassung standen mir die Kräfte von drei Esper zur Verfügung. Der Wechsel zwischen den Skillsets lief flott über einen Tastendruck. Durch die Kombination aus R2 und den Actionbuttons löste ich feurige Punches oder aufladbare Felsschläge aus, die meine Gegner zurück in die Steinzeit prügelten. Standard-Zauber verschießen beispielsweise Glutbälle und verursachen so auch auf Distanz etwas Schaden.

Trotz des kleinen Kampf-Tutorials, in dem ich einen jungen Clive Rosfield steuerte, überforderten mich die ersten Auseinandersetzungen mit den Standard-Mobs durchaus. Kein Wunder, Square Enix setzte mich an einen Punkt der Story, der etwa fünf Stunden nach dem Spielstart angesiedelt war. Plus, ich hatte mehr Skills als eigentlich an dieser Stelle vorgesehen sind. Aber mit jeder Minute fühlte ich mich vertrauter mit Clives Fähigkeiten und haute schnell heftige Kombos in flotter Abfolge raus.

Wo Devil-May-Cry-Veteranen jetzt begeistert Ebony & Ivory abfeuern, steht Final-Fantasy-Fans vermutlich der kalte Angstschweiß auf der Stirn. Aber keine Sorge, Square Enix vergisst euch nicht. Anstelle von traditionellen Schwierigkeitsgraden setzen die Entwickler auf besondere Items, die das Leben teils massiv vereinfachen. Bis zu drei der Ringe dürft ihr ausrüsten, beispielsweise konsumiert Clive automatisch Heiltränke oder es reicht einfaches Buttonmashing, um fette Kombos abzufeuern.

Ich sag’s, wie es ist: Das Kampfsystem von Final Fantasy XVI zeigt sich über jeden Zweifel erhaben. Wo ich in meinem ersten Durchgang der Demoversion kein Land gesehen hätte, würde ein Ring vor einem eingehenden Treffer nicht die Zeit verlangsamen, fand ich mit jeder Minute mehr rein. Der zweite Anlauf gestaltete sich deutlich schwerer. War jedoch eine Truppe Gegner ohne die Verwendung von Hilfsmitteln meinerseits besiegt, dann fühlte ich mich jedoch so mächtig wie ein Esper höchstselbst.

Das allgemeine Inventar zeigt sich hingegen wieder JRPG-typisch. Neue Waffen, Talismane und Rüstungsteile verstärken Schaden, bestimmte Elemente und Widerstandskräfte. Nicht zu kompliziert, aber mit genügend Raum zur Selbstentfaltung. Wie auch die freischaltbaren Skills, von denen ich freilich nur einen Bruchteil zu Gesicht bekam.

Bombast wird großgeschrieben

Apropos Esper: Die riesigen beschwörbaren Wesen finden sich natürlich auch in Final Fantasy XVI. Und selbstverständlich ruft ihr sie nicht jederzeit herbei, sondern sie tauchen nur an bestimmten Stellen auf. Ach, und ganz nebenbei handelt es sich gar nicht mehr um eigenständige Entitäten, die ihr zur Hilfe pfeift. Stattdessen wohnen sie bestimmten Charakteren inne, die Helden und Schurken verwandeln sich in sie. Und wenn es so weit ist, dann bleibt kein Stein auf dem anderen und kein Auge trocken.

Regelmäßig im Spiel soll es zu Kämpfen zwischen den Esper kommen, die sich jeweils anderer Mechaniken bedienen. In meinem Fall schenkte ich Garuda als Ifrit ordentlich ein. Ein übergroßer Diablo prügelt sich in fast schon klassischer Brawler-Manier mit einer Art Wind-Walküre. Ein typischer Zweikampf, nur halt im XXL-Format. Die beiden machen mal eben einen kompletten Landstrich dem Erdboden gleich. Nicht nur die schieren Ausmaße dieses Kampfes spotten jeglicher Beschreibung, auch wie gut das alles aussieht, konnte ich kaum glauben.

Final Fantasy XVI - TGA 2022 Revenge Trailer

Square Enix hat im Rahmen der Game Awards mit "Revenge" einen längeren neuen Trailer zu Final Fantasy XVI gezeigt.

Ganz allgemein wird bei Final Fantasy XVI geklotzt und nicht gekleckert. Schon im ersten spielbaren Abschnitt, in dem ich mich gemeinsam mit dem Serienveteran Cid durch eine Burg prügelte, zeigte die Playstation 5 ihre Power. Butterweiche Animationen, realistisch anmutende Lichtspiele und tonnenweise Partikeleffekte unterstrichen den fantastischen optischen Gesamteindruck. Spätestens im Kampf gegen Benedikta, den Boss des Levels, drehten alle Regler nochmal ein Stück mehr auf. Als wären die filmreifen Angriffe noch nicht genug, treiben es die Entwickler mit dem Ausweichen und Angreifen per Quick-Time-Event auf die Spitze, bei denen Clive besonders imposant zur Seite springt oder eben zuschlägt.

>> Das abgefahrenste Final-Fantasy-Merchandise: Fantasie kennt keine Grenzen <<

Dem Ganzen nur zuträglich ist der orchestrale Soundtrack, bei dem epische Chorgesänge jedem Schlag noch mehr Wucht verleihen. Auf Audioseite kann ich bezüglich der deutschen Synchronisation auch gleich noch Entwarnung geben. Speziell im Remake von Final Fantasy VII neigten die Sprecher zu albernem Over-Acting, Ähnliches hörte ich in meiner Zeit in London nicht. Stattdessen passten die Stimmen gut zu den Rollen und die komplett in der Engine ablaufenden Zwischensequenzen liefen sogar größtenteils lippensynchron.

Kommentarezum Artikel